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Elegant fotografiertes Model, Schwarzweißfoto
  • Lee Miller: „The Lead evening dress“, London, 1941
  • Foto: Lee Miller Archives, East Sussex, England

Sie saß nackt in Hitlers Wanne: Hamburger Museum zeigt Fotos von Lee Miller

In Deutschland war Lee Miller (1907–1977) lange vor allem dafür bekannt, dass sie in Hitlers Badewanne saß. Nackt. Am 30. April 1945, dem Tag, an dem er Suizid beging. Doch die Amerikanerin war unendlich viel mehr als die Hüllenlose in der Wanne: Supermodel, Fotografin, Party-Löwin – und Kriegsreporterin. Das Bucerius-Kunst-Forum widmet ihr jetzt eine große Ausstellung.

An dem Tag, an dem sich Lee Miller in Hitlers Münchner Wohnung wusch, war sie vormittags im befreiten Konzentrationslager Dachau gewesen. Sie hatte dort Fotos gemacht, nicht zum ersten Mal. Als Kriegsreporterin war sie zuvor schon in den KZs Dachau und Buchenwald gewesen, ihre Bilder zeigten leidende und fürs Leben gezeichnete Menschen, Leichenberge – die unvorstellbaren Verbrechen der Nazis.

Supermodel, Fotografin, Kriegsreporterin: Lee Miller

Ihre Karriere aber hatte sie in den 20er Jahren als Model begonnen. Fotografen-Stars wie Man Ray machten Bilder von ihr. 1932 wechselte sie die Seiten und eröffnete in New York ihr eigenes Fotostudio. „Weder privat noch professionell hielt sich Miller an Konventionen und ging stets ihren eigenen Weg“, sagt Karin Gimmi, die die Ausstellung im Bucerius-Kunst-Forum kuratiert hat. 150 Aufnahmen aus der Zeit von 1929 bis 1973 sind dort zu sehen. Die Schau zeichnet ihre Stationen als Supermodel, als Künstlerin, als Muse vieler Surrealisten, Mode- und Porträtfotografin in Paris und Ägypten, Party-Girl sowie eben auch als Reporterin nach. „Lee Miller: Fotografin zwischen Krieg und Glamour“ heißt die Ausstellung.

Krieg und Glamour: Schau im Bucerius-Kunst-Forum

Der Titel beschreibt ihre Karriere – und ihr Werk: Ihre Fotos und auch ihre Texte für die „Vogue“ machten für lange Zeit das Unvorstellbare, aber auch den Alltag greifbar. Für sie selbst dagegen wurde es nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs immer schwieriger, ebenjenes erlebte Grauen und den nun zu lebenden Alltag zusammenzubringen. Miller erkrankte an Depressionen, begann zu trinken.

Erst viele Jahre später fand sie wieder Halt: Ende der 50er machte sie eine Koch-Ausbildung in einem Pariser Gourmet-Restaurant – und arbeitete fortan als Köchin. Als sie 1977 starb, wusste selbst ihr Sohn nicht, was für eine fantastische Fotografin seine Mutter gewesen war. Sie hatte ihre Werke all die Jahre auf dem Dachboden versteckt.

Bucerius-Kunst-Forum: Bis 24.9., täglich 11-19 Uhr (Do bis 21 Uhr), 12/6 Euro

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