Das sagen Lord of the Lost zu ihrem ESC-Debakel
Puh, was für eine Enttäuschung: Die Hamburger von Lord of the Lost haben beim ESC in Liverpool einen klasse Auftritt hingelegt – der aber überraschenderweise weder von der Jury noch vom Publikum honoriert wurde. Was die Band zu ihrem Debakel sagt. Die Siegerin hat derweil Historisches erreicht – mit tatkräftiger Hilfe der Jurys.
Puh, was für eine Enttäuschung: Die Hamburger von Lord of the Lost haben beim ESC in Liverpool einen klasse Auftritt hingelegt – der aber überraschenderweise weder von der Jury noch vom Publikum honoriert wurde. Die Siegerin hat Historisches erreicht – mit tatkräftiger Hilfe der Jurys.
Ungefähr bei der Hälfte der 37 Jury-Votings wurde klar, dass der Abend in Liverpool aus deutscher Sicht kein schönes Ende nehmen würde. Während Loreen aus Schweden schon fast 200 Punkte eingesammelt hatte, dümpelten die Jungs von Lord of the Lost immer noch ganz unten in der Liste der 26 Finalisten des Eurovision Song Contests 2023: Allemagne: zero points.
ESC-Debakel für Lord of the Lost – auch Peter Urban enttäuscht
Dabei hatte es bis kurz vorher noch gut ausgesehen: Für „Blood & Glitter“ gab es viel Applaus in der Halle, auch die Pressestimmen im Vorhinein waren überwiegend wohlwollend. Es sollten schließlich magere 18 Punkte werden: Einer von der tschechischen, zwei von der isländischen Jury – dazu 15 vom Publikum aus aller Welt. Hinter Gastgeber Großbritannien (24 Punkte) landete Deutschland auf dem letzten Platz.
„Natürlich ist das hart, auf dem letzten Platz zu landen“, sagte Sänger Chris Harms nach der Show. Aber das könne „diese unfassbar schöne Erfahrung nicht vermiesen“. Jetzt geht’s zurück ins alte Leben: „Wir haben jetzt den Festivalsommer. Wir haben zig ausverkaufte Shows. Wir gehen mit Iron Maiden auf Tour in Europa.“
Böhmermann: „Glatt und bitter gehen wir unter“
Auch Bassist Klaas Helmecke gab sich nach der ersten Enttäuschung schnell versöhnlich. Lord of the Lost habe „ein fantastisches Fundament gegossen für eine Neuausrichtung Deutschlands“, sagte er nach dem Finale.
Über die Rote Laterne wunderte sich sogar Peter Urban, dem die Enttäuschung bei seinem letzten Auftritt als ESC-Kommentator anzuhören war. Jan Böhmermann und Olli Schulz, die das Spektakel für „FM4“ im österreichischen Radio kommentierten, hatten dagegen schon so eine Ahnung. „Auf der größten Bühne der Welt kann man auch Stadtfest machen“, urteilte Böhmermann über Lord of the Lost. „Glatt und bitter gehen wir unter.“
Beinahe hätten die Finnen Loreen die Krone streitig gemacht
Langweilig war das Finale trotzdem nicht: Trotz eines überragenden Ergebnisses von 340 Punkten im Jury-Voting wurde es am Ende noch einmal eng für die Schwedin, die bereits 2012 mit „Euphoria“ den ESC gewonnen hatte.

Denn da waren auch noch die Finnen. Die waren von der Jury mit 150 Punkten nur auf den vierten Platz gewählt worden, bekamen im Publikums-Voting aber einen riesigen Schub: 376 Punkte katapultierten Käärijä für ein paar Momente auf den ersten Platz. Ob er damit gerechnet hatte?
Das könnte Sie auch interessieren: Das ESC-Finale zum Nachlesen
Ein irgendwie nach Rammstein klingender Song übers Saufen (es geht in „Cha Cha Cha“ nicht um ein distinguiertes Getränk unter Freunden, sondern um die Sorte Abriss, an die sich zwei Tage Kater anschließen), auf Finnisch gesungen von einem Typen mit Topffrisur und quietschgrünem Bolero-Jäckchen über dem freien Oberkörper, der seine Tänzer:innen an der Leine über die Bühne führt – reicht man sowas ein und glaubt ernsthaft daran, damit Chancen auf den Sieg zu haben?
Loreen schreibt ESC-Geschichte – und die Russen bombardieren die Heimat der ukrainischen Starter
Ob Plan oder nicht, beinahe hätte es geklappt. Doch „Tattoo“ traf ebenfalls den Nerv des ESC-Publikums: Eine Hymne, der Stimme von Loreen auf den Leib geschrieben wie eine Tätowierung vom Profi. 243 Publikums-Punkte hießen am Ende, dass die Schwedin ESC-Geschichte schreiben konnte. Vor ihr hatte es nur der Ire Johnny Logan geschafft, zweimal den ESC zu gewinnen. Der hatte im Gegensatz zu Loreen aber nie mit halbmeterlangen Fingernägeln und einem Outfit in einer Farbe zu kämpfen, die mit Hornhaut-Umbra noch wohlwollend umschrieben ist. Kein Vergleich zum knallroten Lackdress von Lord-of-the-Lost-Frontmann Chris Harms. Bloß genützt hat er ihm nix.
Alle Traurigkeit über verpasste Chancen verblasst jedoch völlig hinter einer anderen Meldung: Fast zeitgleich mit dem Auftritt von Tvorchi nahmen die Russen am Samstag Ternopil unter Beschuss, die Heimat des ukrainischen Duos, das mit „Heart of Steel“ auf Platz sechs landete.