Durchgeknallt: „Der 50-Dollar-Diktator“ im Schmidt-Theater
Was wäre, wenn plötzlich ein Diktator vor der Tür steht und um eine Bleibe für die Nacht bittet? Was, wenn dieser Diktator überraschend nett und wohlerzogen ist? Was, wenn man gerade noch gegen ebenjenen Diktator demonstriert hat? Was, wenn man ihm, ohne es zu wissen, bei seinem Werdegang geholfen hat? In diese absurde Situation wird Cornelius von der Waidt in „Der 50-Dollar-Diktator“ katapultiert, dem neuen Stück im Schmidt-Theater, das jetzt Premiere feiert.
Cornelius ist ein engagierter Bürger, Leiter einer NGO – einer, der sich einsetzt. Ein Gutmensch. Dazu gehörte auch eine 50-Dollar-Kinderpatenschaft, die dem kleinen Wohambe eine gute Zukunft sichern sollte. Ebenjener Wohambe Wahumbe ist mittlerweile erwachsen – und Alleinherrscher von Malumbo. Nun will er sich bei seinem Paten für dessen Unterstützung bedanken. Mit einer goldenen Kalaschnikow steht er plötzlich vor dessen Tür.
Es prallen zwei Welten aufeinander: Die Moralapostel-Ansichten von Cornelius von der Waidt und seiner Familie treffen auf die diktatorische Realpolitik von Wohambe Wahumbe à la: „Man muss wachsam sein. Es fängt ja immer mit Leuten an, die das Richtige tun wollen. Und ehe man sich‘s versieht, steckt man knietief in einer Demokratie.“
Rasant, tabulos und urkomisch
Die Idee zu diesem aberwitzigen Theaterstück hatten Tommy Jaud („Hummeldumm“, „Resturlaub“, Gag-Schreiber für Anke Engelke) und Grimme-Preisträger Moritz Netenjakob („Macho Man“, „Extrawurst“, Drehbuchschreiber für „Pastewka“). „Wie ich draufgekommen bin, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr“, sagt Tommy Jaud und fügt schmunzelnd hinzu: „Eventuell hatte die Ideenfindung aber mit Alkohol zu tun.“
Moritz Netenjakob ergänzt: „Das Stück haben wir in der Corona-Zeit geschrieben, ohne Filter, es war einfach ein Riesenspaß. Wir dachten, dass es nie aufgeführt wird. Dann fingen wir an zu überlegen: Welches Theater ist durchgeknallt genug, diesen Wahnsinn auf die Bühne zu bringen? Da sind wir ziemlich schnell beim Schmidt gelandet.“

Dort lässt es sich Chef Corny Littmann nicht nehmen, selbst Regie zu führen. Denn das Stück strotzt vor Gags, ist rasant und tabulos und urkomisch.
Alle bekommen ihr Fett weg, sodass das Publikum sich selbst und die moralinsaure Haltung genauso hinterfragen kann wie den Diktator. Der ist Moritz‘ Lieblingsfigur: „Er offenbart im Laufe des Abends so viele überraschende Charakterzüge, dass das Publikum ihn lieben wird. Diese Gratwanderung finde ich sehr spannend und lustig.“
Schmidt-Theater: 12.9. (Premiere; ausverkauft) bis 15.11., div. Zeiten, ab 30 Euro, Tel. 31 77 88 99

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