Knotenmacher Peter Meister
  • Peter Meister zeigt, wie Seemannsknoten gemacht werden.
  • Foto: Tom Busch hfr

Seemannsgarn und Seemannsknoten in Cuxhaven


Von der Affenfaust bis zum Zimmermannsknoten – wie man richtige Seemannsknoten macht, das führt Peter Meister, Mitglied der Gilde der Knotenmacher, im Nordseeheilbad Cuxhaven vor: Im Museum Windstärke 10 geht es um Wasser und Wind, Schiffe, die See und spannende Knoten!

Erst wickeln, dann ziehen

Wickle es dreimal um die Finger herum! Schiebe das gewundene Seil von der Hand herunter, und achte immer schön auf die Richtung. Der Knotenmachermeister sieht uns genau auf die Finger. Nun wird waagerecht gewickelt, dreimal im rechten Winkel um die drei senkrechten Schlaufen. Nochmal drei Runden, wieder senkrecht, eine Murmel hinein und strammgezogen – fertig ist die Affenfaust!

Seemannsknoten: Peter Meister zeigt im Cuxhavener Museum „Windstärke 10“, wie es geht. Tom Busch hfr
Knotenmacher
Seemannsknoten: Peter Meister zeigt im Cuxhavener Museum „Windstärke 10“, wie es geht.

Die Seele der Affenfaust

Wichtig ist der Anfang: „Macht man da einen Fehler, fängt man besser gleich wieder von vorn an“, nickt Peter Meister und prüft, ob die einzelnen Stränge ordentlich nebeneinander liegen. Das Wichtigste ist eigentlich die Seele. Die Seele? „Ja, die kleine Holzkugel hier, das ist die Seele, das Innere, um der Affenfaust Gewicht zu verleihen.“ Der Mann kennt sich aus. Peter Meister ist ein Meister im Knotenmachen. Als Mitglied der Gilde der Knotenmacher führt er im Cuxhavener Wrack- und Fischereimuseum Windstärke 10 in die Kunst der Seemannsknoten ein.

Rückenschlag und Nackenschlag

Knoten haben sich über Jahrhunderte entwickelt. Es gibt zudem Angelknoten, Knoten bei Feuerwehr, Rettung und Bergsteigen und Zierknoten aller Art. Knoten können sich in Schlaufen und in Schlingen legen, einfach und mehrfach, können befestigen oder verbinden, zuziehen oder blockieren, sichern oder stoppen. Zwei halbe Schläge, ein Rückenschlag und der Nackenschlag – ja, da gibt es so einiges, was gern aufs Seil gelegt wird. Man kennt auch die üblichen Verdächtigen wie Ankerstek, Achtknoten, Schotstek und Rundtörn. Ausgefallene Exemplare füllen das ganze ABC, vom Austernfischerknoten über Balancestangen-Stek bis Corned-Beef-Knoten und enden beim Zimmermannsschlag. Dazwischen gibt es alles: halbe Trompeten und ganze Trompetensteks, Sattelgurtknoten und Rollkutscherknoten, und all die Knoten, die noch heute in Beruf und Hobby tagtäglich verwendet werden, von Cowboys bis Chirurgen, beim Fischen oder Segeln. Einst kam kein Handwerk ohne Knoten aus: Metzger, Buchbinder, Schuhmacher und Zimmermann nutzten sie, und auch die Ballonfahrt wäre ohne Spleiße, die den Korb am Gasballon befestigen, nicht möglich. Mehr als 5000 Knoten kennt man heute.

Von Affenfaust bis Zimmermannschlag - Peter Meister kennt und kann alle Knoten. Tom Busch hfr
Knotenmacher
Von Affenfaust bis Zimmermannschlag – Peter Meister kennt und kann alle Knoten.

Keine Seefahrt ohne Palstek

Und gibt es da so etwas wie einen König unter den Knoten? „Das Krokodil springt aus dem See, läuft einmal um den Baum und taucht wieder in den See“, greift Peter Meister augenzwinkernd zu einem Seil. Ist das jetzt Seemannsgarn? „Nein, das ist der Palstek“, zeigt er ihn schon vor. Er ist der häufigste Knoten in der Seefahrt. Beim Segeln bindet der Palstek die Schot ans Schothorn des Segels. Auch bei Rettungseinsätzen auf See kommt er viel zur Anwendung.

Museum in der Fischhalle

Unter anderem davon erzählt Cuxhavens „Windstärke 10“-Museum, von den Abenteuern zu Wasser, von Gefahren für Schiff und Crew – anschaulich und für alle Sinne greifbar. Man hört die verzweifelten Hilferufe der Mannschaft des im Orkan gestrandeten Frachters Luise Leonhardt und hört die Berichte von tragischen Schicksalen auf dem Auswandererschiff Cimbria. Haushohe Wellen, schwere Brecher, die See ist weiß von fliegender Gischt: Realitätsnah werden Erlebnisse auf See inszeniert und auch Katastrophen wie Schiffsuntergänge in der Deutschen Bucht in Ton, Bild und mit echten Exponaten gezeigt. Und was gibt es als Standort dafür Besseres als eine ehemalige Fischhalle? Nicht eine, gleich zwei! Die beiden historischen Fischhallen wurde mit der Überdachung der Ohlroggestraße zusammengeführt und so ein großer Ausstellungsbereich geschaffen. Beim Gehen spürt man noch das Gefälle, das in der alten Fischhalle einst das Wasser zu den Abläufen am Boden führte.

Das Museum „Windstärke 10“ ist in zwei ehemaligen Fischhallen in Cuxhaven untergebracht. Tom Busch hfr
Museum Windstärke 10
Das Museum „Windstärke 10“ ist in zwei ehemaligen Fischhallen in Cuxhaven untergebracht.

Flanieren zum Hamburger Leuchtturm

Vor dem Museum geht’s zum Meer. Mit Wattwanderungen und Wattwanderfahrten hoch auf dem gelben Wagen lässt sich das Weltnaturerbe Wattenmeer entdecken. Man kann auch schön flanieren auf der Seebäderbrücke, vorbei am Hamburger Leuchtturm, der vor über zweihundert Jahren von der Freien und Hansestadt Hamburg erbaut wurde und nach einem Abstecher aufs Museums-Feuerschiff „Elbe 1“ dann noch die Kugelbake besuchen: Zum dreißig Meter hohen Seezeichen aus Holz führt ein Weg über den Strand.

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Blick von der „Alten Liebe“

Dann gibt es da ja noch die große „Alte Liebe“… Cuxhavens angesagter Ausguck liegt am Seedeich. Von der Aussichtsplattform kann man den großen Pötten zuschauen, die in Richtung Hamburger Hafen ziehen – oder von hier selbst auf Reisen gehen, auf Hafenrundfahrt, hinaus zu den Seehundsbänken oder auf die Hochsee nach Helgoland. Ursprünglich wurde die hölzerne Doppelstock-Plattform als Wellenbrecher und Schiffsanleger gebaut, soviel steht fest. Cuxhavener erzählen, dass der alte Wasserbaumeister Kapitän Spanninger im Jahre 1733 an der Stelle drei Schiffe versenken ließ, rundum Pfähle in den Grund rammte und die Zwischenräume mit Steinen und Strauchwerk auffüllte. Und eines der Schiffe trug wohl den Namen „Die Liebe“. Aber vielleicht ist das jetzt nur Seemannsgarn.

Info

Windstärke 10: Maritimes Wrack- und Fischereimuseum. Besuch beim Knotenmacher: Wie man richtig Seemannsknoten knüpft, zeigt Peter Meister jeden Donnerstag und Freitag im „Windstärke 10“-Museum. www.windstaerke10.net

Nordseeheilbad Cuxhaven: www.nordseeheilbad-cuxhaven.de

(CB)

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