Bergtour zum Watzmann – mitten in Brandenburg
Bergsteigen und Baden, Schlösser und Seen – unweit von Berlin lädt die Märkische Schweiz und das Oder-Spree-Seenland zu Entdeckungen in der Natur ein. Im Spätsommer ist es hier besonders schön.
Baden im Scharmützelsee
Still ruht der Scharmützelsee. Frühaufsteher absolvieren ihre Joggingstrecke am Ufer. Die Enten schauen gelangweilt zu. Am Strandbad, noch geschlossen,harkt der Bademeister den Sand. Bald werden die ersten Gäste kommen und einen der vermutlich letzten spätsommerlichen Badetage im kleinen Paradies in Brandenburg verbringen.
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Wandern wie Fontane
Klar, dass auch Fontane hier war. Der Apotheker aus Neuruppin hat das ganze Land bereist, auch wenn er nicht so viel gewandert ist, wie sein Buch „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ glauben machen möchte. Zu den Markgrafensteinen in den Rauenschen Bergen, zwei großen Findlingen, ließ er sich von seinem Kutscher Carl Moll fahren.
Zu Fuß zum Watzmann
Wir gehen zu Fuß. Eineinhalb Stunden. Vom Aussichtsturm ist zu sehen, wie das grüne, wasserreiche und dünn besiedelte Bundesland von oben aussieht.In der Ferne sind Erhebungen zu erkennen. Der Oberbarnim. Berge im meist flachen Brandenburg. Fontane war dort – und wir wollen hin. Überraschungen auch hier. In der Brandenburger Hügellandschaft gibt es sogar einen Watzmann. Mit Gipfelkreuz und Wanderwegen. Nicht ganz so wie in den Bayerischen Alpen, aber immerhin 107 Meter hoch.
www.reiseland-brandenburg.de
Schluchten und Türme
Bergauf und bergab stiefeln wir durch den Wald, nichts zu hören als die Schritte auf dem weichen Boden. Ab und an mal eine Schlucht, der Turmwanderweg ist gar nicht mal so unanstrengend. Aber immer noch gut für Familien geeignet. Am Bismarckturm sind wir gestartet, am Fontanehaus Schiffmühle bei Bad Freienwalde endet die Wanderung. Im bescheidenen Fachwerkhäuschen hat Fontanes Vater gewohnt. Frisch renoviert und Kaffee im Bauerngarten gibt es auch.
Ein Schloss mit Herz
Viel prächtiger geht es im benachbarten Neuhardenberg zu. Das Schloss der Hardenbergs, jetzt im Besitz der Sparkassenstiftung, leuchtet weiß. Hier trafen sich schon viele Politiker aus dem nahen Berlin zum Konferieren, der große Park lädt zum Spazierengehen ein. Sehenswert ist auch die Schinkelkirche. Karl August Hardenberg, gestorben vor 200 Jahren in Genua, hatte einen Wunsch auf dem Sterbebett. Sein Herz möge hier begraben werden. SeinWunsch wurde erfüllt – das Herz ist hinter dem Altar verborgen. Eine Dame von der Kirchenaufsicht schließt die kleine Tür auf und erzählt, dass manchmal ein seltsames Pochen durch die Kirche dringt. Ein bisschen gruselig ist das schon, deshalb zieht es uns jetzt wieder nach draußen, ans Wasser.
Brechts Lieblings-Ferienort
Das ist in dieser Gegend nie besonders weit entfernt. In Bad Buckow in der Märkischen Schweiz, wieder eine für Brandenburger Verhältnisse fast bergige Landschaft, urlaubten schon Brecht und der Grafiker John Heartfield. Beide Sommerhäuser sind erhalten und können besichtigt werden. Heartfield lebte bescheiden in einem Holzhaus in Waldsieversdorf oberhalb des Großen Däbersees. Die weiße Villa von Bertold Brecht und seiner Frau Helene Weigel steht am Ufer des Schermützelsees in Bad Buckow. Ein Wanderweg mit zahllosen Möglichkeiten zum Badestopp führt von hier in den filmreif schönen Ort. In den 20er Jahren sah es hier sicher genauso aus. Kopfsteinpflaster, ein Bäcker, Restaurants rund um den Marktplatz, Kirche, Kino und Theater, alles da. Außerdem ein Kurpark – und natürlich Wasser. Sieben Seen rundum, was will der Mensch mehr.