Frommer Tanz: Fantasievoller Ritt auf der Klinge
Ach, die Liebe! Sie ist die Triebfeder für so viele menschliche Regungen und Bestrebungen. Sie liefert Fun und Ekstase. Aber sie sorgt eben auch für Kummer, Sorgen und gebrochene Herzen. Schluchz!
In unseren jungen Jahren sind die Ausschläge in alle Richtungen besonders heftig, und ein gutes Beispiel dafür ist der erste Roman, den der damals 19-jährige Klaus Mann vor 100 Jahren veröffentlichte. „Der fromme Tanz“ ist autobiografisch geprägt, aber wie sein Autor eben auch ein Kind seiner Zeit und insofern durchaus repräsentativ für die Stimmungen und Verstimmungen einer durch Krieg und langsam aufkommenden Faschismus verunsicherten Generation.
Lametta und Techno-Beats
Im Thalia in der Gaußstraße spielt Julian Greis den Künstlersohn Andreas Magnus. Am Anfang des Stückes wird der Geburtstag des Vaters gefeiert, und Andreas sieht aus wie ein Schickimicki-Bubi aus der Sylter „Pony-Bar“. Doch dann geht er nach Berlin, wo er sich ins Nachtleben stürzt und sich in Niels verliebt, oh weh!
Das könnte Sie auch interessieren: Köstlicher Abend mit einem Despoten: „Der-50-Dollar-Diktator“ im Schmidt-Theater
Regisseur Ran Chai Bar-zvi lässt sein fünfköpfiges Ensemble die meiste Zeit vor einer Art Lametta-Kathedrale agieren und gibt mit Techno und Songs von Bronski Beat und den Pet Shop Boys mächtig auf die Ohren. Der Abend bleibt oft an der glitzernden Oberfläche, ist aber ein fantasievoller Ritt auf der Klinge – zwischen sexueller Selbsterfahrung und Kulturpessimismus.
Thalia in der Gaußstraße: 10./14./19./24.10., diverse Uhrzeiten, 33/9,50 Euro, Tel. 32 81 44 44, thalia-theater.de

Dieser Tipp kommt aus Plan7, der Kultur- und Veranstaltungsbeilage in der neuen WochenMOPO (jeden Freitag neu am Kiosk, hier im günstigen Kennenlern-Abo). Plan7 – das sind 28 Seiten voller Kultur und Inspiration für Ihre Freizeit: Kultur-Tipps für jeden Tag der Woche, Tipps für Gastro-Fans und für Hamburg- und Umland-Entdecker. Dazu gibt’s Interviews und Verlosungen für Konzerte, Lesungen, Shows und mehr.
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.