Konzert in Hamburg: „Apache bleibt gleich“ – zumindest theoretisch
Kaum ein Künstler der Deutschrap-Szene wird derzeit so gehyped wie Apache 207. Sein Song „Roller“ katapultierte den gebürtigen Mannheimer mit türkischen Wurzeln an die Spitze der Charts, seitdem reiht sich Hit an Hit. Derzeit ist er zum ersten Mal überhaupt auf Tour – und machte am Samstag Station in Hamburg. Dabei wurde deutlich: Er will trotz Mega-Erfolg unbedingt der Alte bleiben. Aber geht das überhaupt?
Es ist die vielzitierte Geschichte vom Tellerwäscher, der zum Millionär wird – oder in diesem Fall vom Aushilfsfriseur zum Megastar: Deutschrapper Volkan Yaman hat innerhalb kürzester Zeit einen kometenhaften Aufstieg hingelegt.
Kaum ein Künstler der Deutschrap-Szene wird derzeit so gehyped wie Apache 207. Sein Song „Roller“ katapultierte den gebürtigen Mannheimer mit türkischen Wurzeln an die Spitze der Charts, seitdem reiht sich Hit an Hit. Derzeit ist er zum ersten Mal überhaupt auf Tour – und machte am Samstag Station in Hamburg. Dabei wurde deutlich: Er will trotz Mega-Erfolg unbedingt der Alte bleiben. Aber geht das überhaupt?
Es ist die vielzitierte Geschichte vom Tellerwäscher, der zum Millionär wird – oder in diesem Fall vom Aushilfsfriseur zum Megastar: Deutschrapper Volkan Yaman hat innerhalb kürzester Zeit einen kometenhaften Aufstieg hingelegt.
Die meisten Menschen kennen den Zwei-Meter-Hünen mit den langen, schwarzen Haaren unter dem Spitznamen, den seine Mutter ihm gegeben hat: Apache, genauer gesagt Apache 207 (was die Zahl bedeutet, will er nicht verraten).
Apache 207: Aus dem Keller in Ludwigshafen auf die Bühne in Hamburg
A propos Haare: Zu Beginn seiner Show läuft auf der Bühnenleinwand ein Kurzfilm. Man sieht darin, wie Apache daheim in Ludwigshafen, wo er aufwuchs, im Keller seines Hochhausblocks einen jungen Mann frisiert. Dass das nicht nur ein Märchen, sondern wirklich passiert ist, bestätigt der Künstler selbst in einer jüngst erschienen Dokumentation auf Amazon Prime.
In dem Film zu Konzertbeginn pöbeln zwei Keller-Besucher den damals noch unbekannten Yaman an: An dessen geäußerten musikalischen Ambitionen hegen sie, nun ja, gewisse Zweifel. Es kommt zum Gerangel, der 24-Jährige wird geschubst – und stolpert mitten in die Barclays Arena. Die Musik setzt ein, Apache beginnt zu singen: „Und Mama, bin ich einmal wieder nicht daheim, will ich, dass du bitte keine Träne weinst, denn ich bring‘ Brot nach Hause.“ Das Publikum ist sofort da und macht den Chor bei „Brot nach Hause“. Apaches Mama kommt auch im nächsten Song „Kein Problem“ vor: „Mein Sohn, was ist gescheh’n? Mein Sohn, was ist gescheh’n? Keine Sorge, Mama, ganz normal. So wollt‘ dein Sohn doch leben.“
„Scheiße, Mann, jetzt sind wir also fame“
Wie er leben wollte: von der Musik. Dass er aber so schnell geht mit seiner Karriere, das hätte sogar er selbst nicht möglich gehalten – davon erzählt er in der Doku, davon erzählen viele seiner Songs.
Los ging alles 2019 mit „Roller“ – es ist mit gut 323 Millionen Aufrufen das in Deutschland meistgestreamte Lied auf Spotify, erhielt nicht nur Platin, sondern sogar Diamant-Status. Es folgten mit „200 km/h“ und „Bläulich“ weitere Mega-Hits – die er auch in Hamburg spielt – und plötzlich hieß es: „Scheiße, Mann, jetzt sind wir also fame.“
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Womöglich ist ihm das selbst manchmal unheimlich – und der Grund, warum er sich selbst und allen anderen immer wieder versichert: „Apache bleibt gleich“. Diese Zeile aus „Roller“ ist mittlerweile ikonisch geworden, auch seine Doku heißt so. Das dazugehörige Lied performt Apache an diesem Abend in Hamburg gleich zweimal: Beim ersten Mal fliegt ihm ein roter BH entgegen, beim zweiten Mal ist der Song als Zugabe der Abschluss der Show, Apache lädt „die ganze Crew“ zu sich auf die Bühne, es wird gemeinsam gefeiert. Jedes Mal toben die 15.000 Zuschauer:innen, singen und brüllen jedes Wort mit.
„Ich war schon ein paar Mal in Hamburg, privat. Und ich muss sagen: Hamburg ist eine der schönsten Städte“
Tatsächlich hat Apache bis zum Start der aktuellen Tour noch nie vor so vielen Leuten gespielt. Denn kurz nach „Roller“ kam die Pandemie, die ursprünglich für 2020 angesetzte Tournee war zwar nach 16 Minuten restlos ausverkauft, musste jedoch zweimal verschoben werden. Bei dem 24-Jährigen wuchsen Zweifel: „Was ist, wenn das nicht funktioniert?“, fragt er in der Doku. Womöglich sei er ja nur ein Streaming-Phänomen, befürchtet er.
Das dem nicht so ist, zeigen ihm die Hamburger Fans am Samstag: Ausgelassen feiern sie jeden Song – vom Teenie in Eltern-Begleitung über Mädels in bauchfreien Tops bis hin zu Halbstarken-Grüppchen. Und Apache gibt sich große Mühe, die Begeisterung zurückzuzahlen: „Ich war schon ein paar Mal in Hamburg, privat. Und ich muss sagen: Hamburg ist eine der schönsten Städte“, schmeichelt er etwa. Clever! Nichts liebt der Hamburger schließlich so sehr wie seine Stadt.
Clever ist auch die Choreographie der Show – das Ganze wurde als wilde Mischung aus Theaterstück, Kinofilm und Deutschrap-Konzert inszeniert. Zu Beginn etwa ist die Bühne von einem schweren, roten Vorhang verdeckt, der sich am Ende majestätisch wieder schließt, während Apache zum Abschied winkt. Beeindruckend auch das aufwendige Bühnenbild, das ebenfalls fast wie eine Theater-Kulisse wirkt: Es ist ein Nachbau des Hochhauses, in dem Yaman aufgewachsen ist – Apache spielt auch in Hamburg sozusagen vor der eigenen Haustür.

In den Umziehpausen laufen zudem kleine Filmchen, die den Künstler zeigen, wie er scheinbar von der Bühne kommt und sich im Backstage-Bereich in ein neues Outfit schmeißt. In Wahrheit sind die Clips natürlich vorgedreht – aber so entsteht kein Spannungsabfall im Publikum.
Apache 207: Harter Rap und weiche Stimme
Zeitweise pflügt er auch auf einem hölzernen Schiff stehend und „Boot“ singend durch den Zuschauerraum zu einer Blumen-bewachsenen Insel, auf der schon ein Schlagzeuger und ein Gitarrist warten. Dort spielt er Akustik-Versionen von „2 Minuten“, „Weißes Kleid“ und „Wieso tust du dir das an?“ Und dabei zeigt Apache, was ihn von anderen Vertretern seines Genres unterscheidet: Er kann eben nicht nur exzellent rappen, sondern beeindruckend singen. Einfühlsam und doch kräftig klettert sein Bariton fast mühelos in die Höhe.
Auf dem Weg zurück zur Hauptbühne nimmt er wieder das Schiff, winkt dabei ganz in weiß gekleidet der Menge zu, während Celine Dion vom Band „My Heart Will Go On“ schmachtet – und man fragt sich kurz irritiert, ob da womöglich nicht Apache, sondern der Papst oder Leonardo di Caprio vorbeifährt.
„Wenn man so nen Weg hinlegt in so kurzer Zeit, dann ist gar nix mehr normal“
Das letzte Lied vor der Zugabe ist „Angst“, „mein persönlichster, mein bester Song“, sagt Apache. Der Refrain ist bedrückend: „Hier draußen ist es kalt, so voller Gewalt“, heißt es darin. Eine Allegorie auf das Musik-Business? Das Leben an sich? Unklar. Klar wird dagegen erneut: Es gibt Momente, da hadert Yaman zweifellos mit seinem Erfolg, er macht ihm „Angst“: „Man sagt, Apache ist die Eins, Baby. Doch ich wollt es nie sein, Baby“. Es kam bekanntlich anders.
„Wenn man so nen Weg hinlegt in so kurzer Zeit, dann ist gar nix mehr normal“, sagt Apache in der Doku. Kann man da überhaupt „gleich“ bleiben? Nun ja. Man kann es versuchen – zumindest theoretisch.