Maja Schöne wird doppelt in ihren beiden Rollen gezeigt.
  • Maja Schöne ist seit 15 Jahren im Thalia-Ensemble – am Samstag hat ihr neues Stück Premiere.
  • Foto: Krafft Angerer

Bühnenstarke Frauenpower für wahren Klassiker am Thalia-Theater

Am Ende wartet der Tod. Auf die Auslöschung seiner bedauernswerten Hauptfigur läuft im „bürgerlichen Trauerspiel“ alles hinaus, da führt kein Weg dran vorbei. Zumindest nicht in den Dramen, die das Genre am besten repräsentieren, nämlich Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“ und Gotthold Ephraim Lessings „Emilia Galotti“.

Im Thalia-Theater setzt das Stück des Hausheiligen (es ist kein Zufall, dass das winterliche Festival im Haus „Lessingtage“ heißt) den Schlussstein dieser Spielzeit, bevor es bald in die Sommerpause geht. Eine kurze Auffrischung für alle, die damals im Deutschunterricht abgelenkt waren: Die bürgerliche Emilia soll und möchte den Grafen Appiani ehelichen. Für den wäre es zwar ein gesellschaftliches Minuszeichen, aber wo die Liebe hinfällt ​… hach!

Lessing-Klassiker neu interpretiert

Eigentlich ist also alles angerichtet für eine gemeinsame, glückliche Zukunft. Wäre da nicht der Prinz, der ebenfalls in Emilia verschossen ist. Und weil manche aus der High Society eben gewohnt sind zu bekommen, was sie begehren, strickt der Kammerherr des Prinzen eine fiese und blutige Intrige. Am Schluss sind alle entweder tot oder unglücklich. Meh!

So weit, so klassisch. Doch wie transportiert man Personal, Plot und Passionen auf die Bühne, dass sie im Hier und Jetzt etwas zu sagen haben? Regisseurin Anne Lenk richtet ihr Augenmerk auf die Frauen. Denn Emilia, ihre Mutter und Gräfin Orsina – sie wurde vom Prinzen aufs Abstellgleis geschoben – agieren vor allem, um in einer Männerwelt zu bestehen. „Seid unangepasst!“, möchte man ihnen zurufen. Gut möglich, dass auf der Premiere am Samstag die eine oder andere Szene auftaucht, wie sie nicht unbedingt im Lessing-Buche steht.

Maja Schöne übernimmt gleich zwei Rollen

Maja Schöne, die in 15 Jahren im Thalia-Ensemble so viele tolle, eindrucksvolle Charaktere übernommen hat, spielt in der Inszenierung die Titelrolle und zugleich die der Gräfin Orsina. Aus zwei mach eins: Da ballt sich eine bühnenstarke Frauenpower an.

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Dafür bürgt auch Regisseurin Lenk, die bereits zweimal mit ihren Arbeiten zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Im Thalia hat sie vor einem Jahr Tschechows „Drei Schwestern“ inszeniert, und zwar als buntes und kluges Potpourri mit vielen Gegenwartsbezügen. Ihrer „Emilia Galotti“ verpasst sie sicher einen ähnlich knalligen Anstrich. Ein Trauerspiel? Klar, aber bestimmt nicht in seiner Umsetzung. (kam)

Thalia-Theater: 1./4./8./9./28.6., diverse Uhrzeiten, 9-85 Euro

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