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Szene aus dem Stück. Eine Frau schiebt eine andere im Rollstuhl
  • Ursula Berlinghof und Angelika Mann in "Himmlische Zeiten" an der Komödie Winterhuder Fährhaus
  • Foto: Oliver Fantitsch

Schamlippenstraffung ist keine Lösung: Theater zeigt Stück übers Älterwerden

Die Zeit ist auch an ihnen nicht spurlos vorbeigegangen: Die vier Frauen – im Erfolgsmusical „Heiße Zeiten“ noch in den Wechseljahren – erleben nun „Himmlische Zeiten“.  In der Nachfolgerevue (von Tilmann von Blomberg) müssen sie den Schrecken des Älterwerdens die Stirn bieten. Was ihnen an der Komödie Winterhuder Fährhaus mit Bravour gelingt.

Am Premierenabend führte die wahrhaft reife Leistung der fantastischen Komödiantinnen in den Rollen des bissigen Freundinnen-Quartetts zu Riesenjubel: Viel Szenenapplaus, Gelächter von Anfang bis Ende und am Schluss Standing Ovations.

„Himmlische Zeiten“ an der Komödie Winterhuder Fährhaus

Das Alter? Für die karrieregeile Finanzexpertin (im Dauerstress: Bianca Karsten), die einen Vorstandsposten anstrebt, ist es „die größte humane Katastrophe unseres Jahrhunderts“. Hausfrau Doris („hat sich die Falten einfach weggefressen“: Angelika Mann) stürzt es in die Armut, denn die Rente reicht vorn und hinten nicht. Frau Hagedorn (die Vornehme: Ursula Berlinghof) vererbt es die Alzheimer-Krankheit ihres Vaters und die hochschwangere Tanja (herrlich als Heulsuse: Nini Stadlmann) stellt es vor die Entscheidung, sich vom fremdgehenden Ehemann zu trennen.

Über ihr persönliches Befinden können die Freundinnen beim Wiedersehen in einer Privatklinik mehr als ein Lied singen. Unter der Regie von Katja Wolff wird ihr zufälliges Zusammentreffen zum hinreißenden Bühnenspektakel, in dem von ungestümer Komik bis zu besinnlichen stimmenden und zu Herzen gehenden Momenten alles drin ist.

Nachfolger des Erfolgsmusicals „Heiße Zeiten“

Und die schier überbordende Spielfreude der Darstellerinnen, die mit deftigen Sprüchen amüsieren und mit starken Stimmen zu umgetexteten Welthits etwa mehr „Spaß im Alter“ (nach dem Klaus Lage-Rocksong „Faust auf Faust“) fordern, wirkt sich unmittelbar auf die Stimmung im Theatersaal aus.

Die Stärke des Stücks aber: Bei aller Heiterkeit verdrängt es nie: „Altwerden ist nichts für Feiglinge“. Facelifting oder „Schamlippenstraffung“ sind am Ende keine Lösung. Was vielmehr weiterhilft sind Mut und Humor, Freundschaften und Lebensfreude.

Daumen hoch für herrlich lebensbejahende Unterhaltung!

Komödie Winterhuder Fährhaus: bis 3.9., diverse Uhrzeiten, Karten 30 bis 43 Euro, Tel. 48 06 80 80

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