Tatort Schützenstraße in Hamburg

Tatort Schützenstraße in Hamburg: Hier wurde Süleyman Tasköprü am 27. Juni 2001 ermordet. Foto: Regina Schmeken

Ein visuelles Mahnmal: „Blutiger Boden – Die Tatorte des NSU“ am Altonaer Museum

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Bahrenfeld, Schützenstraße. Ein Vormittag im Juni des Jahres 2001: Zwei Unbekannte erschießen den 31-jährigen Gemüsehändler Süleyman Tasköprü in seinem Laden. In diesem Moment wird Hamburg zum Tatort des zweiten Mordes des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Daran erinnert nun eine Foto-Ausstellung: „Blutiger Boden – Die Tatorte des NSU“.

Bürgersteige, eine Häuserfassade, ein Parkplatz. Die Fotografin Regina Schmeken dokumentiert die Schauplätze der Morde an zehn Unternehmern, einer Polizistin und den Nagelbombenanschlag in Köln mit 22 Verletzten. Ihr Bilderzyklus zeigt großformatige Schwarz-Weiß-Fotos, aufgenommen zwischen 2013 und 2016. Schmeken suchte die Tatorte also erst Jahre später auf – die Thüringer Neonazis Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos waren im November 2011 tot in einem ausgebrannten Wohnmobil bei Eisenach aufgefunden worden; Beate Zschäpe wurde 2018 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Symbol für das Versagen von Politik und Polizei

Und die Menschen an den jeweiligen Orten sind längst wieder zur Normalität zurückgekehrt. Genau das ist das Verstörende an den Bildern: alltägliche Momentaufnahmen aus acht deutschen Städten, in denen Rechtsextremisten zwischen 2000 und 2007 aus purem Hass auf „Undeutsches“ scheinbar wahllos mordeten.

Kassel, Holländische Straße. Hier wurde am 6. April 2006 Halit Yozgat getötet. Regina Schmeken
Frauen gehen eine Straße in Kassel entlang.
Kassel, Holländische Straße. Hier wurde am 6. April 2006 Halit Yozgat getötet.

Banal, grau und leer wirken die Fotos, die Ermordeten hinterlassen Lücken. Die traurige Verlassenheit der Orte könnte durchaus auch symbolisch für das Versagen von Politik und Polizei gelesen werden, die zehn Jahre brauchten, um die Täter als solche zu identifizieren. Zu Recht erinnern die Bilder auch an die ungeklärte Frage, wie eine rechtsextreme Terrorgruppe über Jahre Menschen aufgrund ihrer Herkunft ungehindert töten konnte.

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Bewusst wählte Regina Schmeken einen Titel, der sich auf die unsägliche „Blut und Boden“-Ideologie der Nazis bezieht. Die heute 70-Jährige ist sowohl Foto-Journalistin als auch Künstlerin, mehrfach wurde sie für ihre Arbeit ausgezeichnet. Zum Rahmenprogramm der Ausstellung gehören neben Gesprächsangeboten auch 60-minütige Führungen für Erwachsene und Jugendliche an jedem Sonntag um 15 Uhr.

Altonaer Museum: ab 15.10.25, Mo/Mi/Do/Fr 10-17 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr, Museumstr. 23, 8,50 (ermäßigt 5) Euro, Tel. 428 13 50, shmh.de

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