Metallica in Hamburg: Thrash-Messe auf dem „Catwalk to Hell“
„Some Kind Of Monster“ heißt die legendäre Dokumentation über die größte Metal-Band der Welt. Und das geht einem durch den Kopf, am ersten Abend dieses gigantomanischen Konzert-Doppelpacks im Volkspark-Stadion, weil das so passend klingt. Die Wucht, die schiere Größe, die Nähmaschinen-artige Präzision: Auch im 43. Jahr ihres Bestehens setzen James Hetfield und Co. Maßstäbe. 50.000 feiern die Metal-Veteranen am ersten Abend ihres Hamburger Doppel-Konzerts.
„Some Kind Of Monster“ heißt die legendäre Dokumentation über die größte Metal-Band der Welt. Und das geht einem durch den Kopf, am ersten Abend dieses gigantomanischen Konzert-Doppelpacks im Hamburger Volkspark-Stadion. Weil das so passend klingt. Die Wucht, die schiere Größe, die Nähmaschinen-artige Präzision: Auch im 43. Jahr ihres Bestehens setzen James Hetfield und Co. Maßstäbe. 50.000 feierten die Metal-Veteranen für die unglaublich wuchtige Show euphorisch.
AC/DC und Morricone als Intro. Und dann: „Creeping Death“. Urgewalt. In ICE-Geschwindigkeit. Da ist es 20.56 Uhr, der Himmel über der Arena ist so blau wie die schwäbelnden Metallica-Fans, die sich zuvor in der S-Bahn auf dem Weg nach Stellingen die Flachmänner durch die Reihen gereicht hatten. Bei Mitte bis Ende 40 wird der Altersschnitt hier in der Arena liegen. Man trägt Schwarz, ganz überwiegend. Und singt: „So let it be written …“
Der Sound ist makellos. Die Bühne steht mittig in der Arena und ist eine Art kreisförmiger Laufsteg. Erstmal eher unspektakulär. Aber die Nähe, die das schafft, ist gewollt und wichtig. Weil Metallica zwar im fünften Jahrzehnt ihres Bestehens ein gigantisches Wirtschaftsunternehmen sind. Aber dessen Erfolg eben genau von diesem Gefühl abhängt. Und später, mit einbrechender Dunkelheit, erwacht der Ring zu Leben.
Metallica in Hamburg: „Habt ihr Spaß?“ Rhetorisch die Frage, klar
Acht Türme mit Video-Bildschirmen umringen den Bühnen-Ring. Die Hamburg-Skyline war dort vor Beginn zu sehen. Und eine blutrote Thrash-Hammonia mit Höllenhunden. Jetzt ist da Hetfields Charakterkopf. „Wir sind sehr dankbar hier zu sein und sehr dankbar für eure Unterstützung“, sagt er. „42 Jahre im Geschäft – und wir haben immer noch Spaß. Habt ihr Spaß?“ Rhetorisch, die Frage, klar.

125 Millionen Alben (!) hat die Band im Laufe ihrer Karriere verkauft. „72 Seasons“, der Anlass für die Tour, ist das erste Album seit sieben Jahren. Darauf geht’s um Selbst-Hass und selbstmörderische Gedanken. Keine Masche, das sind Hetfield und seine Dämonen. Und eine Bandgeschichte, in der oft die Egos crashten und der Alkohol lange in Flutwellen floss und beinahe alles hinfort geschwemmt hätte, was die noch aknepicklige Band sich Anfang der 80er in blitzartiger Geschwindigkeit aufgebaut hatte: Mega-Erfolg mit sehr harter Musik.
Diese Metallica-Tour ist besonders: Zwei Konzerte in jeder Stadt
„Leper Messiah“, „If Darkness Had A Son“, „Welcome Home (Sanitarium)“. Das Programm ist ein wilder Höllen-Ritt durch die Band-Geschichte. Und dass die geschätzt 50.000 hier im Stadion eben auch den ballernden Metal-Swing solch brutaler Gossenhauer wie „Harvester of Sorrow“ fühlen, das ist bemerkenswert.

Diese Tour ist besonders. Immer zwei Konzerte hintereinander im selben Stadion. Beide mit unterschiedlichem Programm. Am Sonntag gibt es die zweite Hamburg-Show. Natürlich kosten die Tickets weit über 100 Euro. Natürlich haben Metallica zahlreiche VIP- und Pit-Pakete schnüren lassen, um die Marge zu treiben: Geschäftstüchtig, das waren sie immer.
Ein zwei Stunden langer Triumphzug
Dunkel ist es inzwischen geworden. Und Zeit, kurz durchzuschnaufen. Die Musiker mitsamt Schlagzeug kreiseln über den Bühnen-Ring. „The Unforgiven“ kommt, Über-Ballade und Über-Hit vom schwarzen Album. Dann der Heavy-Blues von „Wherever I May Roam“ – und das Stadion singt.
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Zu „Moth Into Flame“ fackeln erstmals Flammen über den Laufsteg und in den Nachthimmel. „Whiskey In The Jar“ ist die Einleitung zum Endspurt, es begleiten den sehr souverän agierenden Frontmann die tausendköpfigen Hetfield-Chöre vom Volkspark.Granaten-Schläge und Maschinengewehr-Feuer lassen die Nasenflügel beben: Die brachial donnernde Anti-Kriegs-Hymne „One“ kommt. Und nahtlos „Enter Sandman“. Ein Triumphzug. Und dann ist Ende nach gut zwei sehr kurzweiligen Stunden. Irgendwie plötzlich. Und irgendwie rührend, wie die beseelt lächelnden Herren Drum-Sticks und Plektren an die Fans verteilen.
Metallica in Hamburg: Man lebt und hat gelernt
Neuerdings geht’s bei den aufs Rentenalter zusteuernden Metal-Veteranen auch darum, auf sich acht zu geben. Gespielt wird diese Tour an Wochenenden, zwischen den Doppel-Packs in Metropolen können die Herren zu Hause entspannen und Distanz zu den ewigen Tour-Versuchungen wie Suff und Exzess wahren.

Bei aller Wucht und Kraft, die noch immer im „Monster“ steckt: Man lebt und hat gelernt. Auch, auf sich aufzupassen. Und sich die Kräfte einteilen, damit das mit dieser unfassbar gewaltigen Metal-Maschine noch eine Weile so weitergehen kann.
Hoffentlich beherzigen das auch die Schwaben …