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Hexen Wernigerode
  • Nicht nur zur Walpurgisnacht sind Hexen in Wernigerode allgegenwärtig.
  • Foto: Matthias Bein/dpa

In dieser Stadt regeln Hexen und Teufel den Verkehr

Eine Premiere: In Wernigerode wurde die erste Hexenampel aufgestellt. Im schönen Harzer Luftkurort fliegen moderne Hexen heute auf Mopeds, machen Wohltäter und der heilige Nicolaus von sich reden – und das charmante Fachwerkstädtchen um eine Attraktion reicher. Im Herbst lohnt sich ein Ausflug in den Harz ganz besonders – die Laubfärbung macht Wernigerode noch bunter und ein Ausflug lässt sich gut mit einer Wandertour verbinden.

Alle warten auf die Hexe

Noch nicht einmal eine Minute, dann zeigt sie sich – leuchtend grün, auf einem Besen. Also auf über die Straße, bevor der Teufel uns den Weg versperrt. Es dauert auch nur Sekunden, da breitet er, rotglühend, seine Arme aus. Halt für alle! Der kleine Junge auf seinem Kinderfahrrad kann gar nicht genug vom Wechselspiel Hexe und Teufelchen bekommen. Mehrmals pendelt er über die Straße, bis ihn die Eltern schließlich weiterlocken können. Die vor wenigen Wochen eingeweihte Hexen-Ampel, die an der Feuerwache in Wernigerode nun den Verkehr regelt, ist eine wahre Attraktion. Die Verkehrsampel in der Bahnhofstraße, einer der Haupteinfahrtsstraßen in den beliebten Harzer Urlaubsort, ist die allererste ihrer Art zumindest in diesem Bundesland, wenn nicht gar im ganzen Land.

Die neue Hexenampel in Wernigerode dpa
Hexenampel
Die neue Hexenampel in Wernigerode

Der Brocken ist nah

In Wernigerode dreht sich so einiges um Hexen und den spannenden Harzer Sagenschatz. Liegt doch der Brocken als Attraktion und Schauplatz vieler Hexen- und Teufelssagen ganz nah: Die Gebirgslandschaft erhebt sich bereits aus der Ferne sichtbar aus der norddeutschen Ebene, oft nebelumhüllt. 13 Kilometer Luftlinie trennen die Hexenampel von der Teufelskanzel auf dem über 1100 Meter hohen Berg. Für fitte Hexen ist das ein kurzer Ritt, um beschwingt zum Stelldichein auf dem sagenhaften Blocksberg zu kommen.

Das kleinste Haus der bunten Fachwerkstadt Wernigerode steht in der Kochstraße. Jürgen Busch hfr
Wernigerode
Das kleinste Haus der bunten Fachwerkstadt Wernigerode steht in der Kochstraße.

Reiche Sagenwelt

In der mittelalterlichen Geschichte hatten viele Regionen einen eigenen Blocksberg, eine Erhebung, wo sich angeblich die Hexen versammelten. Doch spätestens mit der literarischen Adaption des Faust- und Brockenmythos durch Johann Wolfgang Goethe, heute Teil der Weltliteratur, wurde der Brocken schließlich zum alleinigen Inbegriff des Blocksbergs. Auch die reiche Harzer Sagenwelt trug dazu bei, gingen doch die heidnischen Festen der letzten Sachsen auf dem Brocken als Walpurgiskult in die Legende über. Und noch heute treiben es die Hexen bunt in der schönen Fachwerkstatt. Überall in den Gassen und Straßen von Wernigerode lugen sie aus den Häusern – als Hexenpuppen in allen Größen, mit Kopftuch und Besen als beliebte Souvenirs.

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Das mittelalterliche Rathaus und der Wohltäterbrunnen in Wernigerode. Jürgen Busch hfr
Rathaus Wernigerode
Das mittelalterliche Rathaus und der Wohltäterbrunnen in Wernigerode.

Brunnen mit Geschichte(n)

Zuweilen sieht man Hexen im Auto oder auf Mopeds durch die Stadt fahren, wer weiß, zu welchem Event sie unterwegs sind. Am Brunnen auf dem Nicolaiplatz in der Altstadt sind unter den vielen Brunnenfiguren auch Mephisto und Goethe zu entdecken. Vorn am Brunnenrand sitzt der heilige Nikolaus und hält drei goldene Äpfel in der Hand. Eine Inschrift erklärt: „Je mehr du abgibst, umso reicher wirst du“. Das haben die Ehrenbürger der Stadt wohl beherzigt. Wie als Beweis dafür steht am wichtigsten Platz, auf dem Marktplatz, der Wohltäterbrunnen, der den Namen als Erinnerung an viele gute Taten trägt. Er erhebt sich vor dem wichtigsten Gebäude der Fachwerkstadt, dem Wernigeröder Rathaus aus dem 13. Jahrhundert.

Hier ist auch die Touristeninfo zu finden – und hier können Besucher auch Stadtführungen auf Hexenspuren buchen: wernigerode-tourismus.de

Zahllose Figuren aus der Stadtgeschichte sind auf dem modernen Brunnen am Nicolaiplatz zu entdecken. Jürgen Busch hfr
Brunnen auf dem Nicolaiplatz
Zahllose Figuren aus der Stadtgeschichte sind auf dem modernen Brunnen am Nicolaiplatz zu entdecken.

Fachwerkhäuser überall

Wernigerodes Stadtkern ist reichlich mit niedersächsischen Fachwerkhäusern gesegnet. Wunderschön hergerichtet und farblich attraktiv gestaltet, möchte man an vielen Ecken verweilen und fotografieren, etwa das Schiefe Haus, das Kleine Haus oder das Krummelsche Haus. Im offiziellen Stadtmotto wird Wernigerode nicht zu Unrecht als „die bunte Stadt am Harz“ bezeichnet. Tatsächlich gibt es im staatlich anerkannten Erholungsort nicht nur Hexen zu entdecken, sondern auch Tuchmacher und Schnitzer, Gärtner und Grafen – und Schokolode und Bier!

Führungen bringen Besucher bis aufs Gelände der Hasseröder Brauerei, um die Tradition des Harzer Bieres kennenzulernen, inklusive Verkostung desselben. Und auch dem Harzer Baumkuchen und anderem süßem Naschwerk sind in Wernigerode eigene Veranstaltungen gewidmet. Hoch über der Stadt thront das neugotische Wernigeröder Schloss. Noch bis vor fast einhundert Jahren war es Wohnsitz der Grafen zu Stolberg-Wernigerode. Heute bietet es nicht nur ein Museum, sondern auch einen märchenhaften Ausblick über die Stadt!

Viel zu sehen in so einer kleinen Stadt – wer über Nacht bleiben möchte, kann zum Beispiel im Hotel am Anger mitten in der Altstadt komfortabel wohnen: www.hotel-am-anger.de

Hoch über der Stadt liegt das neogotische Schloss von Wernigerode. Jürgen Busch hfr
Schloss Wernigerode
Hoch über der Stadt liegt das neogotische Schloss von Wernigerode.

Feste im Herbst

Zeit zum Abstieg. Unten im Ort laufen bereits die Vorbereitungen für die herbstlichen Heimat-Feste, das nächste ist das chocolART-Festival vom 27. bis 31. Oktober 2023. Oben, aus dem Dachfenster eines kleinen Hauses, schaut da nicht gerade eine Hexe heraus? Besucher können das „Kleinste Haus“ von Wernigerode anschauen. Der Eintritt ins Mini-Museum kostet nur einen Euro pro Person. Das Haus ist in der Tat keine drei Meter breit. Drei Räume stapeln sich übereinander, unten die Küche, darüber die Stube und oben der Schlafraum. Vor über zwei Jahrhunderten erbaut, anno 1792, birgt es nicht nur historischen Hausrat und Hexenpuppen, sondern vielleicht auch noch manch Geheimnis. Damals war die Kochstraße eine Handwerkergasse der Schuh- und Tuchmacher.

Die heutigen Museumsbesucher müssen sich tief bücken, denn die Haustür ist nur 1,70 Meter hoch. Die Hexen da oben im Dachstuben-Fenster sind tatsächlich keine Einbildung. Im Schlafraum lugen sie jahrein jahraus neugierig aus dem Fenster, wer denn heute zu Besuch kommt in Wernigerode.

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