Sehen und Nichtsehen: Eine ganz besondere Sammlung in den Deichtorhallen
Von Neu-Ulm-Burlafingen nach New York City – mit Zwischenstopp in den Deichtorhallen! Bevor Hauptwerke der großartigen Walther Collection als Schenkung an das Metropolitan Museum of Art in New York gehen, sind sie nun noch einmal in Hamburg zu sehen: Werke einer Privatsammlung moderner und zeitgenössischer Fotografie und Videokunst, wie es sie sonst nicht noch einmal gibt.
Es ist bedauerlich, dass diese Werke bald nicht mehr in Neu-Ulm präsentiert werden, sondern im The Walther Collection Project Space in New York City. Umso wichtiger, sie sich jetzt noch mal anzusehen, denn diese Kunstwerke kreisen um ganz besondere Sujets. Es geht um Spiritualität, Trauma und Transformation in den Arbeiten von Cang Xin, Em’kal Eyongakpa, Rotimi Fani-Kayode, Santu Mofokeng, Eadweard Muybridge, Jo Ractliffe, RongRong, Berni Searle und Yang Fudong. Zur Ausstellung entstehen auch eine neue Sound-Arbeit des Fotografen Felipe Romero Beltrán und eine Fotoinstallation der Künstlerin und Forensikerin Ana María Gómez López.
Kunstwerke, die all unsere Sinne berühren
Was diese Künstler und Künstlerinnen eint: Sie alle thematisieren das, was man nicht sieht. Und so ist der Ausstellungstitel „Into The Unseen“ auch perfekt gewählt. Die Kunstwerke berühren all unsere Sinne und zeigen, dass Fotografie mehr ist als die Erfassung des Realen. Im Gegenteil: Fotobasierte Medien können auch das Unsichtbare, das Geistige, das Imaginierte und Verdrängte zeigen.
- Cang Xin. Courtesy the artist and The Walther Collection, New York / Neu-Ulm Der chinesische Performance-Künstler Cang Xin nutzt die Zunge als „Verbindung zur Welt“.

Der chinesische Performance-Künstler Cang Xin nutzt die Zunge als „Verbindung zur Welt“. - RongRong. Courtesy Three Shadows Photography Art Center, Beijing and The Walther Collection, New York / Neu-Ulm Rong Rong dokumentierte in Peking das Leben und die Performances einer ortsansässigen Künstlergruppe.

Rong Rong dokumentierte in Peking das Leben und die Performances einer ortsansässigen Künstlergruppe. - RongRong. Courtesy Three Shadows Photography Art Center, Beijing and The Walther Collection, New York / Neu-Ulm Ein Bild aus der Serie „East Village Portfolio“ von Rong Rong.

Ein Bild aus der Serie „East Village Portfolio“ von Rong Rong.
Die Ausstellungsarchitektur ist anders als sonst: dunkle Wände, schwebende Bilder. Wir nehmen Düfte wahr, entdecken ethnografische Fotografien des 19. und 20. Jahrhunderts, historische Familienalben, mit all ihren verdrängten Geschichten. Die koloniale Vergangenheit ist ein Thema, aber auch die Gegenwart mit den 1600 Fotografien des „Lost and Found Project“ von Munemasa Takahashi: durch den Tsunami in Japan beschädigte Familienfotos in einer großen Kunstinstallation. Wir entdecken poetische Videos, etwa jene von Yang Fudong, in der Hunde durch verlassene Dörfer streifen.
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Es ist, alles in allem, eine verstörende, faszinierende, sinnliche, ja, unheimliche Ausstellung und Sammlung, die nun ein letztes Mal in Deutschland zu sehen ist. Im Zentrum, so sagen es die Kuratoren und Kuratorinnen, steht die Annahme, dass das Ungesehene untrennbar mit dem Sehen verwoben ist. Man könnte es auch so sagen: Je mehr wir sehen, umso klarer wird, dass das meiste dennoch im Verborgenen bleibt.
Deichtorhallen: bis 26. April, Di-So 11-18 Uhr, jeden 1. Donnerstag im Monat bis 21 Uhr, 14 Euro, deichtorhallen.de

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