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  • Sonnenschirme am Strand „El Arenal“ auf Mallorca: Davon können wir im Sommer 2020 vermutlich nur träumen.
  • Foto: picture alliance/dpa

Sommer-Urlaub 2020: Wie könnte das gehen bei Corona?

Köln –

Je länger die Pandemie anhält, umso drängender wird eine Frage für die Menschen: Wird auch mein Sommer-Urlaub in diesem Jahr ausfallen? Dabei hätten wir uns die Pause mehr als verdient.

Seit Wochen halten wir uns so gut es geht an die Kontaktsperre, arbeiten im Homeoffice, betreuen die Kinder. Das „WirbleibenZuhause“ ist zum Motto geworden.

Doch die Aussicht, irgendwann auch mal wieder die eigenen vier Wände zu verlassen, wird nach so langer Zeit immer verlockender. Eine Auszeit käme da gerade recht. Und zugleich gerät die Tourismusbranche immer stärker unter Druck. Aber wie realistisch ist der Traum vom Sommerurlaub?

Forderungen nach einer innereuropäischen Lösung

Angesichts großer Einbußen in der Tourismusbranche werden Forderungen nach Lockerungen der Beschränkungen in der Corona-Krise immer lauter.

Die führenden deutschen Tourismusverbände haben sich nun für eine schrittweise Aufhebung der innereuropäischen Corona-Reisebeschränkungen ausgesprochen.

„Wo die Hygieneregeln beachtet werden, muss Urlaub auch wieder möglich sein, auch in Europa“, schreiben Vertreter von Tourismus, Reiseveranstaltern, Gastgewerbe und Luftverkehr in einem gemeinsamen Artikel. Zunächst sollten Länder mit erfolgreichen Schutzmaßnahmen in bilateralen Verhandlungen die Reisebeschränkungen gegenseitig aufheben. Eine Öffnung innerhalb der gesamten EU sei dann der nächste Schritt.

Bundesregierung hält Auslandsreise für unrealistisch

Noch ist allerdings unklar, ob die Forderungen der Tourismusverbände erfüllt werden. Derweil hat die Bundesregierung am Mittwoch die weltweite Reisewarnung für Touristen wegen der Coronavirus-Pandemie bis mindestens 14. Juni verlängert (hier lesen Sie mehr). Ein entsprechender Vorschlag des Auswärtigen Amts wurde nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch vom Bundeskabinett angenommen.

Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, dämpfte zudem die Hoffnungen auf eine Auslandsreise nachdrücklich.

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Ferienwohnungen bieten die geringste Gefahr für Ansteckungen, gerade im Vergleich zu Hotels.

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picture alliance/dpa

Also Balkonien statt Balearen? Ganz so schlimm muss es im Sommer vielleicht doch nicht kommen. Den Urlaub muss man noch nicht ganz an den Haken hängen. Erst einmal wird es wohl um Deutschland-Urlaub gehen. „Ich glaube, dass ein Urlaub eher regional dieses Jahr möglich sein wird“, sagte Bareiß.

Zum einen könne die Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen hier besser garantiert werden. Außerdem könnten die Bürger auch der deutschen Tourismusbranche wieder auf die Beine helfen. „Es gibt genügend schöne Urlaubsziele in Deutschland“, warb der Tourismusbeauftragte.

Urlaub in Deutschland – aber wo?

Eine Ferienwohnung an der Ostsee oder im Schwarzwald zu mieten, das dürfte nach Einschätzung der Bundesregierung auch schon im Sommer „problemlos möglich sein“. Ein Argument dafür: Im Ferienhaus gibt es keine Menschenansammlungen, eine Familie könnte unter sich bleiben. Schrittweise könnten dann auch Hotels geöffnet werden, wenn man Lösungen für Frühstücksbuffets und Restaurants finde.

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Erholen an der Ostsee wie hier in Warnemünde: Das ist nach jetzigem Standpunkt eine Möglichkeit.

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picture alliance/dpa

Ein „Nebeneinanderliegen so Handtuch an Handtuch am Nordseestrand“ werde es aber nicht geben können, betonte Bareiß. „Auch da muss man klar definieren, wie Abstände eingehalten werden können.“ Der Deutsche Tourismusverband schließt auch Kontrollen und Sanktionen nicht aus, um übervolle Strände zu verhindern.

Wann ist die Fernreise wieder denkbar?

Für ein konkretes Datum ist es zu früh, einen groben Zeitplan gibt es aber. Zuerst Deutschland, dann die europäischen Nachbarländer – und irgendwann dann wieder Fernreisen. Das ist das Bild, das die Bundesregierung derzeit zeichnet. Erst wenn es eine Impfung und ein wirksames Medikament gegen das Coronavirus gebe, sei sorgenfreies Reisen international wieder möglich, sagte Bareiß.

Außenminister Heiko Maas hatte vor einem „europäischen Wettlauf darum, wer touristische Reisen zuerst wieder zulässt“ gewarnt. In einigen Ländern gebe es aber auch eine gewisse Erwartungshaltung, berichtete Bareiß. „Es ist schon zu spüren, dass in Griechenland, Portugal, Italien, in den Südstaaten, ein stärkerer Wunsch da ist, dass wieder Urlaub möglich ist.“

Österreich prescht bei Hotel-Öffnungen vor

Ein gutes Beispiel für die Ungeduld gibt Österreich. Dort dürfen Hotels und andere Beherbergungsbetriebe ab 29. Mai 2020 wieder öffnen.

„Die gesamte Branche hat eine Vollbremsung hingelegt. Für Betriebe waren die letzten Wochen extrem schwierig, in vielen Fällen natürlich existenzbedrohend“, sagte Köstinger. Die aktuelle Entwicklung gebe aber die Möglichkeit zum Neustart. Dabei habe die Alpenrepublik stets den Anspruch, die Gastfreundschaft Österreichs mit größtmöglichem Schutz für Gäste und Mitarbeiter zu gewährleisten.

Streit um Entschädigung für gebuchte Pauschalreisen

Die EU-Kommission will trotz des Drucks der Bundesregierung keine verpflichtende Gutscheinlösung für stornierte Reisen in der Corona-Krise einführen. „Ich denke, in dieser Phase sollten die Reisenden ihr Recht behalten, eine Rückerstattung zu wählen“, sagte Verkehrskommissarin Adina Valean am Dienstag, 28. April.

Hier lesen Sie mehr: Reproduktionsrate steigt: Spahn will dennoch weitere Corona-Lockerungen

Bei dem Streit geht es um die Frage, wie Verbraucher für Pauschalreisen und Flüge entschädigt werden, die wegen der Corona-Krise abgesagt wurden. Die EU-Regeln sehen vor, dass Reisende immer auf eine Rückerstattung der Ticketkosten bestehen können. Die Bundesregierung würde davon gerne abweichen und es Unternehmen ermöglichen, lediglich einen Gutschein anzubieten. Sonst drohe Unternehmen ein „enormer Finanzierungsengpass“ wegen massenhafter Rückforderungen durch Verbraucher, warnte der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß.

Notfalls könne auch ein nationaler Rahmen gefunden werden, „damit wir einen Gutschein verpflichtend einführen“. Verkehrskommissarin Valean verwies darauf, dass die EU-Kommission für Unternehmen bereits viel unternommen habe, etwa durch Änderungen der Vorgaben für Staatsbeihilfen und die Aussetzung der Slot-Regeln für Fluglinien.

Die Passagier-Rechte wolle sie aber nicht antasten – und stattdessen den Kunden Anreize zu geben, freiwillig Gutscheine zu akzeptieren. (jv/dpa/afp)

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