Konzert in Hamburg: George Ezras Valentinstags-Party und ein One-Hit-Wonder
Radiohit-Alarm in der Barclays-Arena: George Ezra begeistert in Hamburg mit Pop-Songs und Schmuse-Balladen, als sei es eine große Valentinstags-Party. Nur für ein Lied meint er sich rechtfertigen zu müssen. Und sein Vorsänger, das selbsterklärte One-Hit-Wonder „Passenger“, stiehlt Ezra beinah die Show.
Radiohit-Alarm in der Barclays Arena: George Ezra begeistert in Hamburg mit Pop-Songs und Schmuse-Balladen, als sei es eine große Valentinstags-Party. Nur für ein Lied meint er sich rechtfertigen zu müssen. Und sein Vorsänger, das selbsterklärte One-Hit-Wonder „Passenger“, stiehlt Ezra beinah die Show.
Los ging’s zur besten „Tagesschau“-Zeit mit Passenger aka Michael „Mike“ David Rosenberg (38), der dem Publikum mit „Moin Hamburg!“ und einem „sehr starken schottischen Apfelsaft“ zuprostete und so vom Fleck weg Sympathiepunkte sammelte.
Barclays-Arena: Zwei Singer-Songwriter begeistern das Publikum
Zwei Dinge machte der Engländer gleich zu Anfang klar: „Ich habe nur einen berühmten Song. Und die meisten Leute denken, Passenger wären eine Band. Wenn es okay ist, Hamburg, gibt es nur mich und meine Gitarre!“ Gemessen an dem Applaus war das mehr als okay. Der bärtige Musiker coverte „Sound Of Silence“ von Simon & Garfunkel („Hello Hamburg, my old friend…“) in einer rockigen Akustikklampfen-Version, zu der er energisch mit dem Fuß stampfte.
Das könnte Sie auch interessieren: Mit Nudeln und Dosen zum Bosse-Konzert
„Falls euch die Dinge, die mich ankotzen, auch nerven, dann singt jetzt bitte mit“, bat er. Es folgte der Titel „I Hate“, mit dem er ordentlich austeilte: gegen Rassisten und ihre schlechten Witze, Dauerplapperer bei Konzerten, pingelige Esser, belegte Festivaltoiletten, Jugendmagazine mit Diättipps und den Botox-Spritzer von Cher. Dafür gab‘s immer mal wieder Zwischenapplaus.
Passenger: In der Spitalerstraße fing er sich Ärger mit der Polizei ein
In der Spitalerstraße hätte er einst seine ersten Hamburg-Gigs gespielt, erzählte Rosenberg: „Die Polizei war ziemlich wütend auf mich.“ Das war natürlich noch vor seinem Nummer-Eins-Hit „Let Her Go“, den er daraufhin zum Besten gab. Herrje, ist das wirklich schon zehn Jahre her? Das Publikum war jedenfalls immer noch textsicher. „Hamburg, ihr wart spektakulär“, lobte der Künstler.
Es dauerte nicht lange, da kam Hauptact George Ezra (28) auf die Bühne, der in den vergangenen zehn Jahren weit mehr als einen Hit angesammelt hat. Er musizierte mit seiner Band in einem beleuchteten, sich in Schieflage befindenden XL-Bilderrahmen samt Bergkulisse. Schön sah das aus! Und hörte sich noch besser an: Denn der Engländer besitzt diese tolle bluesige Stimme, die den absoluten Wiedererkennungswert hat und auch live überzeugt. Damit holt er das Publikum schon beim ersten Song „Anyone For You“ ab. Die Arrangements klingen fett, auch dank des Bläser-Trios, das ihn auch hier und da gesanglich unterstützt.
Wie in verspäteter Valentinstag: Tanzen und Schmusen in der Barclays Arena
Ezra selbst ist ein eher unspektakulärer Typ Marke Schwiegersohn: Mit hochgeknöpfter Jeansjacke steht er hinter dem Mikro, lächelt freundlich, streckt die Arme in die Höhe und macht solide Ansagen, die nicht so viel Unterhaltungswert haben wie die von Passenger. Dafür hat er schließlich diese unwiderstehlich aufmunternden Songs, die den Hamburgern ordentlich Beine machen: Getanzt wird an diesem Abend jedenfalls reichlich! Neben den Liedern seines neuen, nun schon dritten Albums „Gold Rush Kid“ bietet er auch ein Set aus Schmuse-Balladen, die er allein mit seinem Pianisten im Lichtkegel präsentiert. Wenn die zahlreichen Paare im Publikum dazu Zärtlichkeiten austauschen, ist das wie ein verspäteter Valentinstag!
Und allerhöchste Zeit, um das Hitfeuerwerk zu starten: Für „Green Green Grass“, das am vergangenen Sonnabend bei den Brit Awards als Song des Jahres nominiert war, aber leer ausging, erntete Ezra von einigen seiner Landsleute Häme ob das simplen Textes. Vielleicht schildert Ezra deswegen so ausführlich den Tag mit Freunden am Strand, der in eine Beerdigungsfeier mündete und die Inspiration für das Stück lieferte. Die Hamburger feiern mit. Manchmal sind die einfachen Botschaften die besten. Dass Ezra überraschend vielfältig sein kann, zeigt er mit einem lateinamerikanisch angehauchten Zwischenspiel bei „Blame It On Me“, das ansonsten an Mumford & Sons erinnert.
Sein „Paradise“ hingegen könnte auch durchaus von den Indie-Poppern Franz Ferdinand stammen. „Erkennt ihr diesen Song?“, fragt der Blondschopf ins Rund und stimmt mit der Gitarre die ersten Akkorde von „Budapest“ an, das ihm seinerzeit den Durchbruch bescherte. Jubel total! Aber Ezra hat ja noch mehr in petto: In der Zugabe begeistert er mit dem ZDF-WM-Song „Dance All Over Me“ sowie „Shotgun“, mit dem er jede seiner Shows beendet. Selten kam man so beschwingt-fröhlich aus einem Konzert.