Arctic Monkeys in Hamburg: Indie-Hymnen, Party – und ein berühmter Sohn
Seit zwei Jahrzehnten schon gehören die Arctic Monkeys zum Besten, was die britische Alternative-Szene wohl zu bieten hat. Die alten Hymnen der Nullerjahre ziehen die Fans noch immer in Massen an – und auch die Vorband wusste beim Konzert in Hamburg zu begeistern.
Was für ein Doppel! Das seit Wochen ausverkaufte Konzert der Arctic Monkeys am Donnerstag in der Sporthalle gehörte zu den seltenen, bei denen schon beim Support-Act die Bude rappelvoll war. Niemand wollte die irische Alternative-Rockband Inhaler verpassen.
Arctic Monkeys: Schon der Voract rockt die Sporthalle Hamburg
Seit zwei Jahrzehnten schon gehören die Arctic Monkeys zum Besten, was die britische Alternative-Szene wohl zu bieten hat. Die alten Hymnen der Nullerjahre ziehen die Fans noch immer in Massen an – und auch die Vorband wusste beim Konzert in Hamburg zu begeistern.
Was für ein Doppel! Das seit Wochen ausverkaufte Konzert der Arctic Monkeys am Donnerstag in der Sporthalle gehörte zu den seltenen, bei denen schon beim Support-Act die Bude rappelvoll war. Niemand wollte die irische Alternative-Rockband Inhaler verpassen.
Arctic Monkeys: Schon der Voract rockt die Sporthalle Hamburg
Und das liegt sicherlich nicht nur daran, dass Frontmann Elijah Hewson (23) einen Weltstar als Papa hat. Denn meine Güte, haben die vier Jungspunde gute Songs! Gleich sechs der neun präsentierten Titel stammen von „Cuts & Bruises“, ihrem im Februar veröffentlichten zweiten Album. Damit haben sie sich ein Stück weit von den U2-Vergleichen emanzipiert, die bei ihrem Debüt auf sie einprasselten – auch wenn Hewson an diesem Abend stimmlich immer noch sehr an Bono in dessen Frühphase erinnert. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.
Ein kurzes „Hello“ muss zur Begrüßung reichen. Was die vernuschelten Ansagen und Bühnenpräsenz betreffen, kann Hewson noch von Vati lernen. Der schönste Moment: Als er die Ballade „If You’re Gonna Break My Heart“ schmettert und sich der Saal in ein Meer aus Handylichtern verwandelt. Mit „It Won’t Always Be Like This“ und „My Honest Face“ liefern Inhaler zwei fetzige Songs ihres Debüts als Rausschmeißer. Toll!
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Die Bühne ist nebulös und dunkel, als die Arctic Monkeys sie wenig später betreten. Aber Frontmann Alex Turner (37) erstrahlt auch so: Mit Siebziger-Pornobrille, wolliger Haarmatte, dunklem Sakko, Seidenschal zum weißen aufgeknöpften Hemd, von dem er immer wieder den Stehkragen zurechtruckelt, sowie eleganten schwarzen Lackschuhen an den Füßen tritt er ans Mikro. Er sieht aus wie ein Roadmovie-Star und braucht nur einmal die Hand heben, schon hört man die hellen Frauenstimmen kreischen.
Wenn man die Band lange nicht mehr live gesehen hat, ist man vom ersten Moment an fasziniert, zu was für einen fabelhaften Showman und Performer der einst so zurückhaltende Turner geworden ist. Und wenn man seine Gebärden mit den Händen beobachtet und die Art, wie er mit dem Publikum spielt, muss er wohl bei Nick Cave in die Schule gegangen sein. Die Fans fressen ihm jedenfalls aus der Hand.
Arctic Monkeys: Eine Alternative-Größe der Nullerjahre
Jedes seiner drei „Yeah!“ wird lautstark bejubelt – universelle Rocksprache eben. Eigentlich spielen die Arctic Monkeys die Tour begleitend zu ihrem siebten, im Oktober veröffentlichten Album „The Car“. Da das aber durchaus umstritten ist – für die einen zeigt sich die Band damit gereift und weiterentwickelt, für die anderen fehlt der Rock’n’Roll ihrer Anfänge –, präsentieren sie daraus lediglich vier Songs. Das stört an diesem Abend niemanden.
Denn wie schön ist es bitte, wenn die komplette Halle zu „Why’d You Only Call Me When You’re High?“ jedes Wort mitsingt oder Turner Lead-Gitarrist Jamie Cook zum Heavy-Rock von „Don’t Sit Down ‘Cause I’ve Moved Your Chair“ anfeuert? „Was für liebenswerte Leute ihr seid“, meint Turner vorm Stück „Pretty Visitor“. „Ich fühle die Hamburger Party-Stimmung.“ Ab und zu wirft er dem Volk auch ein paar Deutschbrocken vor. Aber Turner ist nicht nur Rockstar, er ist auch Crooner – und zwar ein extrem guter!
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Die Storys seiner Songs durchlebt er noch mal neu auf der Bühne. „I poured my aching heart into a pop song“, singt er bei „Suck It And See“, und man glaubt ihm jedes Wort. „Hamburg, ihr habt euch so gut benommen, ihr habt euch einen neuen Song verdient“, meint Turner irgendwann. „Perfect Sense“ kommt gut an. Und trotzdem werden die alten Hits von den Millennials, die mit dieser Band groß geworden sind, noch mehr gefeiert. „The best you ever had…“ im Refrain von „Fluorescent Adolescent“ brüllt sich ja auch so schön.
Als die Hymne 2007 rauskam, dürften die Anwesenden in der Tat die beste Zeit ihres Lebens gehabt haben. Mit der Durchbruchs-Single „I Bet You Look Good On The Dancefloor“ von 2005 und „R U Mine?“ in der Zugabe beenden die Arctic Monkeys ihr Konzert. Und man weiß wieder, warum die Band zu den letzten überlebenden Größen der britischen Alternative-Rockbands der Nullerjahre gehört.