• Feuer und Flamme für das Fest der Friesen: Gerade dann, wenn die kalte Jahreszeit die Insel noch fest im Griff hält, geht es auf Deutschlands nördlichster Insel heiß her
  • Foto: Dominik Täuber / Sylt Marketing 

Biike-Feuer: Sieben Tipps für ein tolles Erlebnis bei der traditionellen Heimatliebe

Das traditionelle Biikebrennen auf Sylt bewegt die Menschen – und bringt Einheimische und Gäste alljährlich am 21. Februar ganz nah zusammen, ganz dicht an die prasselnde Glut der brennenden Holzstapel. Die werden in tagelanger Arbeit aufgeschichtet und stehen bis zum letzten Moment unter akribischer Bewachung. Denn schon so mancher Holzstoß ging, als Streich des Dorfnachbarn, in der Vergangenheit verfrüht in Flammen auf.

Biike, friesisch Biiki, bedeutet Feuerzeichen und steht für lodernde Flammen und eisiges Wetter, für ausgelassene Geselligkeit und tief verwurzelte Traditionen, für friesische Heimatliebe und ehrliches Zusammengehörigkeitsgefühl. Und der Sylter pflegt diesen so lieb gewonnenen Brauch, der 2014 in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde, nicht nur mit sprichwörtlich brennender Leidenschaft, sondern teilt ihn nur allzu gern auch mit seinen Gästen. 

Immer mehr kommen eigens zum Biikebrennen auf die Insel und reihen sich in die Fackelzüge ein, die von den Dörfern zu einem der neun Sylter Biikeplätze führen. Dorfhonoratioren halten dort ihre Reden – traditionell auf Söl’ring, dem Sylter Friesisch, und auf Hochdeutsch. Dann ertönt der Ruf „Tjen di Biiki ön“ und der jeweilige Holzstapel wird gemeinsam mit einer Stoffpuppe oder einem Fass angezündet. Einmütig werden dann die Strophen des Liedes „Üüs Söl’ring Lön“ („Unser Sylter Land“) angestimmt. Wenn die Biiken langsam verglimmen, sitzt man gemütlich zusammen: Kaum eine heimische Küche, kaum ein Restaurant, das an diesem Abend nicht das traditionelle Biike-Gericht auftischt: Grünkohl mit alles.

Damit sich auch Biike-Neulinge mit den vielen auf den ersten Blick vielleicht fremd anmutenden Ritualen an diesem besonderen Abend zurechtfinden, haben wir für Sie einige Tipps zusammengestellt, die Sie bei genauer Einhaltung wie einen alten Biike-Hasen erscheinen lassen. Und bestimmt können auch Biike-Kenner noch etwas dazulernen…

1. Gute Laune und offene Herzen – auch bei schlechtem Wetter

Fakt ist, Sie müssen es wollen. Denn es kann regnen, stürmen, bitterkalt sein – oder alles zusammen. Unser Tipp: Tragen Sie die Wärme im Herzen. Große Lust geht mit der Vorfreude einher und schließlich auch die Stimmung. Seien Sie offen für Begegnungen mit weiteren Gästen und den Insulanern. Dann stehen Ihnen wortwörtlich alle Türen offen. Könnte äußerst praktisch sein, falls Sie noch ohne Grünkohl-Plan dastehen sollten.

2. Mit dem Brauchtum vertraut machen

Das Biikebrennen ist nicht irgendein Fest. Es ist das Fest der Friesen und ihr Nationalfeiertag. Da ist es auch als Gast gut zu wissen, was man überhaupt feiert. Es gibt viele Geschichten über die Ursprünge des Brauches, viele davon sind allerdings Legenden. Was stimmt: Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurden die nordfriesischen Biiken im 16. Jahrhundert. Sie waren alte germanische Frühlingsfeuer, mit denen der Winter vertrieben werden sollte. Diese waren eng mit dem Petriting am nächsten Tag verknüpft, einer von drei Gerichtstagen im Jahr. Es wurden Verträge geschlossen, Testamente verfasst und bestimmt, wann die Walfänger zur See fahren würden. Die Christianisierung und preußischen Gesetze sorgten dafür, dass die alte Tradition in Vergessenheit geriet. Bis der Sylter Chronist C.P. Hansen im 19. Jahrhundert die Biike wiederbelebte. Sein Ziel war es, den Insulanern ein gemeinsames Fest zur Stärkung des Heimatgefühls und Zusammenhalts zu geben, um den Verlust der Sylter Kultur und friesischen Sprache durch den aufkeimenden Tourismus entgegenzuwirken.

3. Mit dem Ablauf vertraut machen

Auf der Insel können neue Hotels entstehen, neue Konzerte stattfinden und neue Gäste anreisen. Doch eins bleibt immer beim Alten: Der Ablauf der Biike. Zunächst trifft man sich gemütlich beim jeweiligen Ausgangspunkt zum Fackelumzug im Dorf. Hier stehen Feuertonnen bereit, um die Fackeln anzuzünden. Dann wird gemeinsam zum Biikeplatz marschiert, wahlweise mit Musikkapelle vorneweg. Am Biikehaufen, der in tagelanger Arbeit von der Sylter Dorfjugend mit morschem Holz, Reisig, ausrangierten Weihnachtsbäumen und brennbarem Strandgut aufgeschichtet wurde, werden eine deutsche und eine friesische Rede gehalten, die sich meist politischen und sozialen Problemen der Insel widmen. Außerdem wird die Sylter Hymne Üüs Sölring Lön gesungen (siehe Punkt 4). Wichtige Verhaltensregel: Erst wenn der friesische Redner „Tjen di Biiki ön“ („Macht die Biike an“) ruft, wird die Biike offiziell angezündet. Dann können auch Sie Ihre Weitwurfkünste unter Beweis stellen und Ihre Fackel ins Feuer werfen. Nun heißt es abwarten und warmen Punsch trinken, bis die Tonne oder das Fass fällt.

4. Die erste Strophe von Üüs Sölring Lön lernen

Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie den Text einwandfrei auswendig kennen und mitsingen können. Aber wenn Sie richtig punkten wollen, dann schauen Sie sich wenigstens die erste Strophe einmal an. Auf www.sylt.de können Sie sich den Text auch ausdrucken und vielleicht auf Ihrer Fahrt nach Sylt ein bisschen trällern. Und wenn es nur die ersten vier Zeilen sind, die Sie schließlich drauf‘ haben: Ihr Zugehörigkeitsgefühl wird ein anderes sein.

5. Warme und alte Kleidung

Machen wir uns nichts vor, es ist Februar! Es ist kalt, höchstwahrscheinlich nass, von oben und unten. Falls es vorher geregnet hat, gleicht der Biikeplatz gerne mal einem durchweichten Acker. Außerdem stehen Sie in der Nähe eines riesigen Feuers – und reicht nicht schon ein kleines Lagerfeuer, um die Lieblingsjacke zwei Wochen nach Rauch stinken zu lassen? Also: Denken Sie an warme Kleidung, Handschuhe, Mütze, Schal, dicke Socken, robuste Schuhe und eine Jacke, die Sie am nächsten Tag nicht zu einer Gala tragen wollen.

6. Auf die Windrichtung achten

Wind ist auf Sylt ein ständiger Begleiter. Und Biike-Profis wissen damit umzugehen. Wenn Sie also an einen Biikeplatz kommen und sich schon freuen, dass direkt neben dem Feuer so viel Platz für Sie und Ihre Familie ist, ziehen Sie zuerst einmal einen Handschuh aus und halten Sie den Finger in die Luft. Wenn Sie dann wissen, woher der Wind kommt, stellen Sie sich lieber ins Getümmel mit dem Wind. So haben Sie freie Sicht auf die Biike und stehen nicht im Rauch.

7. Grünkohl nach der Biike – nicht ohne Reservierung

In wirklich jedem Sylter Restaurant gibt es an diesem einen Tag im Jahr das gleiche Essen: Grünkohl, Schweinebacke, Kassler, Kochwurst und karamellisierte Kartoffeln. Eine Reservierung ist dabei dringend nötig – und die sollte vor allem rechtzeig erfolgen, denn in vielen Restaurants sind die Plätze bereits Monate im Voraus reserviert. Übrigens: Es gibt auch Restaurants, die Grünkohl-to-go anbieten. Einfach (nach vorheriger Anmeldung) Schüsseln oder Töpfe abgeben, befüllen lassen, nach dem Feuer abholen und Zuhause genießen.

Weitere Informationen auf www.sylt.de/biike

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