Robbies dritte Show in Hamburg: Kreischen, Lachen, Weinen
Freitagabend, Barclays Arena. Es ist das dritte (und damit auch letzte) Hamburg-Konzert von Robbie Williams. Hier hatte er Anfang Februar mit zwei Shows seine Deutschland-Tour gestartet, hier beendet er sie auch. „Let Me Entertain You“? Aber wie! Singt er vor („Whoop-Whoop“), singt das Publikum nach. Schwenkt er die Arme in der Luft, machen 12.000 Menschen dasselbe. Das alles ist eine gut geölte Maschine, Platz für Überraschungen bleibt da kaum. Und doch wird dieser Abend ein ganz besonderer. Vor allem für ein junges Paar aus dem Oberrang.
Freitagabend, Barclays Arena. Es ist das dritte (und damit auch letzte) Hamburg-Konzert von Robbie Williams. Hier hatte er Anfang Februar mit zwei Shows seine Deutschland-Tour gestartet, hier beendet er sie auch. „Let Me Entertain You“? Aber wie! Singt er vor („Whoop-Whoop“), singt das Publikum nach. Schwenkt er die Arme in der Luft, machen 12.000 Menschen dasselbe. Das alles ist eine gut geölte Maschine, Platz für Überraschungen bleibt da kaum. Und doch wird dieser Abend ein ganz besonderer. Vor allem für ein junges Paar aus dem Oberrang.
Viel konnte man lesen über die große Robbie-Williams-Show, mit der der inzwischen 49-Jährige – seinen Geburtstag feierte er vor knapp zwei Wochen beim Konzert in Amsterdam – gerade durch die Welt tingelt. Sieben Monate wird er unterwegs sein, von Januar bis August. „XXV Tour 2023“ heißt diese Reise, „25 Years Of Hits“. Williams könnte sich die Rosinen aus seiner Solo-Karriere picken. Dies singen, das singen, Applaus, Jubel, Feierabend. Aber er hat sich für ein anderes Konzept entschieden.
Robbie Williams redet in der Barclays Arena viel
Es wird viel geredet, auch an diesem dritten Hamburg-Abend. Über Sex, Drogen und Alkohol, über Skandale, Depressionen und Angstzustände. Aber Robbie Williams wäre nicht Robbie Williams, wenn er das alles nicht lausbubig-charmant verpackt bekäme. „Für mich wird es Therapie sein, für euch Entertainment“, sagt er und strahlt mit seinem goldenen Pailettenfummel um die Wette. Und natürlich gehe es auch darum, die wichtigste Regel des Entertainments zu befolgen, sagt er: „Du musst dein Publikum lieben.“ Das Konzert ist da gerade erst vier Songs alt (darunter „Let Me Entertain You“ und „Monsoon“), die Pflöcke aber sind eingeschlagen.
Wer sich ein bisschen mit dieser Tour beschäftigt hat, weiß: Es sind jeden Abend dieselben Lieder, es sind jeden Abend dieselben Storys, sogar dieselben Sätze, dieselben Sprüche („Na, alles fit im Schritt?“). Und sollte er doch einmal einen Text vergessen, helfen ihm die in den Boden eingelassenen Bildschirme wieder auf die Sprünge. An den immer gleichen Stellen des Sets sucht er den Kontakt zum Publikum: lässt sich begrabbeln, flirtet, winkt. Und lästert: „Hey, kann die Kamera mal die Frau da ganz oben in den schwarzen Klamotten zeigen?“, bittet er an einer Stelle seine Regie und zeigt auf die Menschen, die so sitzen, dass ihre Plätze beinahe schon hinter der Bühne liegen. „Oh Darling, dein Platz ist echt scheiße. Tja, hättest wohl schneller sein müssen, als die Karten in den Verkauf gegangen sind.“
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Man könnte das alles doof finden, kalkuliert – aber da vorne steht eben Robbie „fucking“ Williams, der seinen „ass“ zeigt und in den Untiefen seiner Karriere (Grapefruit-Gelee in der Po-Ritze im allerersten Take-That-Video, Koksen mit den Gallghers auf dem Glastonbury-Festival, Rausschmiss aus der Band, um nur einige zu nennen) wühlt. Der sich durch eine extrem beeindruckende Hit-Historie singt – „Strong“, „Come Undone“, „Love My Life“, „Eternity“, „Feel“, „Rock DJ“, später auch „No Regrets“, „She’s The One“ und natürlich „Angels“ – und damit (sehr!) erwachsene Menschen zum Kreischen, Lachen und Weinen bringt.
Kollektive Umarmung des Publikums
Das ist auch genau der Punkt: Viele im Publikum haben ihm in den mittlerweile 33 Jahren seiner Karriere („Wir haben 1990 mit Take That angefangen, da wurde Nelson Mandela gerade aus dem Gefängnis entlassen und in Deutschland Wiedervereinigung gefeiert!“) dabei zugesehen, wie er sich selbst zerstört hat. Jetzt und hier von ihm erzählt zu bekommen, wie er sich langsam wieder zusammengesetzt hat, sorgt für eine Art kollektive Umarmung. Da sind nicht nur Konfetti, Laser und Lichter in der Luft, sondern auch ganz viel Liebe.
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Und es wird noch mehr! „Hey, du mit dem Scheißplatz, bist du mit jemandem da?“, ruft Robbie Williams nach zwei Dritteln des Sets in Richtung der Frau, die ihn bis dahin vor allem von hinten gesehen haben dürfte. „Sollen wir gucken, dass wir euch bessere Plätze besorgen?“ Und so bekommt diese super-getaktete Show-Sensation einen ganz ungeplanten Höhepunkt – und Claudia und Sven (Williams fragt höflich nach ihren Namen) Plätze im Inneren der Absperrung, direkt am Steg, der in die Menge ragt. DAS ist perfektes Entertainment. Du musst dein Publikum lieben? Kleinigkeit für den großartigen Robbie Williams.