Die Ärzte in Hamburg: Drei Stunden Punk-Visite
Ihre aktuelle Tour „Herbst des Lebens“ führt Die Ärzte zu eher mittelgroßen Spielstätten wie der Edel-Optics.de-Arena in Wilhelmsburg. Da übersteigt die Nachfrage das Angebot um ein Vielfaches. Klar, dass die beiden Abende sofort ausverkauft waren. Glücklich also, wer ein Ticket ergattert hat.
Ihre aktuelle Tour „Herbst des Lebens“ führt Die Ärzte zu eher mittelgroßen Spielstätten wie der Edel-Optics.de-Arena in Wilhelmsburg. Da übersteigt die Nachfrage das Angebot um ein Vielfaches. Klar, dass die beiden Abende sofort ausverkauft waren. Glücklich also, wer ein Ticket ergattert hat.
Pünktlich um 20 Uhr betreten Farin Urlaub, Bela B und Rodrigo González die Bühne. „Nicht durch Zufall sind wir in einer Basketballhalle“, sagt Bela B gleich zu Beginn des Konzerts. „Denn wir sind alle Weltmeister!“ Die Superlative, großen Worte, lustigen Übertreibungen sprudeln den Herren der „besten Band der Welt“ in den folgenden fast drei Stunden noch häufiger über die Lippen. So kennen wir sie.
„Besser als wie auf Platte“ verspricht die Konzertankündigung. Am Inselpark präsentieren Die Ärzte ein Best-of, bei dem sie manche urzeitlichen Kracher weglassen, eine Hitparade ohne die allergrößten Erfolge wie „Männer sind Schweine“ oder „Westerland“. Das fällt allerdings kaum ins Gewicht. Denn reich ist, wer aus einem solch prallen Titel-Katalog schöpfen kann!
Die Ärzte zelebrieren die fantastische Einfachheit des Rock
Sie zelebrieren die fantastische Einfachheit des Rock – Gitarre, Bass, Drums – mit einer ansteckenden Lust an der Freude. Die Setlist bildet alle Schaffensperioden der letzten 40 Jahren ab, bis hin zu den jüngsten Alben „Dunkel (2020) und „Hell (2021).
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Die beiden Oberärzte Farin und Bela B, die beiden Schnacker vor dem Herrn, liefern sich in ihren Impro-Ansagen fröhliche Wortgefechte, bei denen es keinen Sieger nach Pointen gibt. Es macht einen Höllenspaß, ihnen dabei zuzuhören. Nur einmal wird Farin Urlaub ernst. Da spricht er von der AfD und ihren Umfragewerten von 20 Prozent. Daran schließt sich dann passenderweise der Song „Doof“ an.
Die Ärzte in Hamburg: „Ist das noch Punkrock“?
Aber vor allem sind Die Ärzte natürlich eine Partyband, wenngleich sie mittlerweile eben schon als „Rocksenioren“ (Bela B) firmieren dürften. Lieder wie „Ist das noch Punkrock?“ oder „Unrockbar“ bringen den Saal zum Toben, den Circle Pit zum Rotieren, und die Ordner ziehen im Akkord die Crowdsurfer:innen (die oft schon längst in der Kategorie Ü40 antreten) aus der Menge. An den kräftigen Männern ist übrigens die Gute-Laune-Stimmung der ganzen Veranstaltung besonders gut zu beobachten. Bei „Herrliche Jahre“ tanzen sie mit, ein paar von ihnen scheinen sehr textsicher zu sein, und bisweilen verdingen sie sich sogar als Animateure. Top-Leistung!
Der 45-minütige Zugabenblock dreht schließlich Tempo und Temperatur noch mal ein bisschen höher. Die Ärzte spielen unter anderem „Langweilig“, „Hurra“ und – das darf wirklich nicht fehlen! – „Schrei nach Liebe“. Das war’s dann: Energie, Ekstase, Erschöpfung. Hamburg-Gig Nummer eins war ein Erfolg!