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Rechts der Galerist, links ein großformatiges Gemälde
  • Galerist Tim Ewald neben dem 1968 entstandenen großformatigen Werk „Der Steppenwolf“
  • Foto: Florian Quandt

Hamburgs vergessener Maler-Star: Ausstellung in Galerie in Eimsbüttel

Karl Kluth überlebte zwei Weltkriege, schlug sich als Heizer einer Klinik durch und nächtigte dort im Keller in der ehemaligen Leichenkammer. Heute gilt der Freund von Edvard Munch als einer der bedeutendsten  Hamburger Künstler. Doch er war lange vergessen, zuletzt veranstaltete die Kunsthalle vor 25 Jahren eine Ausstellung. Die kleine, aber sehr feine „Galerie beim Schlump“ zeigt jetzt seine spannenden Werke.

„Von Trinkern, Matronen und schwarzen Städten“, das ist der Titel der Ausstellung, die noch bis zum 23. Dezember läuft. Die beiden Galeristen Tim Ewald und Christian Radel sind stolz darauf, so viele Werke Kluths zusammenbekommen zu haben. Die Bilder sind eindringlich, oft dramatisch, ja nicht selten geheimnisvoll. In ihnen spiegelt sich ein extremes und bewegtes Leben wider.

„Die aufanischen Matronen I“ nannte Karl Kluth dieses 1967 geschaffene Bild. Florian Quandt
Querformatiges Gemälde, im Vordergrund drei Frauenfiguren, darüber drei Männerfiguren
„Die aufanischen Matronen I“ nannte Karl Kluth dieses 1967 geschaffene Bild.

1898 geboren in Halle an der Saale, kam Kluth nach dem Kunststudium in Karlsruhe 1920 nach Hamburg. Die Hansestadt war damals ein Zentrum moderner und experimenteller Malerei. Kluth stellte mit der Künstlergruppe „Hamburger Sezession“ aus, doch Erfolg hatte er nicht. In den „Goldenen Zwanzigerjahren“ hauste Kluth mit seiner Frau in oben erwähnter Privatklinik an der Warburgstraße in Rotherbaum. Doch 1928 gab es nach einer Ausstellung in Berlin doch Anerkennung, ein Kritiker schrieb: „Kluth ist eine genial veranlagte und gründlich arbeitende Natur.“ Zusammen mit dem Dichter Hans Henny Jahnn bekam Kluth den Lichtwark-Preis, besuchte 1929 Edvard Munch und freundete sich mit dem von ihm verehrten großen Meister an. Kluth bezeichnete diesen Abschnitt seines Schaffens als die glücklichste Zeit seines Lebens.

Lebenswerk ging im Feuersturm unter

Doch die endete 1933 mit der Machtergreifung der Nazis. Die schließen eine Ausstellung Kluths wegen „Förderung des Kulturbolschewismus“. Das Werk „Akt auf rotem Sofa“ wird wegen „Pornografie“ beschlagnahmt. In Berlin beschädigen Nazis seine Werke, 16 werden in der Aktion „Entartete Kunst“ aus Museen entfernt, zwölf davon zerstört. Im Alter von 42 Jahren wird der Künstler 1940 zur Wehrmacht eingezogen, er überlebt den Krieg, kommt aber erst 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft frei. 1952 wurde Kluth an die Hochschule für bildende Künste berufen, lehrte dort am Lerchenfeld bis 1965. Das Haus, in dem Kluth gelebt und gearbeitet hatte und in dem sich viele Werke befunden hatten, wurde im Krieg zerstört. Doch Kluth malte unermüdlich weiter, seine Motive: oft Trinker, Krüppel oder abgemagerte Menschen im Krankenhaus.

Zeitlos: Dieses Selbstporträt Karl Kluths ist leider nicht datiert. Florian Quandt
Das hochformatige Gemälde steht an die Wand geleht auf dem Boden
Zeitlos: Dieses Selbstporträt Karl Kluths ist leider nicht datiert.

Der Maler, vor dem Krieg kontaktfreudig und zugewandt, zog sich in sein Atelier am Grindelhof zurück und wirkte hier bis zu seinem Tode 1972. Karl Kluth wurde auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt. Ein schlichter Grabstein erinnert an einen der ganz großen Hamburger Künstler.  

Bis 23.12., Beim Schlump 10

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