Er steht in einem Kiosk

Daniel Schütter, Intendant des Ernst-Deutsch-Theaters Foto: Timmo Schreiber

Theaternacht in Hamburg: Hier verraten Profis, wie Sie den Abend optimal nutzen

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Einfach mal hinter die Kulissen luschern? Orte entdecken, die sonst verborgen bleiben? Hamburgs neue Intendant:innen kennenlernen? Oder Previews von Stücken sehen lange vor der Premiere? Das geht bei der „Theaternacht“ am 13. September! 33 Häuser sind dabei, mehr als 200 Veranstaltungen stehen auf dem Programm. Eine Nacht voller Entdeckungen – mit spannenden Neuerungen. Unter anderem gibt’s ein tolles Angebot für Familien und alle unter 30! Doch wie entspannt durchkommen durch das pralle Angebot? Die MOPO hat bei Theater-Profis nachgefragt.

Daniel Schütter, Intendant Ernst-Deutsch-Theater

MOPO: Wenn Sie an dem Abend nicht arbeiten müssten: Welche Theater, welche Veranstaltungen würden Sie besuchen?
Daniel Schütter: Ich würde sicherlich mal auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz vorbeischauen und mir angucken, was das Thalia so vorhat. Ich bin sehr gespannt, was die neue Intendanz plant, und würde mich über frühe Einblicke freuen. Auch das Programm „Blck wrk“ auf Kampnagel klingt wahnsinnig spannend. Aber es gibt auch einige Theater in dieser Stadt, in denen ich noch nie war oder zu selten bin. Denen würde ich auch gern einen Besuch abstatten.

Klingt nach ’ner Menge. Wie viele Theater sollte man sich Ihrer Erfahrung nach vornehmen?
Das Schöne an der Theaternacht ist für mich die individuelle Gestaltung des Abends. Man hat sowohl die Möglichkeit in ein Theater zu gehen, sich das gesamte Programm anzusehen und wie bei uns zwischen den verschiedenen Bühnen zu wechseln, oder die vielfältige Theaterlandschaft unserer schönen Stadt kennenzulernen. Ich glaube, wenn man sich drei bis vier Theater raussucht, kann man einiges erleben, ohne in Stress zu verfallen.

Verraten Sie Ihre schönste „Theaternacht“-Erinnerung?
Ich finde, die schönsten Begegnungen entstehen in inklusiven Räumen. Wir versuchen auch bei der „Theaternacht“ durch Angebote wie Übersetzung in Gebärdensprache so viele Barrieren wie möglich abzubauen. Gerade in den Begegnungen mit Menschen, die die Welt anders wahrnehmen als man selbst, steckt für mich immer eine besondere Schönheit. Es rückt Dinge in den Fokus, die im eigenen Wahrnehmungsraum verloren gehen. Das meditativ ratternde Geräusch eines Glücksrades. Die Besonderheit der Textur von Kleidung. Es erinnert mich daran, weiter und energischer an einer inklusiven Welt zu arbeiten.

Amelie Deuflhard, Intendantin Kampnagel Julia Steinigeweg
Amelie Deuflhard lehnt sich draußen an ein Geländer
Amelie Deuflhard, Intendantin Kampnagel

Amelie Deuflhard, Kampnagel-Intendantin

MOPO: Frau Deuflhard, welche Theater oder welche Veranstaltungen sind bei Ihnen auf dem Theaternacht-Programm?
Mich reizen besonders Produktionen mit ungewöhnlichen Formaten. Spannend finde ich etwa den Theater-Workshop im Theater das Zimmer, bei dem das Publikum unter professioneller Anleitung selbst auf der Bühne steht. Viele kleinere Häuser zeigen großartige Arbeiten – wie „Ungebrochen – Die Herausforderung“ im MUT! Theater, ein politisch eindringliches Stück über Widerstand, Identität und die Kraft der Gedanken, oder „Exit Like An Animal Vol. 1“ im Hamburger Sprechwerk, eine experimentelle Tanzperformance, die jungen Choreograf:innen ein kreatives Sprungbrett bietet.

Was raten Sie Neulingen: Wie viele Häuser sind realistisch?
Ich würde empfehlen, sich vier bis fünf Häuser vorzunehmen – so erlebt man Vielfalt, ohne sich zu verzetteln. Wer quer durch die Stadt fährt, entdeckt zudem unterschiedliche Architekturen, Spielweisen und Publikumsspektren – genau das macht die Theaternacht so lebendig und facettenreich.

Was ist Ihre schönste „Theaternacht“-Erinnerung?
Sehr schön finde ich immer die Aftershowparty – dort kommen Theatermacher:innen und Besucher:innen zusammen, tauschen sich aus und feiern gemeinsam den Abschluss dieser besonderen Nacht. Es ist ein lebendiger Ort, an dem sich die Vielfalt und Energie der „Theaternacht“ noch einmal bündelt. In diesem Jahr geht’s ab 23.30 Uhr im Schmidtchen los.

Tom Till, Geschäftsführer des Thalia-Theaters Kerstin Schomburg
Ein Porträt
Tom Till, Geschäftsführer des Thalia-Theaters

Tom Till, Geschäftsführer des Thalia-Theaters

MOPO: Welche Theater und welche Veranstaltungen stehen in diesem Jahr auf alle Fälle auf Ihrem persönlichen Programm?
Tom Till: Staatsoper und Ernst-Deutsch-Theater haben neue Intendanzen – das klingt spannend, da schaue ich sicherlich vorbei. Zuvor – am Nachmittag – werd’ ich mir einen Ausschnitt des Kinderprogramms im Ohnsorg-Theater anschauen. Vielleicht schaffe ich auch einen Blick zum „Theaternacht“-Neuzugang: das Galli-Theater. Weiter geht es dann für mich ins Schauspielhaus „Immer dem Gelde nach“, zur Architekturführung für das neue Kampnagel, zu „Robin.2040“ ins Kellertheater, zu den „Zuckerschweinen“ ins Sprechwerk und „Desperate Boatwives“ aufs Theaterschiff. Spätabends zu Jan-Peter Petersen ins Alma Hoppe zu „Zu spät ist nie zu früh“ und dann zur Party ins Schmidtchen.

Was meinen Sie? Wie viele Theater kann man an dem Abend schaffen?
Es ist sinnvoll, sich zuvor ein Menü an Programmpunkten zusammenzustellen​ anhand des Programmheftes oder über die Website. Vier bis fünf Theater sollte man problemlos schaffen. Damit man besser von A nach B kommt, haben wir diese Jahr nicht nur die Shuttlebusse im Einsatz, sondern auch eine Kooperation mit StadtRad und Lime abgeschlossen. Räder und E-Scooter können während der Theaternacht kostenfrei genutzt werden.

Wie sieht das bei Ihnen aus? Haben Sie eine besonders schöne Theaternacht-Erinnerung?
Letztes Jahr bin ich mit dem Fahrrad den ganzen Abend von Haus zu Haus, habe sieben Theater besucht und war glücklich, dass es überall so gut lief mit vielen schönen Begegnungen. So soll es auch dieses Jahr wieder sein! Die „Theaternacht“ lebt!

Theaternacht: 13.9., ab 19 Uhr, 20 Euro (U30-Ticket: 14 Euro); Familienprogramm  15-19 Uhr (3-14 J.), 12 Euro, theater-hamburg.org/theaternacht

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