Sie verteilen Mettbrote und Bier: Die Wackener und das irre Treiben vor ihrer Haustür
Rund 200 Menschen haben sich auf einem Feld versammelt, um gemeinsam Yoga zu machen. Statt Klangschalenmusik dröhnt der Sound von Schlagzeug und E-Gitarre aus den Boxen. Yoga-Lehrerin Saskia Thode brüllt die Anweisungen, abgekühlt wird mit Dosenbier – Morgengruß auf dem Wacken-Festival 2022! Nicht nur damit bereiten sich Besucher und Einwohner auf das größte Metal-Festival der Welt vor.
Peter (44) ist zum dritten Mal in Wacken – aber zum ersten Mal beim Metal-Yoga. Sein Outfit: Tattoos auf dem Oberkörper und eine hautenge Hose mit Super Mario Co. drauf.
Rund 200 Menschen haben sich auf einem Feld versammelt, um gemeinsam Yoga zu machen. Statt Klangschalenmusik dröhnt der Sound von Schlagzeug und E-Gitarre aus den Boxen. Yoga-Lehrerin Saskia Thode brüllt die Anweisungen, abgekühlt wird mit Dosenbier – Morgengruß auf dem Wacken-Festival 2022! Nicht nur damit bereiten sich Besucher und Einwohner auf das größte Metal-Festival der Welt vor.
Peter (44) ist zum dritten Mal in Wacken – aber zum ersten Mal beim Metal-Yoga. Sein Outfit: Tattoos auf dem Oberkörper und eine hautenge Hose mit Super Mario Co. drauf.
Fleißig befolgt er Thodes Anweisungen, macht die „Kobra“: Bäuchlings auf der Matte, den Oberkörper hochgereckt. Mit den Fingern der rechten Hand formt der Yoga-Neuling eine „Pommesgabel“ – so nennt sich der Metal-Gruß – und brüllt „WOOOOOAAA!“ Es ist das Warm-up für ein lautes, wildes Festival-Wochenende, das nach zwei Corona-Jahren endlich wieder stattfinden kann.

Insgesamt werden 75.000 Fans bis zum Start am Donnerstag erwartet, das Wacken Open Air ist ausverkauft. Rund die Hälfte ist schon am Montag und Dienstag angereist. Die ersten Metal-Heads flanieren bereits durch das vermutlich berühmteste 1840-Seelen-Dorf der Welt. Sie kaufen Dosenbier im örtlichen Supermarkt, aus allen Ecken ertönt Heavy-Metal aus tragbaren Lautsprechern. Mit skurrilen Outfits ziehen die Festivalbesucher die Blicke der Dorfbewohner auf sich.
Wacken Open Air 2022: Die „frühen Vögel“ des Festivals
Greimi (46) aus Bayreuth ist einer von ihnen: rote Locken quellen unter einem einhörnigen Wikingerhelm hervor. Das zweite Horn hat er mal auf dem Wacken-Festival vor einigen Jahren abgebrochen und einem Fremden geschenkt. Er kommt seit 20 Jahren, das schrille Outfit ist zu seinem Markenzeichen geworden.

Besucher, die an ihm vorbeilaufen, rufen: „Du bist mir schon auf dem Gelände aufgefallen!“. Sie kommen mit ausgestreckten Armen auf ihn zu, umschlingen ihn. Greimi lächelt. Nach ein paar Selfies mit dem gefeierten Wacken-Wikinger gehen sie weiter.
„Wacken ist Familie“, sagt Greimi zur MOPO. Hier könne jeder für ein paar Tage so sein, wie er will – und wenn es die Eiskönigin ist: Ein bärtiger Münchner (30) spaziert als „Elsa“ durchs Dorf, mit blauer Perücke, Zauberstab und Glitzerkleid. Seine Freunde verwundert das Erscheinungsbild ihres Kumpels nicht: „Der macht das seit 2019 immer auf Festivals“, sagt einer der Freunde.

Seit 2017 fahren sie gemeinsam nach Wacken: „Wir kommen zum einen wegen der Bands, Slipknot zum Beispiel. Aber wir kommen auch wegen der Stimmung auf dem Gelände und im Dorf“, sagt „Elsa“.
So bereitet sich das Dorf auf das Spektakel vor
Während auf dem 240 Hektar großen Festivalgelände Bühnen und Stände aufgebaut werden, bereitet sich das Dorf auf den Ansturm vor: Einige Bewohner haben ihre Einfamilienhäuser und Vorgärten mit Bauzäunen gesichert, andere stellen Bierwagen, Dixie-Klos und Bratwurststände auf ihre Auffahrten. Viele lieben das alljährliche Tamtam in ihrem kleinen Dörfchen.
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Margot (81) und Hannes (83) radeln durch Wacken, um sich die Festivalbesucher anzuschauen. „Ich finde das interessant. So viele verschiedene Menschen sehen wir doch sonst nie hier in unserem Dorf“, sagt Hannes zur MOPO.

Vor der Corona-Pause war es ihr jähliches Ritual, Mettbrote an die Besucher zu verteilen und sich mit ihnen zu unterhalten. „Die erzählen uns ihre kompletten Lebensgeschichten, wenn sie einen im Tee haben. Ist doch witzig“, so Margot.
Am Donnerstag beginnen die spektakulären Konzerte des Wacken Open Air, 200 Bands werden erwartet. Mit dabei sind unter anderem Slipknot, Powerwolf, Hämatom, In Extremo, Lordi, Slime, Venom – und erstmals die Kölner Kultband Höhner. Erst am Sonntag wird sich das Dorf langsam wieder normalisieren und alles wird dort wieder seinen gesitteten Lauf nehmen.

Bis dahin haben einhörnige Wikinger, Prinzessinnen und Metal-Yogis endlich wieder die beste Zeit des Jahres: Headbanging, Dosenbier, Wacken.