Der Spieler

Foto: Altonaer Theater

Premiere zu Ostern: Macht, Geld, obsessive Liebe im Altonaer Theater

Den Klassiker „Der Spieler“ schrieb Fjodor M. Dostojewski 1867 in größter finanzieller und persönlicher Not. Nachdem er sämtliche Rechte an seinen Büchern, den geschriebenen und noch ungeschriebenen, an seinen Verleger verpfändet hatte, blieben ihm nur knapp vier Wochen für die Niederschrift des Romans. Und Dostojewski behandelte ein Thema, das er beherrscht, wie es ihn beherrscht hat: die Spielsucht.

Nach diversen großen Regieerfolgen (Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares für „Fast genial“, letzte Saison mit „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ u. a.) inszeniert Georg Münzel aktuell den Dostojewski-Klassiker im Altonaer Theater. Premiere ist am 10. April 2023, Ostermontag.

Warum Dostojewski? „Bei Dostojewski geht es immer um alles!“, so Münzel. Ihn reizt es, die Figuren zwischen Komik und Tragik auszuloten. Dass das Spiel im übertragenen Sinne schnell für alle Formen der Extreme, der Hoffnungen und Gelüste steht, prädestiniert den Stoff zum „Schauspiel am Roulette-Tisch“, fiebrig, rasend, doppelbödig und zeitlos.

Der Roman spielt in einem fiktiven deutschen Ort namens Roulettenburg, wo sich der Hauslehrer Alexej Iwanowitsch ohne Geld, jedoch in Erwartung einer großen Erbschaft in einem vornehmen Hotel einquartiert hat. Während er verzweifelt versucht, am Spieltisch Geld für seine Geliebte zu gewinnen, taucht unerwartet die reiche Erbtante auf, die quicklebendig ihr gesamtes Vermögen verspielt und alle Hoffnungen des Hauslehrers auf das Erbe zunichte macht.

Regisseur Georg Münzel Altonaer Theater
Georg Münzel
Regisseur Georg Münzel

Regisseur Georg Münzel musste schon beim Lesen des Romans ständig daran denken, dass sich die Figuren in dem Mikrokosmos der Spielenden eigentlich genauso verhalten wie die Menschheit im Bezug auf unseren Planeten. „Sie und wir wissen, dass es nicht ewig so weiter gehen kann, aber trotzdem machen wir unbeirrt so weiter. Ein letztes Spiel noch, ein letzter Billigflug, noch mal zwölf Friedrichsdor auf Zéro. Ich weiß, dass uns der Kapitalismus einen beispiellosen Wohlstand beschert hat und damit auch viele gute Dinge, Bildung, Freiheit etc. Aber er hat eben dieses Grundproblem, dass er als System nur funktioniert, wenn es Wachstum gibt. Und dieses Wachstum kann ja leider nicht ewig weitergehen, ganz einfach weil halt die Ressourcen endlich sind.“

Bühnenbild und Kostüme hat Ausstatterin Birgit Voss kreiert und dabei selbstbewusst mit historischen Zitaten aus der Zeit um 1860 gespielt. Sie und Regisseur Georg Münzel „fanden das einfach ästhetisch interessant und es spiegelt auch schön die Dekadenz und gleichzeitig die spießige Ödnis der Kasinos in diesen provinziellen süddeutschen Kurorten wieder. Ich hoffe, dass sich die heutigen Assoziationen aus dem Inhalt ergeben, und finde es gerade reizvoll im Kontrast zu diesem quasi historischen Setting mit einer auch ziemlich altertümlichen Übersetzung, die wir bewusst gewählt haben, sehr heutige Figuren zu zeigen.“

Für die Rolle des Alexej konnte Jascha Schütz gewonnen werden. Der junge Schauspieler hat erst kürzlich mit „Woyzeck“ (Georg Büchner) eine ähnlich extreme Figur im Theater Das Zimmer gespielt und dafür den begehrten Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares gewonnen. Zum Ensemble gehören außerdem Isabella Ginocchio, Alexander Klages, Dirk Hoener, Guido Höper, Valerija Laubach, Sebastian Prasse und Jacques Ullrich.

Ein weiteres Highlight der Inszenierung: Der Beatboxer und Schauspieler Guido Höper wird jeden Abend live einen Geräusch-Soundtrack für die Vorstellung erstellen, auch deshalb und wegen der anderen wunderbaren Schauspieler*Innen sollte man den Dostojewski-Abend im Altonaer Theater keinesfalls verpassen.

PREMIERE AM 10. APRIL 2023 VORSTELLUNGEN BIS 14. MAI 2023. HIER GEHT ES ZUM TICKETSHOP.

test