Miss Daisy (Doris Kunstmann) und ihr Chauffeur Hoke (Ron Williams)

Miss Daisy (Doris Kunstmann) und ihr Chauffeur Hoke (Ron Williams): Es braucht auf der Bühne nicht viel, um die Geschichte zu erzählen. Foto: Dietrich Dettmann

Gegen Hass und Hetze: „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ an Komödie Winterhuder Fährhaus

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Bezaubernde Geschichte, unmissverständliche Botschaft: An der Komödie Winterhuder Fährhaus wird „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ zu einem Stück hochkarätiger, zutiefst bewegender Unterhaltung. Einfach bravourös!

Mit herausragenden Darstellern inszenierte Regisseur Frank Matthus das – als Hollywoodverfilmung zu Beginn der 90er-Jahre oscarprämierte! – Schauspiel. Es geht um Vorurteile, Rassismus, Diskriminierung – Themen, die, so Chauffeur Hoke zu Miss Daisy, „so neu nicht sind“. Vor dem Hintergrund der derzeitigen politischen Entwicklungen ist das Stück jedoch brandaktuell.

Doris Kunstmann brilliert als „Miss Daisy“

Brillant verkörpert Doris Kunstmann, die Grande Dame der deutschen Film- und Theaterbranche, Miss Daisy Werthan. Doch vor dem ersten Auftritt der reichen jüdischen Südstaaten-Lady rumst es erst einmal heftig – ihr Autounfall setzt die humorvolle Tragikomödie in Gang. Besorgt um die Fahrtüchtigkeit seiner Mutter, engagiert Boolie (Hans Machowiak) gegen deren Willen Hoke Colburn. Fantastisch in der Rolle des lebenserfahrenen, rührigen Chauffeurs: der charismatische deutsch-amerikanische Schauspieler Ron Williams.

Publikum wird zu Tränen gerührt

Ergreifend zeigt das Schauspieler-Duo im fein austarierten Spiel, wie sich das spannungsreiche Angestellten-Verhältnis im Laufe der Jahre wandelt. Je mehr ihre Figuren, Außenseiter der Gesellschaft alle beide, über sich und übereinander erfahren, desto mehr verblassen Miss Daisys rassistisch gefärbte Vorurteile Hoke gegenüber. Und umso vertrauter wird ihr Umgang miteinander. Höhepunkt der an Eindringlichkeit gewinnenden Aufführung: Während (im Bühnenhintergrund eingeblendet) Mitglieder des Ku Klux Klans durch die Straßen ziehen, lässt sich Daisy 1963 von Hoke zu einer Veranstaltung mit Martin Luther King fahren, der mit einer Passage aus seiner „I Have A Dream“- Rede zu hören ist.

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Immer wieder begeisterten Szenenapplaus gibt’s für Ron Williams, der sich in der Chauffeursrolle als großartiger Gospelsänger zeigen darf, der seine Stimme gegen Hass und Hetze für Freiheit und Gerechtigkeit einsetzt und der mit seiner Interpretation des Ray-Charles-Welthits „Georgia On My Mind“ das Publikum zu Tränen rührt. Vor allem aber gelingt es ihm, durch seine starken Auftritte im Rahmen einer emotional aufwühlenden Ensembleleistung eine Vorstellung zu vermitteln vom Schmerz einer Geschichte, die auch seine eigene ist.

Komödie Winterhuder Fährhaus: bis 27.7., diverse Termine und Uhrzeiten, 25-43 Euro, komoedie-hamburg.de

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