Björk zurück in Hamburg: Geburtstagsparty vor Märchen-Kulisse
Was für ein besonderer Abend: Jahrzehnte lang hat Björk kein Konzert mehr in Hamburg gespielt. Am Dienstag brachte sie ihre „Cornucopia“-Show auf die Bühne der Barclays-Arena und feierte inmitten einer märchenhaften Kulisse ihren 58. Geburtstag!
„Happy Birthday“, riefen einzelne Zuschauer immer mal wieder in Richtung der Isländerin, bis der Chor auf der Bühne Frau Guðmundsdóttir dann tatsächlich im letzten Drittel ihrer 90-minütigen Show ein Geburtstagsständchen sang, in das auch die Zuschauer kollektiv miteinstimmten. Es war der Moment, in dem aus dem Gesamtkunstwerk Björk ein Mensch wie du und ich wurde.
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Was für ein besonderer Abend: Jahrzehnte lang hat Björk kein Konzert mehr in Hamburg gespielt. Am Dienstag brachte sie ihre „Cornucopia“-Show auf die Bühne der Barclays-Arena und feierte inmitten einer märchenhaften Kulisse ihren 58. Geburtstag!
„Happy Birthday“, riefen einzelne Zuschauer immer mal wieder in Richtung der Isländerin, bis die Musikerinnen auf der Bühne Frau Guðmundsdóttir dann tatsächlich im letzten Drittel ihrer 90-minütigen Show ein Geburtstagsständchen flöteten, in das auch die Zuschauer kollektiv miteinstimmten. Es war der Moment, in dem aus dem Gesamtkunstwerk Björk ein Mensch wie du und ich wurde.
„Digitales Theater fürs 21. Jahrhundert“ hatte Björk versprochen – und damit nicht zu viel. Ein durchsichtiger Vorhang dient als Projektionsfläche für das Schauspiel der Natur, dem sie mit ihrer Konzeptshow huldigt. Undefinierbare Formen und Farben flimmern vorbei. Dahinter erkennt man schemenhaft die MusikerInnen. Der Vorhang verschwindet und gibt den Blick frei auf die Pop-Elfe. Viel Liebe und Respekt schallt ihr in Form von Applaus entgegen. Das zeigt sich im Übrigen auch dadurch, dass Björks Wunsch, die Handykameras in der Tasche zu lassen, entsprochen wird. So eine videofreie Zone hat man jedenfalls schon lange nicht mehr bei Konzerten in der Arena gesehen!
Hamburg: Björk spielt Konzert in der Barclays Arena
Björk trägt ein Kleid, das aussieht wie der Kokon einer Raupe: „Entpuppt sie noch oder ist sie schon Schmetterling?“, fragt man sich bei ihrem schönen Anblick. Später wird sie sich einmal umziehen und im weißen Flatter-Outfit in der Kulisse stehen – da ist sie definitiv ein Schmetterling! Umgarnt wird sie von dem Flötensextett Viibra aus Reykjavik, das an diesem Abend auch immer mal wieder im Chor singt oder als Rüsselwesen Lichter schwenkt.
Der musikalische Leiter Bergur Þórisson erzeugt die elektronischen Klangbeigaben. Die Harfe kommt von Katie Buckley und die Percussions von dem Österreicher Manu Delago. Letzterer musiziert unter anderem auf hölzernen Klangschalen, die er durch ein Wasserbassin zieht.
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Auch Björk hat ein paar Tricks parat: Mehrmals zieht sie sich in eine Hall-Kammer zurück, die aussieht wie ein Ei, in dem auch ein Hobbit gerne wohnen würde. Ein toller Effekt: Wie in einer Kathedrale klingt ihre Stimme dadurch.
Sowieso funktioniert ihr Gesangsorgan an diesem Abend fantastisch. Sie präsentiert überwiegend Songs ihrer beiden letzten Alben „Utopia“ (2017), das sich durch viel Flöten und Vogelgezwitscher auszeichnet, und „Fossora“ (2022), indem es um den Tod der Mutter, die eigene Mutterschaft und die Welt der Pilze geht.
Mit „Venus As A Boy“ von 1993 spielt sie den größten und ältesten Hit ihres Konzerts zu einem Klangteppich aus Klarinetten. Aber auch ein brummender Bass und Industrial-Sounds finden ihren Weg in Björks Set. Dazu gibt es wunderschönste Tapeten, denn auf den XL-LED-Screens wird bestäubt und mutiert, was das Zeug hält. Auch die Sängerin selbst verwandelt sich auf den Monitoren in ein Fabelwesen. Gegen Ende sieht man ihren Körper aus Lava glühen – eine Hommage an ihre Heimat und die brodelnden Vulkane, die sie so liebt.
Hamburg: Geburtstagsparty macht Björk sichtlich Spaß
Dass die derzeit aufgrund ihrer Pro-Palästinenser-Auftritte umstrittene Greta Thunberg in Form einer älteren Videoansprache Teil der Show ist, geht im Kampf um die Rettung der Natur wohl in Ordnung. Aber dass eine digitale Show auch schnell überholt ist, wird ebenso deutlich: Als Björk mit „Cornucopia“ im Mai 2019 in New York Premiere feierte, war dieser Augenschmaus noch ein Spektakel. Dank KI sieht man die bunten verrückten Formen und Bilderwelten heutzutage inflationär im Internet.
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„Dankeschön“, sagt Björk dreimal an diesem Abend. Ihre Geburtstags-Sause in Hamburg scheint der Künstlerin, die mit nichts und niemanden zu vergleichen ist, viel Spaß gemacht zu haben. Und ihr Publikum ist sowieso verzückt von diesem märchenhaften Konzert.