Ein Bild von Glasmacher mit bunten abstrakten Figuren

Typisch für Glasmacher: Mit ihren Zitaten, grotesken Gestalten und hingekritzelten Parolen sind seine Bilder oft rätselhaft, so wie dieses mit dem Titel „Plötzlich böse“. Foto: Dieter Glasmacher

Wegbereiter der Neuen Wilden: Dieter Glasmacher und seine Kunst sind unverwechselbar

„Früher hat man einen Maler ausgestellt, weil er gute Bilder malte; heute stellt man einen Maler aus, weil er so alt geworden ist.“ Sagt Dieter Glasmacher, der im April seinen 85. Geburtstag gefeiert hat. Aber natürlich ist es nicht so. Der mit seiner Frau in Neulandermoor im Landkreis Stade lebende Künstler wird immer wieder und immer noch ausgestellt, weil er mit seiner Kunst etwas erreicht hat, was nicht alle schaffen: einen ganz unverwechselbaren Stil.

Bekannt wurde er in den 60ern, mit Bildern voller Parolen, grotesker Gestalten und Kritzeleien – ein Wegbereiter der Neuen Wilden der 80er Jahre, der mit irren Aktionen wie der „1. Weltmeisterschaft im Dauermalen“ für Aufmerksamkeit sorgte.

Es gelang Glasmacher, bis heute aktuell zu bleiben, denn er war schon immer ein Klassiker, der sich selbst auf die Klassiker der Avantgarde bezog: auf den Dadaismus, den Expressionismus, die Art brut, das Prinzip der Collage oder zum Teil auch auf die Pop Art.

Ausstellung in Freier Akademie der Künste

Die Gefühle, die Glasmacher in seiner Kunst zum Ausdruck bringt – Wut, Trauer, sexuelle Begierde, Lebensfreude –, sein Humor, sein Wortwitz, sein Sinn für Slogans, all das macht die Werke des Künstlers, der von 1963 bis 1968 Malerei an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg studiert hat, bis heute sehenswert. Street Art hat Glasmacher schon in den späten Sixties gemacht.

Er war einfach vorne dran – auch mit seinen kritischen Beiträgen zum Kunstbetrieb, dem er als Professor in Düsseldorf und an der HAW in Hamburg doch auch angehörte. Seit 1980 ist Dieter Glasmacher Mitglied der Freien Akademie der Künste, wo nun das Lebenswerk des 1940 in Krefeld geborenen Künstlers geehrt wird.

Dreidimensional kann er auch: Keramiken von Dieter Glasmacher. Dieter Glasmacher
Abstrakte Keramik-Figuren
Dreidimensional kann er auch: Keramiken von Dieter Glasmacher.

Glasmacher wurde im April 85 Jahre alt

Ach ja, das erste Wandbild Europas hat Glasmacher auch gemalt. 1968 war das, zusammen mit Werner Nöfer, auf der Fassade des Clubs Gruenspan. Bald soll es restauriert werden. Und er hat das „Institut für Heintje-Forschung“ gegründet – erinnert sich noch jemand an Heintje, den Kinderstar aus den Niederlanden? Glasmacher stellte Turnhose, Haarsträhne und Kamm von Heintje aus; sein Besuch bei dem Jungen wurde sogar vom NDR gefilmt.

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All das und auch seine vielen inspirierenden Reisen durch Afrika und Südamerika formen sich über die Dekaden zu einem reichen Künstlerleben. Viel daraus ist jetzt zu beschauen in der Freien Akademie der Künste – unter dem schönen Titel „Augenkontrollstation“.

Freie Akademie der Künste: bis 8.6., Di-So 10-17 Uhr, Klosterwall 23, 5 Euro, akademie-der-kuenste.de

Die Plan7-Woche ab dem 9. Mai 2025 MOPO
Titel der Plan7-Woche ab dem 9. Mai 2025
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