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Er trägt Anzug und eine schwarze Brille, lächelt und hat die Hände zusammengelegt
  • Heinz Erhardt starb am 5. Juni 1979 in Wellingsbüttel. Noch heute inspiriert sein Werk viele Künstler.
  • Foto: United Archives/imago

Erstaunlich: Hamburg zeigt vier Shows über Heinz Erhardt – das ist der Grund

Heinz Erhardt, der 1979 auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt wurde, war nicht nur ein großer Texter und Humorist, sondern auch ein äußerst begabter Komponist und Musiker. In gleich vier verschiedenen Bühnenshows werden der Entertainer mit der dunklen Hornbrille und sein umtriebiges Schaffen beleuchtet. Die MOPO sprach mit seiner Enkelin Nicola Tyszkiewicz, die am 26. Februar ein Konzert mit prominenten Gästen in der Laeiszhalle organisiert.

MOPO: Frau Tyszkiewicz, gleich vier Shows, die um Ihren Großvater Heinz Erhardt kreisen, gastieren in den nächsten Wochen in Hamburg – vom Musical bis zur Imitationsshow ist alles dabei. Das ist schon auffällig. Wie erklären Sie sich das?

Nicola Tyszkiewicz: Zum einen ist es noch Pandemie-Verschiebungen geschuldet, zum anderen glaube ich, dass die Sehnsucht nach Lachen, Unbeschwertheit und ein bisschen Nostalgie gerade in schweren Zeiten ungebrochen ist. Und der Humor meines Großvaters hat an Popularität nichts eingebüßt. 

Nicola Tyszkiewicz, Erhardts Enkelin, plant ein Konzert in der Laeiszhalle

Auf Facebook hat er eine Viertelmillion Follower. Das ist beachtlich für jemanden, der schon 45 Jahre tot ist.

Ja, und es macht richtig Spaß, mit den Leuten dort zu kommunizieren. Es sind auch viele jüngere Menschen dabei, die sehr akribisch und enthusiastisch immer neue Texte, Fotos und Schallplatten von ihm neu für sich entdecken.

Was würde Heinz Erhardt angesichts der etlichen Hommagen sagen?

Grundsätzlich würde es ihm sicher gefallen, so viel geehrt zu werden.  Da er aber selbst sein härtester Kritiker war, würden ihm geschätzt auch einige Parodien missfallen.

Taugt Erhardts Humor gut in Krisenzeiten?

Die Werke taugen eigentlich immer, auch in Krisenzeiten. Sie bestätigen oder hinterfragen vieles, was es früher schon gab, aber sie erleichtern und amüsieren eben auch. Die Tour, die wir veranstalten, heißt nicht umsonst „Augen auf und durch“ – das war seine Antwort auf die Frage eines Journalisten, was er denn macht, wenn es mal kompliziert wird.

Gäste Wie Stefan Gwildis, Annette Frier und Dietmar Bär

Zu der Tour gehört der Heinz-Erhardt-Abend am 26. Februar in der Laeiszhalle. Was macht diese Show einzigartig?

Die musikalischen Werke meines Großvaters sind ja nicht ganz so bekannt, aber so was von charmant. Es ist der Mix aus den Kompositionen, den großartigen Arrangements von Jörg Achim Keller, dem uneitlen und bedingungslosen Einsatz der wunderbaren Gäste wie Stefan Gwildis, Annette Frier, Dietmar Bär und Fritzi Haberlandt. Und nun ja, es ist sicher auch meine Idee, es genau so und nicht anders auf die Bühne zu bringen.

Es ist schon eine Weile her, dass Sie im Nachlass Ihrer Mutter bislang unbekannte Songs und Sprechgesänge aus seiner Jugendzeit entdeckten.

Ja, das war ziemlich verrückt, weil ich natürlich sofort dachte: Wieso liegen diese Noten hier einfach so rum? Zehn Minuten später gefolgt von: Das gibt’s doch nicht, diese Stücke müssen auf die Bühne!


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Warum wenden Sie so viel Energie auf, sich um das Erbe Ihres Opas zu kümmern?

Ich werde nie vergessen und bekomme bis heute Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie ich am Todestag meines Großvaters mit meiner Mutter und Großmutter im Wohnzimmer saß. Mein Großvater lag tot nebenan in seinem Bett. Beide weinten, ich auch, und beide sagten fast wie aus einem Mund: „Großer Gott, was machen wir bloß? Wie sollen wir das schaffen, die Erinnerung an ihn zu wahren? Er hat doch solche Angst, vergessen zu werden!“ Diese Situation war und ist mein Motor!

Heinz Erhardt war ein leidenschaftlicher Musiker. Wie äußerte sich das, wenn er nicht auf der Bühne stand?

Er hatte einfach ein irres Taktgefühl und setzte sich zu Hause gerne an den Flügel. Er musste nur etwas Musikalisches im Fernsehen sehen, was ihn inspirierte. Wenn es swingte, dann schnippte er mit den Fingern und legte los. Er wollte ja ursprünglich Pianist werden.

Heinz Erhardt hatte Angst, vergessen zu werden

Stimmt es, dass er die schwarze Hornbrille nur aus Lampenfieber-Gründen trug?

Nein, er trug Brillen, weil er tatsächlich eine Brille brauchte. Aber in die Bühnenbrillen hat er sich Fensterglas einsetzen lassen, damit er durch die verschwommene Sicht eine gefühlt größere Distanz zum Publikum hatte. Das hat gegen das Lampenfieber geholfen.

Was ist die liebevollste persönliche Erinnerung, die Sie an Ihren Opa haben?

Wie wir gemeinsam im Auto saßen, als er schon krank war. Wir sind einfach lange durch die Gegend gefahren. Er liebte seine Autos und schnelles Fahren. Ich war mit seinem großen Coupé nicht ganz so geübt und habe ich immer mal wieder aus Versehen rasanter auf das Gaspedal getreten als geplant. Die Karre schoss davon, ich machte wirre Geräusche, und er hat laut gelacht und sich amüsiert. Das war echt süß.

Was würden Sie ihm sagen, wäre er jetzt nochmal hier?

Siehste Gropi, du hast die tollsten Fans, die es gibt, sie sind dir treu, sie lieben und verehren dich. Und wir sorgen dafür, dass du uns noch ganz lange nah bleibst.

Erhardt aktuell: Vier Shows in Hamburg und eine NDR-Doku

Laeiszhalle (Großer Saal): 26.2., 20 Uhr, „Augen auf und durch: Ein Abend mit Liedern und Chansons von Heinz Erhardt“, ab 52,50 Euro

NDR: 17.2., 20.15 Uhr, „Heinz Erhardt – neu entdeckt. Die musikalische Seite des großen Komikers“, Dokumentation zur „Augen auf und durch“-Tour

Laeiszhalle (Großer Saal): 31.1., 20 Uhr, „Die neue Heinz-Erhardt-Revue: Die besten Blödeleien, Gedichte und Lieder“, ab 56,65 Euro

Laeiszhalle (Kleiner Saal): 3.3., 18 Uhr, „Heinz-Erhardt-Abend mit Andreas Neumann: Neues mit alten Bekannten“, ab 35,65 Euro

Engelsaal: 2.2.-7.7., verschiedene Zeiten, „Die große Heinz-Erhardt-Show: Das Musical über den unvergessenen Schelm“, ab 46 Euro

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