Kendrick Lamar in Hamburg: Der Auserwählte lässt alle ausflippen
„Is everybody alive right now?”, fragt Kendrick Lamar (35) an einer Stelle seines Konzerts am Donnerstagabend in der vollen Barclays-Arena. Und die Antwort kann nur sein: Aber sowas von „lebendig“! Selten hat man so ein herzliches, höfliches, bescheidenes, kluges und wunderschönes HipHop-Publikum erlebt. Es rappt jedes einzelne Wort mit und wabert und wogt als komplett homogene Menge durch den Raum. Der Grund: dieser Rapper und seine Kunst.
Er kommt aus Compton, dem magischen HipHop-Ort in L.A., wo Gangsta-Rap entstanden ist. Er hat Rap allgemein in eine ganz andere Liga katapultiert. Der Mann der tausend Flows und Stile. Mit jedem seiner Alben hat er neue Standards gesetzt. Als erster HipHop-Vertreter überhaupt den Pulitzer-Preis bekommen. Für sein unvergleichliches Storytelling: persönlich, aber auch über die großen Dinge, die die Menschheit bewegen. Barack Obama ist erklärter riesiger Fan. Und die Rapper-Generationen vor ihm haben längst die Fackel überreicht. An ihn, den Auserwählten.
„Is everybody alive right now?”, fragt Kendrick Lamar (35) an einer Stelle seines Konzerts am Donnerstagabend in der vollen Barclays-Arena. Und die Antwort kann nur sein: Aber sowas von „lebendig“! Selten hat man so ein herzliches, höfliches, bescheidenes, kluges und wunderschönes HipHop-Publikum erlebt. Es rappt jedes einzelne Wort mit und wabert und wogt als komplett homogene Menge durch den Raum. Der Grund: dieser Rapper und seine Kunst.
Er kommt aus Compton, dem magischen HipHop-Ort in L.A., wo Gangsta-Rap entstanden ist. Er hat Rap allgemein in eine ganz andere Liga katapultiert. Der Mann der tausend Flows und Stile. Mit jedem seiner Alben hat er neue Standards gesetzt. Als erster HipHop-Vertreter überhaupt den Pulitzer-Preis bekommen. Für sein unvergleichliches Storytelling: persönlich, aber auch über die großen Dinge, die die Menschheit bewegen. Barack Obama ist erklärter riesiger Fan. Und die Rapper-Generationen vor ihm haben längst die Fackel überreicht. An ihn, den Auserwählten.
Kendrick Lamar live in Hamburg: Sogar Obama ist Fan
Am Donnerstagabend in der Barclays-Arena sitzt er zu Beginn einfach im schwachen Licht ruhig am Klavier und spielt ein paar Noten, nachdem elf Tänzer:innen richtig Alarm für seinen großen Auftritt gemacht haben. Aber er sagt einfach nur „I grieve different.“ („Ich trauere anders.“) – einen der tragenden Sätze seines aktuellen Albums „Mr. Morale & The Big Steppers“, von dem sehr viele Songs auf der Setlist stehen.
Doch natürlich folgt die Steigerung: Er steht auf – gekleidet in Lederhose und mit dickem goldenen Trophäengürtel wie beim Boxen – läuft in die Mitte seiner riesigen Stegbühne und spielt mit einer Handpuppe. Im weiteren Verlauf kommen Songs wie „Humble“ oder „DNA“, aber auch die ersten Hits wie „Swimming Pools (Drank)“ (nur als Snippet vom Band – er kann sich’s leisten!) und natürlich „Bitch, Don’t Kill My Vibe“.
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Zur Performance gehören Marionettenfäden, Nadeln, Spinnen oder Wälder, die um seine Silhouette an den riesigen würfelförmigen Vorhang projiziert werden, der sich mal auf, mal ab bewegt. Mal tanzt er mit einer Frau, mal mit mehreren eine coole Polonaise.
Der Performance-Höhepunkt: Ein Plastikzelt, in dem vier Männer im Schutzanzug erst mal einen Corona-Test mit ihm durchführen. Und dann wandelt sich das Zelt zum Podest und er steigt darauf in die Höhe, um seine „Black Lives Matter“-Hymne „Alright“ zu performen: „We! Gon‘! Be! Alright!“ – noch so ein geflügelter Satz von ihm.
Fans durchleben komplette Kendrick-Katharsis
„Kendrick! Kendrick! Kendrick!“ – das Publikum ruft seinen Namen unentwegt. Besonders ein junger Typ im Unterrang beherrscht die Namensrufe in Perfektion und durchlebt während des Konzerts die komplette Kendrick-Katharsis: nervöses Lachen am Anfang; Heulen vor Glück, als er loslegt; hysterisches, heiseres Schreien zwischendrin und am Ende ein fassungslos glasig-erschöpfter Blick und verschränkte Arme überm Kopf. In Großform bildet sich die Kendrick-Katharsis beim Publikum in ekstatischem Bouncen zu fetten 808-Bässen oder als HipHop-Pogo in richtigen Circle Pits ab.
Am wildesten werden diese Tanzlöcher, als am Ende noch Kendricks Cousin Baby Keem mit auf die Bühne kommt (er hatte auch schon den Support gemacht) und seine drei Songs „Vent“, „Range Brothers“ und „Family Ties“ zusammen mit Kendrick performt.
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Am Ende steht der Auserwählte wieder allein am Piano und rappt immer wieder die bedeutenden Worte „I can’t please everybody“ im Song „Crown“. Damit meint er womöglich, dass er gar nicht unbedingt immer der Auserwählte sein will. Aber an diesem Abend war er’s allemal – und hat mit seiner Rap-Kunst alle „lebendig“ gemacht.