Die Macht der Vergangenheit: „Marschlande“ am Thalia-Theater
Der Grund, auf dem wir stehen und gehen, lieben und lachen, hat schon viel miterlebt. Hamburg ist schließlich eine Stadt mit Vergangenheit. Darüber denken wir in unserem Alltagstrott in der Regel nicht nach. Aber wenn wir es tun, öffnen sich ganze Welten und das Damals und Heute verschmelzen zu einem herrlichen Ganzen.
Genau diese Synthese schafft die Autorin Jarka Kubsova in ihrem Roman „Marschlande“. Die beiden Zeitebenen, auf denen er spielt, liegen knapp 450 Jahre auseinander.
Jorinde Dröse inszeniert „Marschlande“
Die Geografin Britta – Hausfrau und Mutter – zieht mit ihrem Mann und den beiden Kindern in ein Reihenhaus nach Ochsenwerder. Die Vier- und Marschlande sind in der Stadt vor allem als Gemüseanbaugebiet bekannt und als Rennradler-Biotop beliebt. Britta hat Schwierigkeiten, sich in der ländlichen Atmosphäre einzuleben. Bei ihren langen Spaziergängen stößt sie auf den Namen Abelke Bleken und beginnt zu recherchieren, welche Geschichte sich dahinter verbirgt. Und die ist so spannend wie bestürzend.
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Abelke Bleken lebt im 16. Jahrhundert alleinstehend auf ihrem Hof in Ochsenwerder und ist schon deswegen vielen suspekt. Nach einem Deichbruch kann sie den Landschutz nicht wie gefordert reparieren, daraufhin wird ihr der Hof weggenommen. Als es bald darauf zu ein paar krankheitsbedingten Todesfällen kommt, wird Abelke der Hexerei angeklagt und schließlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Für die heutige Britta stellen sich im Roman viele Fragen, und sie zieht Verbindungen zur Lage der Frauen früher und in der Gegenwart. Das führt auch zu Konsequenzen in ihrem eigenen Leben.
Geschichte trifft Feminismus
„Marschlande“ ist – auch – ein feministischer Stoff und passt so sehr gut ins Programm des „neuen“ Thalia-Theaters. Zum Abschluss des Premierenwochenendes inszeniert Regisseurin Jorinde Dröse (ebenso wie die neue Intendantin eine Rückkehrerin an das Haus am Alstertor) die Geschichte. In den Hauptrollen reichen sich Nellie Fischer-Benson als Abelke und Cathérine Seifert als Britta über die Jahrhunderte hinweg auf dem feuchten Elbboden in Ochsenwerder die Hände.
Thalia-Theater: 21., 23., 28.9., 1., 8.10., Karten 11-85 Euro, Tel. 32814444, thalia-theater.de

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