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Autor Klaus-Peter Wolf steht am Strand von Norddeich.
  • Mit seinen Ostfriesenkrimis erreicht Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf ein Millionenpublikum.
  • Foto: dpa | Sina Schuldt

Kult-Autor Klaus-Peter Wolf: Seine Leichen dürfen nur an schönen Orten liegen

Mit seinen Ostfriesenkrimis erreicht Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf ein Millionenpublikum. Viele Menschen kommen an die ostfriesische Nordseeküste, um die Spuren seiner Romane zu verfolgen. Zu seinem 70. Geburtstag erfüllt ihm sein Verlag einen besonderen Wunsch.

Eine schwarz-rote Kladde, seinen Kolbenfüller und etwas Ostfriesentee, Kaffee oder Schokolade – mehr braucht Klaus-Peter Wolf nicht, um in eine andere Welt abzutauchen. Der Bestsellerautor der Ostfriesenkrimis, sitzt an einem Tisch im Café ten Cate in der Küstenstadt Norden. Die ersten Romane seiner beliebten Krimireihe um die Kommissarin Ann Kathrin Klaasen schrieb der Wahlostfriese, der am 12. Januar 70 Jahre alt wird, so in seinem Lieblingscafé. Es sei ein Ort, an dem er Inspiration gefunden habe, erzählt Wolf bei einem Gespräch in dem Café. „Da konnte ich hier in Ruhe sitzen und schreiben.“

Klaus Peter-Wolf: Später Durchbruch dank Ostfriesenkrimis

Mittlerweile sei das schwieriger. Viele seiner Fans erwarteten ihn schon, wenn er das Café besuche, um Selfies zu machen oder Autogramme zu bekommen. „Wenn ein ganz normaler Cafébetrieb ist, bin ich jetzt froh, wenn ich mein Stück Sahnekuchen essen kann“, sagt Klaus-Peter Wolf mit einem Schmunzeln. An das Schreiben sei da kaum noch zu denken, vielmehr genieße er aber nun den Kontakt zu seinen Fans. „Es ist anders geworden, aber wunderschön.“

Die Ostfriesenkrimis haben Wolf spät einen großen Erfolg beschert. Als sein erster Titel „Ostfriesenkiller“ der Reihe 2007 erschien, war Wolf über 50 Jahre alt. Allein der erste Roman wurde mehr als eine halbe Million mal verkauft. Insgesamt sind es mittlerweile mehr als 13 Millionen Bücher, übersetzt in mehr als zwei Dutzend Sprachen. In wenigen Tagen erscheint der 18. Titel der Reihe – „Ostfriesenhass“.

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Einen „freien Schriftsteller“ habe er sich auch früher schon genannt, sagt Wolf, der schon als Kind gern Geschichten schreiben wollte. „Aber erst durch den Erfolg der Romane bin ich richtig frei geworden.“ Es habe auch ganz andere Zeiten in seinem Leben geben. „Da habe ich Bücher geschrieben, die standen in den Buchhandlungen wie Steine im Regal. Keiner hat sie gekauft – und das waren noch die guten, denn andere Buchhandlungen hatten sie nicht einmal im Regal.“

Aufgewachsen als Kind einer Friseurin und eines Bademeisters, in Gelsenkirchen-Ückendorf, schrieb er eine seiner ersten Geschichten über seinen alkoholabhängigen Vater. In der Arbeiterstadt kam er in Kontakt mit schreibenden Bergarbeitern. Wolf baute einen eigenen Verlag auf und schrieb einen erfolgreichen Roman über das Leben einer kriminellen Jugendbande im Ruhrgebiet. Doch andere Bücher des Verlages floppten, Wolf ging pleite und blieb auf einem Schuldenberg in Millionenhöhe sitzen – da war er gerade 25 Jahre alt.

2003 zieht Klaus-Peter Wolf aus dem Westerwald an die Nordsee

Im Westerwald fand er einen Neuanfang, bekam mit seiner ersten Ehefrau zwei Töchter. Später begann er Hörbücher zu produzieren und Drehbücher für das Fernsehen zu schreiben – bis heute sind es mehr als 60, darunter mehrere Spielfilme, Tatorte und Polizeirufe.

Als Wolf 2003 zusammen mit seiner zweiten Ehefrau, der Liedermacherin Bettina Göschl, nach Norden zog, hatten die beiden eigentlich einen Rückzugsort gesucht. Die idyllische Landschaft und das Kommen und Gehen der Touristenströme wie Ebbe und Flut faszinierten ihn. „Ich wollte ein großes Gesellschaftspanorama schreiben, angelegt auf vielen tausend Seiten. Ich dachte, um das zu erzählen, kann es nur der Kriminalroman sein. Da kommt man an die Abbruchstellen der Gesellschaft und in die Hölle der menschlichen Seele“, sagt Wolf.

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Seitdem nutzt der Autor die malerische Landschaft als Kulisse für seine düsteren Verbrechen. Seine Leichen, sagt Wolf, wolle er nur an die schönsten Stellen Ostfrieslands legen. Für Krimis hat der Autor ein Rezept: Die Verbrechen, Opfer und Täter entspringen seiner Fantasie, Schauplätze und manche Romanfiguren sind aber echt.

In Jörg Tappers (r.) Café sind Klaus-Peter Wolf (l.) schon so manche Ideen für seine Krimis eingefallen. dpa | Sina Schuldt
Klaus-Peter Wolf (l.) und Jörg Tapper, Besitzer vom Café ten Cate, stehen vor der Bücherwand im Café
In Jörg Tappers (r.) Café sind Klaus-Peter Wolf (l.) schon so manche Ideen für seine Krimis eingefallen.

Auch das Café ten Cate und sein Besitzer Jörg Tapper sind längst Teil der Romane. In der Konditorei werden nicht nur die Marzipanseehunde hergestellt und verkauft, die der Kripo-Leiter Ubbo Heide in den Romanen isst, auch jede Menge Ostfriesen-Krimis stehen in einem Regal.

Café ten Cate wird Treffpunkt für Klaus-Peter Wolfs Fans

„Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass ich einmal Bücher verkaufen werde“, sagt Tapper. Inzwischen sei sein Laden zu einem „Fan-Café“ für Leserinnen und Leser der Wolf-Krimis geworden. An die ersten Besuche des Autors könne er sich noch erinnern. „Ich hatte irgendwie ein anderes Bild von einem Schriftsteller. Da saß einer mit Turnschuhen und roten Hosenträgern“, erzählt Tapper.

Figuren echt wirken zu lassen, das funktioniere am besten, wenn es sie auch in der Realität gebe, ist Wolf überzeugt. Dafür müsse er einiges über sie wissen und suche regelmäßig den Austausch. „Wenn ich von so originellen Gestalten wie Jörg Tapper umgeben bin, dann ist doch klar, dass ich sie auch in meine Geschichten hole.“

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Auch das Marketing liege Klaus-Peter Wolf, sagt Holger Bloem, langjähriger Chefredakteur des Ostfriesland-Magazins und ebenfalls Romanfigur. Er kennt ihn seit mehr als 20 Jahren. „Klaus-Peter Wolf ist wie er ist. Er ist nicht gekünstelt und verstellt sich nicht.“ Für Fans sei Wolf nahbar – zudem spielten die Handlungen der Krimis in einer Region, die für viele ein beliebter Urlaubsort sei. „Da spielen die Romane wohl rein, weil er auch Klischees bedient.“

Dabei sei Wolf gar nicht der Erfinder der Ostfriesenkrimis, gibt Bloem zu bedenken. Hansjörg Martin bereitete dem Genre mit seinem Krimi „Gefährliche Neugier“, der einst in der ostfriesischen Provinz spielte, den Weg – das war 1964, als Krimi-Tatorte eigentlich eher in New York oder London lagen. „Dann war es lange ruhig, mit Klaus-Peter Wolf hat es dann unheimlich an Fahrt aufgenommen“, sagt Bloem. Von dem Krimi-Boom profitiert längst auch die Stadt Norden selbst.

Krimi-Boom zieht viele Fans nach Ostfriesland

Der Kontrast zwischen Postkarten-Idylle und grausamen Verbrechen kommt bei vielen Fans an – und zieht regelmäßig viele Leserinnen und Leser in die Kleinstadt. Sie suchen nach den realen Schauplätzen. Zu entdecken sind sie auch in den Verfilmungen der Krimis, die seit 2017 im ZDF laufen – Klaus-Peter Wolf tritt darin stets versteckt auf.

Und auch ein Hospiz in einer Norder Nachbargemeinde würde ohne Wolfs Engagement wohl nicht existieren. Unermüdlich hat der Autor zusammen mit Mitstreitern Spenden für den Bau und den Betrieb gesammelt. Er ist seit Jahren Schirmherr des Vereins. Von seinem Verlag, dem Fischer-Verlag, habe er sich daher zu seinem Geburtstag Unterstützung für sein Herzensprojekt gewünscht, erzählt Wolf. Der Erlös aus einem neuen Band von Wolf-Kolumnen über das Leben und Schreiben in Ostfriesland, der nun zu seinem runden Geburtstag veröffentlicht wird, geht an das Hospiz. Auf eine große Party könne er dafür getrost verzichten, sagt Wolf.

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