Live-Sex, Urin, Blut – krasse Bühnen-Performance in Hamburg
Vorsicht! Warnungen vor einem Theaterbesuch können lebenswichtig sein, machen andererseits vielleicht umso neugieriger. Zu „A Divine Comedy“ gibt’s gleich vier Warnhinweise: vor Blut, toten Tieren, Live-Sex und Stroboskoplicht. Entsprechend war die größte Kampnagel-Halle gut besucht, als die Wiener Tänzerin und Choreografin Florentina Holzinger ihre jüngste Performance zum Abschluss des Sommerfestivals zeigte.
Ihr Titel zitiert Dantes „Göttliche Komödie“, darin fantasiert der Autor Anfang des 14. Jahrhunderts eine Reise durchs Jenseits und entwirft Szenarien für Hölle, Fegefeuer und Paradies. Auch Holzinger startet mit Höllischem, ansonsten schert sie sich den Teufel ums Original. Zwar wird zu Beginn per Pseudo-Hypnose eine Darstellerin in Dante verwandelt, doch anstatt vor dem Höllentor auf den legendären Satz zu treffen „Laßt, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren“, lässt sie pupsend einen fahren; ihr Eingang zur Hölle ist ein rot leuchtendes Dixi-Klo.
Sommerfestival auf Kampnagel: Darstellerinnen sind nackt
- Deutsch (Deutschland)
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Vorsicht! Warnungen vor einem Theaterbesuch können lebenswichtig sein, machen andererseits vielleicht umso neugieriger. Zu „A Divine Comedy“ gibt’s gleich vier Warnhinweise: vor Blut, toten Tieren, Live-Sex und Stroboskoplicht. Entsprechend war die größte Kampnagel-Halle gut besucht, als die Wiener Tänzerin und Choreografin Florentina Holzinger ihre jüngste Performance zum Abschluss des Sommerfestivals zeigte.
Ihr Titel zitiert Dantes „Göttliche Komödie“, darin fantasiert der Autor Anfang des 14. Jahrhunderts eine Reise durchs Jenseits und entwirft Szenarien für Hölle, Fegefeuer und Paradies. Auch Holzinger startet mit Höllischem, ansonsten schert sie sich den Teufel ums Original. Zwar wird zu Beginn per Pseudo-Hypnose eine Darstellerin in Dante verwandelt, doch anstatt vor dem Höllentor auf den legendären Satz zu treffen „Laßt, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren“, lässt sie pupsend einen fahren; ihr Eingang zur Hölle ist ein rot leuchtendes Dixi-Klo.
Sommerfestival auf Kampnagel: Darstellerinnen sind nackt
Im Reich des Satans findet sich, wen wundert’s, ein heißer Ofen: Eine Motorrad-Fahrerin brettert über die Bühne. Sie ist übrigens die einzige, die eine Kostümbildnerin braucht: Alle anderen Darstellerinnen – ob tanzend, musizierend, sprechend oder hantierend – sind nackt. Klar, nach dem Tod wird Dresscode irrelevant, doch in der diesseitigen Performance erschließt sich die Notwendigkeit nicht. Insbesondere, da viele Nackte doch etwas tragen: den Tod im Nacken, in Form eines Skeletts, auf der Körperrückseite festgebunden. Darauf kann die älteste Akteurin indes verzichten – Beatrice Cordua, Anfang 80, ehemalige Solistin in John Neumeiers Hamburg Ballett; die an Parkinson Erkrankte wird zu ihren Auftritten im Rollstuhl oder im fahrenden Bett geschoben. An ihr wird der erste Live-Sex praktiziert, der zweite zeigt eine Darstellerin, die mit einem Dildo masturbiert, bevor sie pinkelt.
Zu den weiteren heiklen Anteilen: Das einer Vene frisch entnommene Blut dient als Farbe fürs Action Painting, die tote Ratte wird in einer filmischen Projektion seziert, und zu flackernden Scheinwerfern bewegen sich die Tänzerinnen brav und geordnet. Deutlich beunruhigender wirken die Aktionen auf mobilen Treppenelementen mit je 20 Stufen: Schnelles, seitliches Abrollen der nackten Körper schmerzt schon beim Hinschauen. Zwei Kleinwagen senken sich aus dem Schnürboden bedrohlich herab, im Gegenzug wird ein Flügel samt Pianistin in die Höhe gehievt.
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Warum? Das ist die falsche Frage. Niemand muss verstehen, was die Choreografin will, das Publikum soll „eine Erfahrung davontragen“, etwas Unbekanntes erleben, „und das vielleicht sogar auf physischer Ebene spüren“. Wem das vergönnt war, outete sich nach gut 90 Minuten als begeisterter Bravo-Rufer, die übrigen schauten ratlos umher.