„Hamburg, heute Nacht gibt’s eine Orgie“: Michael Bublés Party im Swing(er)-Club
Vielseitiger Sänger, humorvoller Entertainer und insgesamt „zu sexy“: Michael Bublé bot in der Barclays Arena eine fast perfekte Show. Was dafür noch gefehlt hätte, wieso er Hamburg zu einer Orgie einlud und wie er mit der wohl schrägsten Liebeserklärung an Deutschland alle zum Lachen brachte.
Vielseitiger Sänger, humorvoller Entertainer und insgesamt „zu sexy“: Michael Bublé bot in der Barclays Arena eine fast perfekte Show. Was dafür noch gefehlt hätte, wieso er Hamburg zu einer Orgie einlud und wie er mit der wohl schrägsten Liebeserklärung an Deutschland alle zum Lachen brachte.
Was für ein Entrée: Zu „Feeling Good“ tanzt Michael Bublé am Freitagabend oben unter dem Hallendach die Horizontlinie entlang – und 10.000 Zuschauer in der Barclays Arena sind aus dem Häuschen, nur um Sekunden später festzustellen, dass das nur eine Videoanimation war: Der echte Bublé kommt mit Pyrogewitter aus dem Bühnenboden geschossen, kredenzt vor seinem beeindruckenden 25-köpfigen Swing-Orchester auch noch den fröhlichen Popsong „Haven’t Met You Yet“, während sein schwarzer Lackschuh bis in die hintersten Reihen glänzt. Das geht schon mal gut los.
„What’s up, Hambuuuuurrrrggg?“, begrüßt der kanadische Entertainer in Rapper-Manier, singt mit dem Publikum Olé-Chöre an, die in Bublé-Chöre übergehen, wozu er vermeintlich sexy seine Hüften wiegt. Zweit-Karriere als Comedian nicht ausgeschlossen.
Seine Liebeserklärung ist so lustig drüber, dass man sie fast glauben mag
Und dann holt er aus zur großen Liebeserklärung an Deutschland, ist dabei so drüber, dass man ihm fast jedes Wort glauben mag: „Ladies & Gentlemen, boys & girls, ich stehe hier auf der Bühne in meinem Lieblingsland auf der Welt.“ Bublé untermauert das mit einem Mike-drop, kniet und küsst den Boden. Jubel total. „Ihr könnt es nachgooglen! Wann immer ich gefragt werde, wer meine Lieblingsmenschen sind, um zu spielen, sage ich: die Deutschen! Und jedes Mal fragen sie ungläubig zurück: ‚Wirklich?‘ Man muss ja auch intelligent sein, um euren Humor zu verstehen.“
Die Lacher und Sympathien hat er damit auf seiner Seite. Er erzählt noch, dass er den St. Patricks Day im Hamburger Irish Pub „Fleetenkieker“ mit ein paar Guinness verbracht habe. Und verspricht eine Party im Swing(er)-Club: „Die Zeit war lang genug, in der wir alleine aßen, alleine Musik hörten, alleine Sex hatten… Aber nicht heute Nacht, Hamburg! Heute Nacht gibt’s eine Orgie… mit Musik, Liebe und Lachen!“
Der einzige Haken der Show: der Sound
Bublé intoniert mit dem Bert-Kaempfert-Song „L-O-V-E“ einen „berühmten deutschen Song, bei dem man die Worte durcheinandergewürfelt und übersetzt hat“ – Trompetersolo inklusive. Leider ist der Sound an diesem Abend nicht der Beste: Stellenweise klingt Bublé ganz weit weg, und das Orchester dringt erst zeitversetzt ans Ohr.

Für fröhliche Vibes sorgt sein tanzendes und singendes Backing-Trio. Hingucker ist zudem ein beleuchteter Endlos-Steg, über den Bublé immer wieder sprintet und der je nach Song verschiedene Muster und Farben in die Arena zaubert. Und das haben wir auch noch nie in der Arena gesehen: Auch am Ende des Stegs hängen XL-Monitore in Blickrichtung des Künstlers, was für einen schönen 360-Grad-Effekt sorgt.
Seinen Tophit „Home“ präsentiert er sitzend neben dem Pianisten, und es ist so toll wie vor 18 Jahren. Besonders für die vielen Pärchen im Publikum, die zärtlicher miteinander werden. Der Rest der Halle singt einfach mit. „Ihr glaubt gar nicht, wie schön das für mich ist, eure wundervollen Stimmen zu hören“, so Bublé. Aber auf der Schleim-Skala ist der höchste Punkt noch nicht erreicht: „Es gibt nur eine Sache, die schlechter ist, als Deutsch zu sein. Und das ist, nicht Deutsch zu sein.“
Michael Bublé: „Ich bin zu sexy, das ist das Problem“
„Zeigt mir euer latein-amerikanisches Blut, wackelt, was ihr habt“, fordert Bublé bei „Higher“ auf, dem Song, für den er vergangene Woche mit dem Grammy ausgezeichnet wurde. Dabei kommt er selbst ins Schwitzen, tupft sich die Stirn mit einem Schweißtuch ab, das er ins Publikum wirft. Eine junge Frau fängt es – und leckt es ab! Bublé ist amüsiert, solche Reaktionen hat er nicht immer. In England kippen die Mädchen reihenweise bei seinen Konzerten um, behauptet er. „Ich musste alle fünf Minuten die Show stoppen, um die Ambulanz durchzulassen. Backstage sagte ich mir: ‚Ich bin zu sexy, das ist das Problem.‘“ Kollektives Gelächter.
Der ehemalige Hochzeitssänger intoniert „To Love Sombody“ von den Bee Gees. Immer wieder geht er rund um den Steg auf Tuchfühlung mit den Fans. „Ich weiß, einige von euch wollten sich nur mal den Christmas-Boy anschauen!“, witzelt Bublé, dessen Weihnachtsalbum das meistverkaufte der Welt ist. „Aber der Weihnachtsmann kommt heute nicht. Bublé hilft euch, Babys zu machen.“ Er selbst fährt mit Ehefrau und den vier Kindern im Tourbus, berichtet er.
Michael Bublé in Hamburg: Überraschendes Elvis-Double
Wie toll die Show inszeniert ist, zeigt sich auch in dem Elvis-Special, für das Teile seiner Band den kompletten Steg in Beschlag nehmen. Ein Highlight seiner 20 Jahre währenden Karriere sei es gewesen, mit dem King posthum ein Duett zu singen, so Bublé. Er hängt sich die Akustikgitarre um und macht die Elvis-Lippe. Das Medley erinnert tatsächlich an das „68er-Comeback Special“ des Kings. Wie nah Bublé an Elvis’ Stimme rankommt, ist die Überraschung des Abends. Originell: Während der Entertainer danach über den Steg zurück zur Bühne läuft, wirbelt vor ihm ein Mann mit Laubbläser das liegengebliebene Konfetti auf.
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Nach zwei Stunden bester Unterhaltung ist Schluss. Bublé bedankt sich bei allen, dass sie ihr hart verdientes Geld in diesen schweren Zeiten in ein teures Ticket investiert haben und verspricht: „Ich werde das hier machen, bis ich ein alter Mann bin.“ Das wollen wir doch schwer hoffen.