Blindenschrift

Louis Braille (1809-1852) war selbst blind. Die von ihm entwickelte Schrift hilft heute noch Millionen Menschen weltweit. Foto: DBSV/Lautenschläger

200 Jahre Blindenschrift: Wie Louis Braille die Welt der Blinden für immer veränderte

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Ob Nasenspray oder Schmerztablette – auf jeder Medikamentenpackung erheben sich winzige Hügel, die Name und Stärke des Wirkstoffs nennen: in Blindenschrift, oder besser Braille-Schrift. Benannt nach Louis Braille, der sie 1825 erstmals präsentierte. Ihn und seine epochale Erfindung würdigt das Museum der Arbeit mit der Ausstellung „200 Jahre Blindenschrift“. Bis Februar ist sie zu sehen – und zu ertasten.

Im Alter von drei Jahren verletzte sich der kleine Louis an einem Auge, mit einem spitzen Metallstift aus der Sattlerwerkstatt seines Vaters. Die Entzündung griff auf das andere Auge über, als Fünfjähriger war er blind. Der neugierige Junge wollte sich mit diesem Schicksal aber nicht abfinden. In der Blindenschule lernte er Ideen zu einer Schrift für Blinde durch seinen Lehrer kennen, der wiederum von einer blinden Pianistin inspiriert worden war. Später erfuhr Louis von der sogenannten Nachtschrift, die das Militär entwickelt hatte.

Louis Braille erfand die Blindenschrift mit 16 Jahren

Derartige Überlegungen dachte er konsequent weiter, verwarf jedoch erste, aus Leder gestanzte Versuche, mit denen er in seines Vaters Werkstatt experimentierte. Schließlich fand der erst 16-Jährige die Lösung: Ein System aus sechs Punkten, in zwei vertikalen Reihen zu dritt angeordnet, bildet den Rahmen. Buchstaben ergeben sich durch ausgewählte Erhebungen dieser sechs Punkte. Wenn sich zum Beispiel nur der linke obere Punkt wölbt, ist es ein A. Nach diesem Prinzip übersetzte Braille ganze Bücher, die fortan von Blinden mit den Fingerspitzen gelesen werden konnten. Auch Zahlen sind so schreib- und lesbar.

Seine Idee verbreitete sich weltweit

Nach seiner Ausbildung zum Organisten entwickelte der begeisterte Musiker Braille sogar eine Notenschrift! Den Durchbruch seiner bahnbrechenden Erfindung erlebte der 1809 geborene Franzose leider nicht mehr: Im Alter von 43 Jahren starb er in Paris.

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Seine Idee aber verbreitete sich weltweit, Punktschrift-Maschinen kamen dazu. Inzwischen gibt es sogar Braille-Zeichen auf Lego-Steinen, mit deren Hilfe Kinder die Blindenschrift haptisch spielend lernen können. Sehbehinderte erleben die Ausstellung per Audio-Guide und natürlich über die Braille-Schrift.

Museum der Arbeit: bis 16.2.26, Mi-Fr 10-17 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr, Mo 10-21 Uhr, 8,50/5 Euro, Tel. 428 13 30, shmh.de

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