„Sonderding” Trettmann liefert Mega-Show – Tausende Hamburger drehen durch
Trettmann ist in der deutschen Musikszene ein Sonderding: Er hat erst jenseits der 40 wirklichen Erfolg gehabt – für einen Pop-Newcomer ein durchaus stattliches Alter. Dafür überzeugte er aber umso mehr mit seinem hochaktuellen Sound, der sowohl Kritiker als auch Fans begeistert: Trap, HipHop, Reggae, Autotune, und das Ganze von dem deutlich jüngeren Team von Kitschkrieg aus Berlin produziert. Gestern schloss der knapp fünfzigjährige Chemnitzer in der ausverkauften Edel-Optics-Arena in Wilhelmsburg seine „Insomnia“-Tour zum gleichnamigen Album ab – mit lokaler Unterstützung.
Trettmann ist in der deutschen Musikszene ein Sonderding: Er hat erst jenseits der 40 wirklichen Erfolg gehabt – für einen Pop-Newcomer ein durchaus stattliches Alter. Dafür überzeugte er aber umso mehr mit seinem hochaktuellen Sound, der sowohl Kritiker als auch Fans begeistert: Trap, HipHop, Reggae, Autotune, und das Ganze von dem deutlich jüngeren Team von Kitschkrieg aus Berlin produziert. Gestern schloss der knapp fünfzigjährige Chemnitzer in der ausverkauften Edel-Optics-Arena in Wilhelmsburg seine „Insomnia“-Tour zum gleichnamigen Album ab – mit lokaler Unterstützung.
Das Bühnenbild ist am Mittwochabend in Wilhelmsburg ganz Trettmann-like in monochrom gehalten, alle Scheinwerfer leuchten nur in Weiß. Der Innenraum und alle Ränge sind rappelvoll mit Menschen zwischen sechs und 60 Jahren, viele davon ebenfalls in Schwarz und Weiß gekleidet. Trettmann prägt auch den optischen Style seiner Fans.

Nach einem kurzen Warm-up vom gut gelaunten Benji Flow aus London springt Trettmann in Parka mit Kapuze und mit Sonnenbrille auf die Bühne – und es geht los mit dem Intro-Song seines neuen Albums. „6 Nullen“ ist, wie vieles von Trettmanns neuer Platte, sehr stark in Moll gehalten. Die Trennung von seiner langjährigen Partnerin, auch die während der Produktion entstandene Erkenntnis, dass sich die Wege von Trettmann und Kitschkrieg nun trennen werden, schwingen da wohl mit. Die sechs Nullen, vor dem Komma versteht sich, spielen auf seinen Kontostand nach dem Erfolg der vergangenen Jahre an. Man darf vermuten, dass die Nebeneffekte des Ruhms nicht nur positiv waren.
Konzertkritik: Trettmann live in Hamburg – 4000 begeisterte Fans feiern mit
Die ersten Songs sind noch recht ruhig gehalten, dann dreht Trettmann auf. „Ich war drei Jahre nicht mehr hier, ihr alle seid noch schöner geworden“: Kurz den Besuchern noch etwas Honig um den Bart geschmiert und dann geht die Post ab. „Mama hat gesagt, hol die Paper – hab auf sie gehört, trotzdem ‘n Raver“: Beim Song „Intro“ mit der ikonischen Refrainzeile fangen die 4000 Fans an, richtig mitzumachen. Selbst beim Bierholen werden die Texte mitgesungen.

Danach geht es Knall auf Fall weiter: Mit dem von Herbert Grönemeyer leider nur aus der Konserve begleiteten Song „Stefan Richter“ (so lautet Trettmanns bürgerlicher Name) sowie mit „Knöcheltief“, „Billie Holiday“, „Bye Bye“, „Standard“, „Gekreuzte Finger“, und „5 Minuten“ liefert er genau das, was sich die Fans gewünscht haben. Auch wenn der Sound aufgrund der nicht optimalen Hallenakustik nicht so präzise klingt, wie auf der Anlage zuhause und dadurch viele Nuancen der ausgefeilten Kitschkrieg-Soundproduktion auf der Strecke bleiben: Es ballert doch sehr und macht Spaß.
Trettmann live in Edel-Optics-Arena: Die ganz großen Highlights kommen zum Schluss
Die ganz großen Highlights kommen zum Schluss, als zunächst der aus Hamburg stammende und noch nicht einmal halb so alte Levin Liam als erster echter Sidekick zu „Für Dich da“ auf die Bühne springt. Man könnte dem Song einen astreinen zum Paartanz anregenden Foxtrott-Beat attestieren, aber das macht an diesem Abend keiner. Die Fans drehen vielmehr durch und applaudieren am Ende noch deutlich länger als vorher.
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Liegt es am Song oder an dem so sympathischen Levin Liam, der danach dem Publikum seine Bewegtheit offenbart, vor so vielen Menschen zu stehen? „Ich wohne mein ganzes Leben in dieser Stadt, noch nie habe ich so viele schöne Menschen gesehen.“

Trettmann live mit Hamburger Gast Levin Liam
Danach steigt die dem Trettmann-Fan aus dem vorletzten Album bekannte Sängerin Alli Neumann zu „Zeit steht“ auf die Bühne und wirbelt mit ihren halblangen orangenen Haare über die Bühne. „Und die Zeit, Zeit steht still – Und nein, ich will noch nicht nach Hause geh’n.“ Genau das müssen danach dann aber leider alle, denn das Konzert ist zu Ende. Und so ziehen 4000 glückliche Menschen aus der Halle. Komm bald wieder, Tretti. Du tust das, was uns happy macht.