Philipp Poisel in Hamburg: Leider eine Nummer zu groß
Es ist schon ein bisschen her, dass Philipp Poisel (39) die großen Hallen bespielt hat. Seit Corona fand eigentlich alles von ihm draußen statt, bestuhlt oder im Strandkorb, eher im kleinen Rahmen. Die „Neon“-Tour führt ihn wieder in die größeren Locations und Arenen. So wie am Donnerstag in die Barclays Arena in Stellingen. Eine Nummer kleiner wäre die bessere Wahl gewesen.
Es ist schon ein bisschen her, dass Philipp Poisel (39) die großen Hallen bespielt hat. Seit Corona fand eigentlich alles von ihm draußen statt, bestuhlt oder im Strandkorb, eher im kleinen Rahmen. Die „Neon“-Tour führt ihn wieder in die größeren Locations und Arenen. So wie am Donnerstag in die Barclays Arena in Stellingen. Eine Nummer kleiner wäre die bessere Wahl gewesen.
Um das vorwegzunehmen: Poisel hat bockstark abgeliefert. Fast zwei Stunden und 15 Minuten lang hat der Schwabe alles gegeben, die Hits („Bis nach Toulouse“, „Halt mich“) gespielt, die neueren Stücke („Keiner kann sagen“, „Zu weit“) – allesamt triefend vor Herzschmerz, Kummer und Sehnsucht – einfühlsam ins Mikro genuschmurmelt. Auf eine so dermaßen gefühlvolle Art, wie es kaum ein anderer deutscher Sänger kann.
Poisel verzichtet in Hamburg auf Firlefanz
Aber der Rahmen stimmt an diesem Abend halt einfach nicht, was weniger an ihm liegt. Die Bühne ist minimalistisch. Philipp Poisel verzichtet auf Firlefanz wie aufwendige Video-Choreos oder wechselnde Bühnenbilder. Zwei Podien gibt es für Keyboard und Schlagzeug, vier Musiker begleiten ihn, dazu die hinreißende Alin Coen und Moncrieff, der als Vorband Standing Ovantions bekam. That’s it. Und wenn man sich nun nicht gerade in dieser riesigen Halle befinden würde, es wäre das passende Setting für dieses gefühlige Singer-Songwriter-Club-Konzert.
Knapp 2000 Leute dürften es sein, viele Blöcke sind dicht, selbst der Innenraum ist unangenehm luftig. Deutlich weniger als erhofft. Das ist leider kein neues Phänomen nach mehr als zwei Jahren Pandemie. Poisel scheint das weniger zu kümmern. Er ist offen wie selten, scherzt über seine Eltern, seinen Manager und sich selbst, flirtet fast schon mit dem Publikum: „Schön euch zu sehen. Ganz ohne Strandkorb und Auto.“
Bei einem Poisel-Lied bebt die Barclays Arena
Diese Freude hört man dann auch. Poisel singt klarer als sonst, begleitet sich zu diversen Stücken mit Gitarre oder am Keyboard. Bei „Als gäb’s kein Morgen mehr“ kommt Arena-Feeling auf. Ein Paar nutzt den Platz im Innenraum für eine ekstatisch-rennende Tanz-Choreografie, kaum einer sitzt, alles zappelt, der wummernde Sound lässt auch nichts anderes zu. Poisel bedankt sich mit einer Breakdance-Einlage.
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Es ist der einzige Moment an diesem Abend, der so treibend wirkt. Ansonsten ist es eher das Konzert, das man gern im Grünspan oder einem der anderen gemütlichen Clubs der Stadt gesehen hätte. Vielleicht ja beim nächsten Mal …