„90 Prozent Spaß, zehn Prozent Reibung“: Doku über Metal-Legenden – Premiere im Zeise
Nach Dokus wie „Weil Du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour“ oder „FCK 2020 – Zweieinhalb Jahre mit Scooter“ lässt es die Filmemacherin Cordula Kablitz-Post (61) jetzt einmal mehr krachen. Sie porträtiert die einflussreiche deutsche Thrash-Metal-Band Kreator, die vor mehr als 40 Jahren von Essen aus die Welt eroberte und bis heute internationale Konzertsäle füllt. „Kreator – Hate & Hope“ startet jetzt in den Kinos. Ein Gespräch mit der Regisseurin und Kreator-Frontmann Mille Petrozza (57).
MOPO: Frau Kablitz-Post, zuletzt haben Sie Scooter filmisch begleitet. Da liegt die Frage nahe, wie sehr sich das Baxxter-Universum vom Mille-Universum unterscheidet?
Cordula Kablitz-Post: Das unterscheidet sich massiv! (lacht) Bei Scooter gibt es sehr viel Produktion, die auf der Bühne eingespielt wird. Die Hauptarbeit findet im Studio statt. Das kann man nicht vergleichen. Der große Respekt geht hier an die Metal-Szene und an Kreator, weil die einfach perfekt in ihren Instrumenten sind. Das ist ein Riesenunterschied. Ich möchte H. P. und seine Leistung aber keinesfalls kleinreden. Er ist wirklich toll, sonst hätte ich mich nicht mit ihm beschäftigt. Das ist eine wirklich große Leistung, nur eben völlig anders.

Mille, wie schwer war es für Sie, jemandem Zutritt in Ihre Komfortzone zu gewähren?
Mille Petrozza: Das war schon schwierig, das gebe ich offen zu. Cordula war aber sehr sensibel. Ich war manchmal ein bisschen ruppig und das hat sie sehr gut verarbeitet. Irgendwann hatten wir eine gute Kommunikation. Ich wollte, dass sie den Film macht. Wir haben auch zu 90 Prozent Spaß gehabt. Die restlichen 10 Prozent sind halt Reibung. Das hat nichts mit uns als Personen zu tun, sondern damit, dass manche Situationen sehr stressig waren. (…) Es gibt eine Szene, in der ich sehr schlecht gelaunt bin. Und das sieht man auch. Aber am Ende des Tages lacht man darüber.
Der Film zeigt Sie als Veganer, Yoga-Freund, Abstinenzler und Radfahrer mit Helm. Gibt es – um hier mal ein Klischee zu bedienen – Groupies?
Mille Petrozza: Da bleiben wir mysteriös. (lacht) Wir wollten ein authentisches Bild abgeben und nichts inszenieren. Das ist halt so, wie ich lebe. Und so sollte es auch dargestellt werden. Wir sind auf keinen Klischees herumgeritten. Es war mir wichtig, dass ich nicht definiert werde. Es sollten einfach ein paar persönliche Sachen gezeigt werden. Jeder, der sich mit Kreator auseinandersetzt, weiß, dass ich mich eben für die Dinge interessiere, die mich interessieren. Das ist meines Erachtens gut gelungen.
Cordula Kablitz-Post: Ja, auf jeden Fall. Wir haben nichts inszeniert. Jede Situation, die in dem Film vorkommt, ist deswegen da, weil sie so stattgefunden hat oder auch ohne Kamera stattgefunden haben könnte. Mille hat nichts für die Kamera gemacht, das war mir sehr wichtig.

Mille, wann haben Sie gemerkt, dass Sie von Ihrer Musik leben können?
Mille Petrozza: Ich habe das immer gemacht. Ich habe lange bei meinen Eltern gewohnt, bis Anfang der 90er. Ich hatte als Teenager mal einen Job: Ich habe Rezepte für eine Apotheke ausgefahren. Danach habe ich meine Lebensumstände so angepasst, dass ich immer von Musik leben konnte.
Frau Kablitz-Post, haben Sie schon die nächste Band am Wickel?
Cordula Kablitz-Post: Diesmal ist es DJ WestBam, mit dem ich auch schon einiges gemacht habe. Wir haben jetzt die Finanzierung abgeschlossen. Das war echt schwierig, aber wir haben es geschafft. Die Arbeit wird demnächst losgehen!
Zeise: 31.8., 20 Uhr; Zeise-Open-Air: 31.8., 20.45 Uhr; Hamburg-Premiere mit Cordula Kablitz-Post, zeise.de

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