Krasse Aktion in Hamburg: Pussy Riot pinkeln auf Putin
Um die Revolution geht es beim Auftritt von Pussy Riot in der Fabrik in Hamburg. Und im nächsten Atemzug stellt das russische Künstlerinnenkollektiv sich gleich selbst die Frage: „Was für eine Revolution?“ Denn welche Folgen es haben kann, im Regime von Wladimir Putin auch nur seine Meinung zu sagen, haben Pussy Riot am eigenen Leib erfahren. Viele bleiben deshalb still, aber nicht Pussy Riot. Auch nicht beim Auftritt in Hamburg – hier wird eine Pinkel-Aktion zum Höhepunkt des Protests.
Um die Revolution geht es beim Auftritt von Pussy Riot in der Fabrik in Hamburg. Und im nächsten Atemzug stellt das russische Künstlerinnenkollektiv sich gleich selbst die Frage: „Was für eine Revolution?“ Denn welche Folgen es haben kann, im Regime von Wladimir Putin auch nur seine Meinung zu sagen, haben Pussy Riot am eigenen Leib erfahren. Viele bleiben deshalb still, aber nicht Pussy Riot. Auch nicht beim Auftritt in Hamburg – hier wird eine krasse Aktion zum Höhepunkt des Protests.
Maria Aljochina , genannt Mascha, ist der Kopf der Gruppe. Auf ihrem demnächst erscheinenden Buch basiert die Spoken-Word-Performance, mit der Pussy Riot ihre Geschichte nachzeichnen. Angefangen bei den ersten konspirativen Proben über ihr „Punk-Gebet“ in einer Moskauer Kathedrale, ein „40-Sekunden-Verbrechen“, mit dem sie weltberühmt wurden – und zu Staatsfeinden. Bis hin zu Verhaftung, Prozess und Straflager. Mit Aljochina und Diana Burkot an den Drums sind in der Fabrik zwei Mitglieder dabei, die auch an der Protestaktion 2012 in der Christ-Erlöser-Kathedrale beteiligt waren. Aljochina hat insgesamt mehr als drei Jahre im Gefängnis verbracht.
Mal sind es verzweifelte Schreie, mal wilde Tänze, mit denen die fünf Personen auf der Bühne ihre Geschichte untermalen. Auf der Leinwand werden in Übertiteln die russischen Texte übersetzt, außerdem laufen Aufnahmen der Protestaktionen ab. Der Dreiklang aus Bühne, Bild und Schrift ist manchmal etwas fordernd, die Botschaft aber kommt in jedem Fall an. „Für unsere und eure Freiheit“ kämpfen Pussy Riot, und man kommt nicht umhin, viel Bewunderung für diese Menschen zu empfinden, denen in ihrer Heimat Gefängnis oder Schlimmeres droht, wenn sie sagen und sind, was sie wollen.
Pussy Riot in Hamburg: Jubel für Pinkel-Aktion
Sehr detailreich berichtet Maria Aljochina von ihren Erlebnissen: der Aktion in der Kirche, ihrer Flucht danach, der Farce vor Gericht und den Methoden im Straflager. Und natürlich geht es immer wieder um den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Höhepunkt des Protestes: Auf der Bühne wird ein Putin-Bild aufgestellt, eine Künstlerin pinkelt unter dem Jubel des sonst etwas zaghaften Publikums darauf.
Am Ende schlagen Pussy Riot in der nur halb vollen Fabrik den Bogen von ihrer eigenen Geschichte zur Gegenwart. In einem Lied nehmen sie die Perspektive eines russischen Soldaten ein, der seiner Mutter einen verzweifelten Brief aus der Ukraine schreibt. Ganz offen solidarisiert sich das Kollektiv mit der Ukraine, die Hälfte der Merch-Einnahmen gehen an ein Kinderkrankenhaus in Kiew.
Zum Schluss stehen sie mit einer ukrainischen Fahne auf der Bühne – und Aljochina verabschiedet sich mit einem leidenschaftlichen Appell, der nachhallt: „Wir können uns nicht aussuchen, wo wir geboren werden. Aber wir können entscheiden, was für Menschen wir sein wollen. Die Zukunft liegt in unseren Händen – und in euren.“