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Alf Burchardt und Bernd Jonkmanns zeigen ein Exemplar ihres Buches
  • Autor Alf Burchardt (l.) und Fotograf Bernd Jonkmanns mit ihrem Buch „Sounds Of Hamburg“
  • Foto: Bernd Jonkmanns

Im Buch und live: Diese Männer feiern die Hamburger Musikszene

Mit „Sounds Of Hamburg“, ihrem Buch im XL-Format, feiern Alf Burchardt (Texte) und Bernd Jonkmanns (Fotos) die Hamburger Musikszene der vergangenen 60 Jahre. Am Donnerstag (11.11.) gibt es im UWE dazu eine Talkrunde mit allerhand hochkarätigen Gästen. Der MOPO verrieten die beiden, was die Musikszene der Hansestadt ihrer Meinung nach auszeichnet.

MOPO: In Ihrem Buch stellen Sie 750 Platten vor. Wie haben Sie die ausgewählt?

Alf Burchardt: Im Buch finden sich Platten von Hamburger Musiker:innen, die hier ihre Karriere starteten – wie Udo Lindenberg oder Jochen Distelmeyer von Blumfeld. Wir wollten zeigen, was in der Stadt musikalisch los war und ist.

Bernd Jonkmanns: Die Bandbreite der Musik ist riesig, jede Zeit hatte ihre Trends. Los ging es ja in den 60ern, da sind viele Beatbands entstanden, die unbedingt auf die Bühne des Star-Clubs wollten. Viele brachten es nur auf ein, zwei Singles, aber auch die finden sich im Buch. Das Buch wurde dicker und dicker – bis es 296 Seiten hatte.

Udo Lindenberg & Co.: Sie starteten in Hamburg voll durch

Sie präsentieren für jedes Jahr eine Platte groß und viele klein – wie haben Sie das unterschieden?

Burchardt: Wir haben viel gelesen, uns mit Plattenladenbetreibern unterhalten, aber auch mit Experten wie dem HipHop-Papst André Luth (Manager Fettes Brot, Ex-Labelinhaber Yo Mama, Anm. d. Red.). Dann haben wir uns über unsere langen Listen gebeugt, sortiert und jeweils als Platte des Jahres gekürt, was wir für die wichtigste Veröffentlichung halten – von Bert Kaempfert in 1960 bis Albrecht Schrader in 2020.

Wie aufwendig war es, die Geschichten hinter den Platten zu recherchieren?

Burchardt: Sehr aufwendig. Im Sommer wollte ich mit dem Rad eigentlich einmal rund um Brandenburg fahren, dazu bin ich nicht gekommen. Stattdessen habe ich Biografien von Achim Reichel bis Karl Bartos gelesen und mit vielen Musikern gesprochen. In unserem Buch sollte mehr und anderes stehen, als sich im Netz finden lässt.

Jonkmanns: Da hat mein Freund und Kollege Alf wirklich eine Fleißarbeit hingelegt, ich bin immer noch beeindruckt.

„Sounds Of Hamburg“: Viele überraschende Geschichten

Welche Geschichten haben Sie überrascht?

Burchardt: Ich war verblüfft, dass Michy Reincke ein Fan von The Clash ist und dass der Song „Taxi nach Paris“ von Felix de Luxe „Ich traf Joe Strummer in Paris“ heißen sollte. Was ich auch nicht wusste: dass es eine Werbung für Eis war, die Deichkind auf die Spur brachte.

Jonkmanns: Ich fand es beeindruckend, in wie vielen Bands Inga Rumpf gespielt hat: City Preachers, Frumpy, Atlantis. Und ich habe gelernt, dass Achim Reichel einmal so ein spannendes Projekt wie A.R. & Machines gemacht hat.

Was hat den Musikstil der Stadt geprägt?

Burchardt: In den 60ern war es sicherlich der Beat, der aus Liverpool kam, und den Hamburger Bands lange Zeit kopierten. Später in den 70ern hörten auch die Punks genau hin, was da auf der Insel passierte. England hatte lange Zeit großen Einfluss auf Hamburger, dank der Fähre „Prinz Hamlet“ war es auch ein kurzer Weg nach drüben.

Jonkmanns: Ich bin erst 1998 nach Hamburg gezogen, da habe ich noch die letzten Jahre des Mojo-Clubs mitbekommen, das hat auch meinen Musikgeschmack beeinflusst. Vor MTV, vor Internet und Streaming haben Clubs und Plattenläden die Musik mitgeprägt. Aus Läden wie Star-Club, Onkel Pö, Markthalle, später dann Mojo und Front kamen viele Impulse.


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Frank Spilker beschreibt im Vorwort Hamburg als Sehnsuchtsort für junge Musiker …

Burchardt: Er selbst ist ja ein gutes Beispiel. Er hatte schon in Bad Salzuflen die Band Die Sterne, aber erst in Hamburg hat sie richtig Fahrt aufgenommen. Und auch die Gang um Udo Lindenberg hatte schon Musiker von überall her angelockt.

Welches ist Ihr persönlich wichtigstes Album aus 60 Jahren „Sounds Of Hamburg“?

Burchardt: Eins? Das ist schwer. Vielleicht das erste von Abwärts. Einer meiner Favoriten ist auch Jan Delays „Searching For The Jan Soul Rebels“.

Jonkmanns: Blumfelds „Ich-Maschine“ hat mich damals schwer beeindruckt, heute lege ich es aber nicht mehr auf. In diesem Jahr war eines meiner Top-Alben Sophia Kennedys „Monsters“ – was für eine tolle Musikerin!

Hamburg als Sehnsuchtsort für junge Musiker

Was kann man bei Ihnen im UWE erwarten?

Jonkmanns: Zum Neustart des wunderbaren Clubs laden wir Gäste wie Achim Reichel, Susanne Hasenjäger vom NDR, André Luth, Christoph Boldwin vom Plattenladen „Minigroove“, Eckart von Perfall von „70s Stereo“ und Timo Blunck, früher bei Palais Schaumburg und Zimmermänner ein. Vinylsammler Ingo Scheel legt auf, Moderator Yared Dibaba führt durch den Abend.

Buch: „Sounds Of Hamburg“, von Alf Burchardt und Bernd Jonkmanns, 296 S., Junius, 49,90 Euro; gibt’s auch im MOPO-Shop
Live: 11.11., 19.30 Uhr, UWE (Klubhaus St. Pauli), 10 Euro (2G-Veranstaltung)

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