Ein Schauspieler kriecht während einer Aufführung über den Boden der Bühne.

Holger Dexne glänzt in vielen Rollen, musikalisch begleitet wird er von Gitarrist Mario Ramos. Foto: Sinje Hasheider

„De Geschicht vun den Ozeanpianist“: Eine Hymne an die Fantasie

Liverpool, New York, Hamburg und Santiago de Chile – in der Welt herumreisen, aufregende Städte und fremde Länder entdecken: Der Gipfel des Glücks? Nicht für den Ozeanpianisten Novecento (Neunzehnhundert). Seine wundersame Geschichte, die auf der Novelle von Alessandro Baricco basiert, berührt im Ohnsorg-Studio auf Platt. „De Geschicht vun den Ozeanpianist“ berichtet von einer Reise, die nach innen geht. Zum Wesen eines unerschöpflich kreativen Menschen, der dank seiner einzigartigen Improvisationskunst immer wieder musikalisch Neuland betritt.

Wie im Himmel – so dürften sich die Passagiere auf dem Luxusdampfer „Virginian“ gefühlt haben. Denn sie hörten am Beginn des 20. Jahrhunderts auf ihren Fahrten zwischen Europa und Amerika Novecento spielen. Und jeden, der aus Angst vor der Unendlichkeit des Ozeans im Ballsaal nach Zerstreuung, nach Tanz und Geselligkeit, suchte, bezauberte der Pianist mit seinen Variationen. So jedenfalls berichtet es der Erzähler Tom Tooney, der 1927 als Trompeter an Bord ging und sich während seiner Zeit in der „Atlantic Jazz Band“ mit Novecento anfreundete.

Eine Ohnsorg-Inszenierung, die noch lange nachklingt

Grandios gestaltet Schauspieler Holger Dexne in seinem Monolog viele unterschiedliche Figuren. Anrührend ist er als Novecento – im Jahr 1900 ein Findelkind im Ballsaal der ersten Klasse ­–, der nie einen Fuß an Land setzte und in der Beschränkung auf die 88 Tasten seines Klaviers Halt und Erfüllung fand. Und glänzend als eleganter Erzähler Tom Tooney sowie als Maschinist, Entertainer und überheblicher Jazz-Musiker Jelly Roll Morton, der Novecento zum Klavier-Duell herausfordert.

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Die stimmungsvolle Inszenierung von Jasper Brandis, deren Bilder aus der wechselnden Anordnung antiker Übersee- und Schrankkoffer entstehen (Bühne: Andreas Freichels), lässt das Publikum abtauchen in eine längst versunkene Welt. Die poetisch-philosophische „Legende vom Ozeanpianisten“ verwebt fiktive Biografie und Zeitgeschichte zu einem Theatererlebnis, das den großen Fragen des Lebens auf den Grund geht und auch durch die einfühlsame musikalische Begleitung von E-Gitarrist Mario Ramos lange nachklingt. Fantastisch.

Ohnsorg-Studio: bis 5.6., diverse Termine, 19 Uhr, ab 30,24 Euro, Tel. Tel. 35 08 03 21, ohnsorg.de

Die Plan7-Woche ab dem 9. Mai 2025 MOPO
Titel der Plan7-Woche ab dem 9. Mai 2025
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