Ava Max in Hamburg: Perfekte Inszenierung – vielleicht ein bisschen zu perfekt
Popstar Ava Max trat am Sonntagabend im Hamburger Stadtpark auf. Zuerst ließ die Sängerin ihre Fans ordentlich warten, doch dann lieferte sie ab. Warum die Show vielleicht ein bisschen zu inszeniert war: Lesen Sie unsere Konzertkritik mit MOPO+ – jetzt testen für nur 99 Cent für vier Wochen (jederzeit kündbar)!
Klar kann man auf gute Künstler auch mal ein wenig warten, wenn es nicht wie bei einigen (hust, Rihanna, hust) um stundenlange Verspätungen geht. Aber als Ava Max, US-Popstar mit albanischen Wurzeln, am Sonntagabend schließlich auf die Stadtparkbühne springt, ist schon eine gute Dreiviertelstunde seit Ende des Support-Acts Emlyn vergangen.
Mehrmals wurde von den Fans hoffnungsvoll nach der 29-Jährigen gerufen. Die Eltern, die ihre Teenie-Kids begleiten, fassen sich leise seufzend ins Kreuz. Dann endlich, um Viertel vor Neun, ist es soweit. Nach einem bedeutungsschwangeren Monolog vom Band zeigt sich die Sängerin den Fans. Mit vier Tänzerinnen und der Nummer „Diamonds And Dancefloors“ startet sie die Show.
Ava Max in Hamburg: Tänzerisch ganz großes Kino
Sofort fühlt man sich in die späten Neunziger zurückversetzt: Nicht nur wegen der tief sitzenden Baggy-Hosen der Tänzerinnen und den Samples aus Hits wie „Barbie Girl“ von Aqua oder „Blue (Da Ba Dee)“ von Eiffel 65. Auch, weil da auf der Bühne pausenlos perfekte Choreografien dargeboten werden. Tänzerisch ist das großes Kino, und die zierliche Ava Max in ihrem kleinen Glitzerkostümchen hat einen Hüftschwung drauf, der Shakira mindestens neidisch machen dürfte. Manchmal wirkt das so dynamisch, dass es fast an eine Aerobic-Stunde erinnert. Und trotzdem singt Max ohne Ermüdungserscheinungen – auch live beeindruckt sie mit einer kraftvollen, klaren Stimme. Respekt.
Ein kleines Problem: Die detailliert geplante Choreografie scheint sich nicht nur auf das Tanzen zu beschränken. Sie hat mit dem ersten Schritt auf die Bühne begonnen und endet mit dem letzten Ton. Auch die vielen, in zuckersüßem Singsang vorgetragenen Komplimente an das Publikum wirken einstudiert und ein bisschen drüber. Ava Max möchte alle „umarmen“, sie „liebt“ die Fans schon nach dem ersten Song, als die Menge sich noch merklich in der Aufwärmphase befindet und sie findet alle „so wunderschön“. Vielleicht muss man aber auch einfach jünger oder weniger norddeutsch sein, um das würdigen zu können?
Ava Max in Hamburg: Energetische, sehr kompakte Show
Als als Teil der Show ein Mädchen auf die Bühne geholt wird (die sehr glücklich wirkende Hanna) und es etwa zwei Sekunden länger als geplant dauert, bis die Security sie dorthin geleitet hat, wirkt Max direkt etwas gestresst und ihr überbrückender Smalltalk bemüht. Es ist weniger ein Konzert als eine Art Popmusical, denkt man mitunter. Spontanität ist nicht.
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Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Ansonsten war das eine sehr energetische, sehr kompakte Show, die nie langweilte. Hits wie „Kings And Queens“ oder „Maybe You’re The Problem“ sind perfekter Pop und machen großen Spaß. Zum Ende des knapp einstündigen Konzerts gibt’s dann auch noch den Megahit „Sweet But Psycho“, und man ahnt, dass man diese Künstlerin das nächste Mal wohl auf einer großen Arena-Bühne wiedersehen wird. Vielleicht passt das dann auch alles irgendwie besser.