x
x
x
Zarrella hält den Preis in der Hand
  • Rührte zu Tränen: Moderator und Musiker Giovanni Zarrella hat den Deutschen Fernsehpreis gewonnen.
  • Foto: dpa | Henning Kaiser

„Ich habe ins Kissen geheult“: Giovanni Zarrella vor Hamburg-Konzert ganz emotional

Giovanni Zarrella surft auf der Erfolgswelle. Mit seinem neuen Album „Per Sempre“, auf dem der Deutsch-Italiener Welthits auf Italienisch singt, eroberte er gerade zum wiederholten Male die Spitze der deutschen Charts, seine Tour führt ihn Freitag auch nach Hamburg. Und privat hat er mit Ehefrau Jana Ina sein Glück gefunden – mit ihr ist er seit 17 Jahren skandalfrei verheiratet. Wie sehr er sie liebt, ließ er am Mittwochabend die ganze TV-Nation wissen: In einer emotionalen Dankesrede, nachdem er mit dem „Deutschen Fernsehpreis“ für die beste Einzelleistung als Unterhaltungsmoderator ausgezeichnet wurde. Denn sein Weg nach oben war steinig. Wie er es durch eine „14 Jahre lange Durststrecke“ schaffte, verrät er vor seiner Hamburg-Show im MOPO-Interview.

MOPO: Sie interpretieren auf Ihrem neuen Album ABBAs „The Winner Takes It All“, das 1980 die Trennung der Band einläutete. Warum haben Sie sich diesen Titel ausgesucht?

Giovanni Zarrella: Es klingt erst mal nach einem Siegerlied, wenn Menschen als Gewinner gekürt werden, aber das Lied hat auch ganz viel Melancholie und Schmerz. Denn wenn der Gewinner alles nimmt, dann gibt es viele andere im Schatten, die sich genauso vorbereitet haben, es genauso sehr wollten und denselben Traum hatten, die man aber nicht mitnehmen konnte.

Das klingt, als würden Sie über das Band-Casting von Bro’Sis vor mehr als 20 Jahren sprechen. Zerplatzte Träume – meinen Sie da auch die eigenen?

Ja, definitiv. Ich hatte einen Kloß im Hals, als ich die Nummer im Studio eingesungen habe. Auf Italienisch ist sie mir sehr, sehr nah. Und es ist schon auch meine Geschichte, klar. Ich hatte sehr früh den Erfolg mit Bro’sis. Mit 23 kam ich in die Band, aber schon vor Bro’sis hatte ich fast ein Jahrzehnt versucht, es mit der Musik zu schaffen. Es war die Erfüllung meiner Träume, als es dann passierte mit der Band.

„Deutscher Fernsehpreis“ für Giovanni Zarrella

Haben Sie später das Konzept, Hits auf Italienisch zu singen, als letzte Chance gesehen, um mit der Musik Ihren Lebensunterhalt zu bestreiten?

Lebensunterhalt verdienen und Konzept klingt sehr trocken und nüchtern und das ist Musik für mich nicht. Musik ist für mich Emotion. Als ich 2018 meinen Produzenten Christian Geller getroffen habe, wollte ich keine Musik mehr veröffentlichen, weil es so viele Enttäuschungen gegeben hatte in den Jahren zuvor – von Alben, die kommen sollten und nie gekommen sind, von Alben die gekommen sind, aber nicht mal die Top 100 streiften, von Songs, die veröffentlicht wurden, die keiner gehört hat oder hören wollte. Das waren die 14 Jahre zwischen Bro‘sis und „La Vita È Bella“ – man kann es nicht beschönigen. Auch wenn die Menschen draußen es vielleicht anders wahrgenommen haben, weil ich immer irgendwie präsent war. Aber ich war nicht mit dem präsent, was ich eigentlich wollte.

Feritag tritt der Sänger in der Barclays-Arena auf

Gab es Phasen, wo Sie ins Kissen heulten?

Das gab es immer mal wieder. Die ersten zwei, drei Jahre nach Bro‘sis war es sehr hart für mich, ich hatte keine Ahnung, wie es weitergeht. 2008 gab es dann ein kurzes Aufatmen und einen Achtungserfolg, als ich den Titel „Wundervoll“ zur Geburt meines Sohnes rausgebracht habe. Das darauffolgende Album war mal kurz in den Top 30, aber auch sofort wieder draußen. Und dann kam musikalisch eine wirklich lange Durststrecke. Ich kann gar nicht sagen, welches die härteste Phase war, aber es gab eben keine große Erfolgsphase. Ich bin auf dem musikalischen Radar nicht wirklich aufgetaucht.

Bro'Sis 2002 in Saarbrücken. Damals wurden Giovanni (v.l.), Shaham, Ross, Hila, Indira und Faiz als „Newcomer des Jahres“ mit der „Goldenen Europa“ ausgezeichnet. picture alliance/dpa/Becker&Brendel
Alle tragen weiße Kleidung und halten ihre Hände in der Mitte übereinander
Bro’Sis 2002 in Saarbrücken. Damals wurden Giovanni (v.l.), Shaham, Ross, Hila, Indira und Faiz als „Newcomer des Jahres“ mit der „Goldenen Europa“ ausgezeichnet.

Wie sind Sie mit negativer Kritik umgegangen?

Ich habe mal einen Brief an eine Zeitung geschrieben, um meinem Unmut Luft zu machen. Heutzutage versuche ich damit cooler umzugehen und es nicht so nah an mich ran zu lassen.

In der gerde ausgezeichneten „Giovanni Zarrella Show“ ist nicht viel Distanz – weder zu Künstlern noch zum Publikum.

Das bin ich. Ich habe das als Kind schon so gelernt. Ich sah aus erster Reihe, wie meine Eltern das im Restaurant machten. Da gab es eine Theke über Eck und an der Seite saßen meine Schwester und ich, haben mittags unsere Hausaufgaben gemacht, während Papa und Mama mit den Gästen gesprochen und bedient haben. Als Teenager fing ich an, selbst im Restaurant mitzuarbeiten.Das ist die beste Schule, die es gibt. Da kommen Menschen rein, die sind total verschieden: vom Alter, vom kulturellen Background und von der Laune. Du lernst mit jedem umzugehen. Du versuchst, ähnlich wie ein Entertainer, dem Gast in den ein, zwei Stunden die beste Zeit der Woche zu geben.Das ist deine Aufgabe, egal, wie der Kunde drauf ist.

Giovanni Zarrella: Seit 17 Jahren mit Jana Ina happy

Sie stehen für liebevollem Umgang und Respekt. Sehen Sie sich auch als Wertevermittler?

Ich spreche in der Öffentlichkeit nicht anders als Zuhause in meinen vier Wänden. Ich würde nichts draußen sagen, worüber meine Mutter sich wundern würde oder mein Sohn sich schämen müsste. Es gibt Dinge, die sind zeitlos und dazu gehören die Familie, der Respekt, die Liebe und die Wertschätzung. Ich möchte wirklich versuchen, jeden Tag ein besserer Mensch zu sein. Ich reflektiere auch über Situationen, wenn ich meine, dass ich sie nicht so gut gehandelt habe. Ich will ein guter Mensch sein. Das ist alles. Erst dann kommt der Musiker und alles andere. Der kitschigste Spruch, den ich aber wirklich für wichtig und richtig halte: „Einer von uns kann die Welt nicht ändern, aber jeder von uns kann sie ein bisschen besser verlassen, als er sie vorgefunden hat.“ Und dafür kann man ein bisschen was tun. Und wenn jeder das macht, wäre das gigantisch.


Kulturnewsletter-Logo Gummig
Das Logo des Kulturnewsletters der MOPO

„MOPOP – Der Kultur-Newsletter” bringt Ihnen jeden Donnerstag gute Nachrichten frei Haus. Ob auf, vor und hinter den Bühnen – wir sind für Sie dabei und sprechen mit den spannendsten Menschen. Dazu gibt’s Tipps zu Veranstaltungen und Neuerscheinungen und vieles mehr.  Wir freuen uns auf Sie! Hier klicken und anmelden.


Sind Sie nachtragend?

Nein, ich bin nicht nachtragend. Aber ich vergesse nichts von dem, was mir gesagt oder wie mit mir umgegangen wurde. Da bin ich wie ein Elefant. Das Gefühl, das mir Menschen hinterlassen haben, das bleibt.

Heute stehen Ihnen fast alle Türen offen. Ist es trotzdem gut, durch die ganze Mühle gegangen zu sein?

Ist es. Ich schätze es heute ganz anders. Das habe ich auch meiner Frau neulich noch gesagt. Wenn durchweg der Erfolg dagewesen wäre, dann gäbe es gar keine Abstufungen. Ich merke heute wirklich, wie sehr es mir die Menschen gönnen und sich mit mir freuen. Das ist ein wunderschönes Gefühl.

In Hamburg: Songs des Albums „Per Sempre“

Diesen Freitag treten Sie in Hamburg in der Barclays Arena auf. Wollen Sie verraten, wie Sie die Menschen dazu bringen werden, sich zu freuen?

Es ist ja meine erste Solotour. Mir ist ganz wichtig, dass ich nicht nur die Songs meiner Alben darbiete, sondern den Leuten das Gefühl gebe, dass ich sie auf einen Kurzurlaub nach Italien mitnehme und sie sich mit mir eine schöne Zeit an der Amalfiküste machen können oder bei einer Pizza in Neapel. Es soll eine Reise von „O Sole Mio“ über „Volare“, „Azzurro“ und „Felicità“ bis hin zu meinen eigenen Songs werden. Und ich habe alle neun Musiker meiner TV-Show dabei.

Konzert: 16.9., 20 Uhr, Barclays-Arena, 58-82 Euro
Album: „Per Sempre“ (Telamo/ Warner)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp