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Der Schauspieler ist als Frau gekleidet, auf dem Kopf lila Plastiklocken und aus dem lila Kleid fallen beinahe die Brüste raus
  • Kann einfach alles tragen: Nik Breidenbach in der Westernparodie „Der letzte Ritt nach San Fernando“
  • Foto: Morris Mac Matzen

Premiere mit Pannen: Schräges Western-Musical auf dem Kiez

Der Kiez hat ein neues Rundum-Gute-Laune-Spaßmach-Musical: Die Westernparodie „Der letzte Ritt nach San Fernando“ feierte am Donnerstag eine fulminante Premiere vor Gästen, von denen sich viele mit Cowboyhut, Karo-Hemd, Weste und Halstuch gekleidet hatten. Yee-haw und Jubel im Schmidt-Theater!

Zu Beginn stellt ein kurzer Schwarzweißfilm die Charaktere vor, die allesamt grandios von Carolin Fortenbacher und Nik Breidenbach gespielt werden. Danach geht’s in eine ziemlich bunte Western-Szenerie à la „Lucky Luke“ mit Comic-Scherzen wie hereinwehenden Steppensträuchern, zu klein geratenen Sheriffs und einem Koch aus dem „fernen, fernen Osten“ mit sächsischem Akzent.

Bunte Western-Szenerie wie bei „Lucky Luke“

Zur Story: In San Fernando lebt außer Barsängerin Caro Coquette, Puffmutter Delilah, dem Koch und dem Sheriff keine Menschenseele. Doch dann taucht ein namenloser Fremder auf, der sich schnell als berühmter Revolverheld ausgibt und so in einen Schlamassel gerät, den er gern vermieden hätte. Natürlich geht es auch um eine Schatzkarte (zum „Schatz im Silberstrumpf“), es gibt Schießereien und es wird getanzt und getrunken. Wilder Westen eben.

Carolin Fortenbacher und Nik Breidenbach begeistern mit ihrer Vielseitigkeit. Stimmgewaltig bewegen sie sich von Johnny Cashs „Ring Of Fire“ über Dolly Partons „Jolene“ über Rednex- und Britney-Spears-Songs bis hin zu Musicalhits mit ordentlich Schnulzenpotenzial. Großartig, als sich die Coqeutte und der Fremde mit Sommerwein betrinken und dabei „Summerwine“ singen – immer betrunkener, lallender und grimassenschneidend.

Songs von Johnny Cash bis Britney Spears

Oder als Nik Breidenbach als divenhafte Delilah in lila Fummel mit lila Turmfrisur seinen Opernsopran auspackt und über den Revolverhelden „Big Nightenbach“ singt. Carolin Fortenbacher, bekannt aus „Mamma Mia!“, röhrt sowohl mit krasser Rauchstimme countryrockmäßig los, brilliert aber auch mit ihrer vollen Klassikstimme und schmettert Koloraturen.

Prösterchen! Carolin Fortenbacher als Barsängerin Caro Coquette Morris Mac Matzen
Die Schauspielerin hält eine Flasche in der einen und ein Schnapsglas in der anderen Hand
Prösterchen! Carolin Fortenbacher als Barsängerin Caro Coquette

Das Stück, das aus der Feder von Nik Breidenbach, Henning Mehrtens und Andreas Bierkamp stammt und bei dem Tivoli-Chef Corny Littmann Regie führt, strotzt vor einem schier unendlichen Ideenreichtum. Wortwitze, Anspielungen und vor allem Improvisationskunst, wenn – was bei der Premiere zum großen Vergnügen sowohl des Publikums als auch der Darsteller häufig vorkam – doch mal der Text hakt, ein Stichwort nicht kommt und der vermaledeite Steppenstrauch nicht durch die Saloontür, sondern gegen die Wand fliegt – zeichnen das Westernmusical aus.

Das Publikum johlt und wiehert: Ein großer Spaß

Breidenbach und Fortenbacher fangen diese vermeintlichen Patzer nicht nur auf, sondern thematisieren sie, machen sie zum Teil des Spiels, lachen und werden genau dafür vom Publikum gefeiert, das vor Lachen wiehert und immer wieder Szenenapplaus gibt. Und ob es für den Fremden und Caro Coquette ein Happy End gibt oder ob da doch noch ein Haar in der Klapperschlangensuppe ist, findet man am besten selbst heraus und lässt sich von der Lockerheit und dem Humor dieses einzigartigen Stückes anstecken.

Schmidt-Theater: bis 4.9., Di+Do 19.30 Uhr, Mi+So 19 Uhr, Fr+Sa 20 Uhr, ab 28 Euro 

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