Avril Lavigne liefert anders ab als erwartet – selbst Rammstein wären stolz
Sie war lange nicht mehr in der Stadt: Auf ihrer „Love Sux“-Tour legte Avril Lavigne nach 16 Jahren Pause wieder einen Stopp in Hamburg ein. Warum die Kanadierin anders ablieferte als erwartet – und weshalb sogar Rammstein auf sie stolz wären: Lesen Sie mehr über die Show in der Sporthalle mit MOPO+!
Sie war lange nicht mehr in der Stadt: Auf ihrer „Love Sux“-Tour legte Avril Lavigne nach 16 Jahren Pause wieder einen Stopp in Hamburg ein. In der Sporthalle Hamburg bewies die Kanadierin am Montagabend, dass sie längst viel mehr als das Girlie-Teenie-Idol von früher ist. Sie ist eine 38 Jahre junge, erwachsene Frau, seit mehr als 20 Jahren im Geschäft, hat alle Höhen und Tiefen durchlebt – und sie setzt all das gekonnt ein.
Die 2010er-Jahre verliefen für Avril-Lavigne-Fans eher schwierig. 2011 gab die Sängerin noch ein Konzert in Köln, danach war Funkstille. Erst setzte ihr eine Borreliose-Erkrankung schwer zu, dann verschob Corona ihr Europa-Comeback noch einmal um satte drei Jahre. Jetzt ist endlich der Tag der Tage, alles spricht für einen heißen Abend in der proppevollen Sporthalle.
Avril Lavigne: Nach 16 Jahren Pause wieder in Hamburg
Es braucht allerdings eine ganze Weile, bis die Fans in Stimmung kommen. Die zwei Support-Acts geben sich zwar große Mühe, doch so richtig springt der Funke weder bei Singer/Songwriterin Phem noch bei dem Pop-Punk-Duo Girlfriends – übrigens zwei Männer – über. Als letztere die Menge zum Springen und Tanzen auffordern und einen Circle Pit sehen wollen, macht kaum jemand mit.
Bei Avril Lavigne selbst ist das Publikum dann immerhin am Start. Zum Auftakt gibt’s erst einmal den Joan-Jett-Hit „Bad Reputation“ als Cover-Version vom Band, dann taucht die Kanadierin endlich selbst auf. Sie steht auf einem Podest hinter ihren Musikern und legt mit „Bite Me“ los, einem Song vom aktuellen Album „Love Sux“.
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„Hallo da draußen, ihr verrückten Motherf…!“, ruft Avril zur Begrüßung in die Menge. „Das wird eine verdammt lustige Nacht, Hamburg! Seid ihr bereit, mit mir zu feiern? Ich schon!“ Wer aber eine 2000er-Revival-Party erwartet, liegt völlig daneben.
Denn: Teenie-Idol, Pop-Prinzessin – das ist Avril Lavigne mit 38 Jahren längst nicht mehr. War sie vielleicht auch noch nie, zumindest wurde sie in Interviews nie müde zu betonen, dass sie diese zugeschriebenen Rollen absolut nicht mag. Das zeigt sich auch in ihrer Musik: Ist das jetzt Pop, Rock, Punk? Pop-Rock? Pop-Punk? Völlig egal. Es ist das, was Avril Lavigne Spaß macht. Und dem Publikum auch.
Avril Lavigne in Hamburg: „Sk8er Boi“ darf nicht fehlen
Die Sängerin weiß genau, wann es Zeit für einen eher langsamen, leisen und gefühlvollen Auftritt ist, etwa bei den Balladen „When You’re Gone“ oder „Head Above Water“. Anders herum drückt sie bei „Sk8er Boi“, dem Blink-182-Cover „All The Small Things“, „Girlfriend“ oder „Love It When You Hate Me“ mächtig aufs Gaspedal. Dazu fliegen immer mal wieder orangene und schwarze Bälle durch das Publikum, während von oben herab XXL-Luftschlangen fallen.
Nostalgisch wird es nur an einer Stelle. „Verrückt, ich mache das schon seit 20 Jahren, und das nur wegen euch!“, sagt Avril Lavigne, bevor sie zu „Complicated“ ansetzt. Das war ihre allererste Single, erschienen im Frühjahr 2002, 21 Jahre ist das jetzt her. 17 Jahre war Avril damals erst alt.
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Sieben Alben, zwei Scheidungen und eine aufgelöste Verlobung später ist das, was gestern gewesen ist, aber gar nicht mehr so wichtig. Was zählt ist das, was an diesem Abend passiert. Und das ist eine talentierte Sängerin, die mal zur Gitarre und mal zu den Drumsticks greift und während „I’m A Mess“ mitten durch die erste Reihe läuft. Berührungsängste? Star-Allüren? Fehlanzeige.
Zum Rausschmiss wird‘s noch etwas Rammstein-esk: Feuerwerk auf der Videowall im Hintergrund unterstützt die Ballade „I’m With You“, während Avril zum Abschluss ein riesiges Konfetti-Gewehr auspackt. Till Lindemann wäre stolz.