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Die Sänger steht inmitten des Orchesters und legt die Hände wie zum Dank aneinander
  • Sopranistin Angel Blue (38) betörte das Elbphilharmonie-Publikum mit ihrer Stimme – und mit ihrer Zugewandtheit.
  • Foto: Daniel Dittus

Elbphilharmonie startet Saison — mit einem besonderen Programm

Es ist so eine Sache mit Spielzeiteröffnungen. Mal sollen sie knallen, mal nachhallen – und manchmal sogar kleine Zeitmaschinen sein, die einen Blick in die Zukunft ermöglichen. Die Saisoneröffnung am Dienstagabend in der Elbphilharmonie schafft Letzteres und zeigt so eindrücklich wie Star-besetzt, was dort 2022/23 zu erwarten sein wird: alle Farben – musikalisch und menschlich.

The Philadelphia Orchestra spielt zum offiziellen Auftakt – nicht, dass es in der Elbphilharmonie über den Sommer je still gewesen wäre. Es ist eines der fünf großen Orchester der USA, ein Klangkörper der Extraklasse, der Große Saal entsprechend voller Menschen (und) voller Erwartungen. Auf dem Programm: wenig Gehörtes, jedenfalls für deutsche Ohren. Musik aus dem „Melting Pot“ von den US-Komponistinnen Gabriela Lena Frank (49), Valerie Coleman (52) und Florence B. Price (1887-1953), dazwischen Samuel Barber (1910-1981). Lebendig, frei von (zu viel) Schwere – und voller amerikanischer Geschichte.

The Philadelphia Orchestra in der Elbphilharmonie

Hinreißend singt Sopranistin Angel Blue sich durch Barbers „Knoxville: Summer Of 1915“, wendet sich dem Publikum zu, den Musikern, winkt, lächelt, strahlt, nimmt alle mit auf die Reise in eine Kindheit in Knoxville/Tennessee.

Dirigent Yannick Nézét-Séguin flirtet derweil mit seinem Orchester, treibt es an, tanzt mit ihm. Auf den Sitzen scheint man die Luft anzuhalten, als Angel Blue zum Ende des ersten Teils „This Is Not A Small Voice“ singt, eine europäische Erstaufführung. Berührend, intensiv. Eine mächtige Stimme, in der Tat.

Sopranistin Angel Blue begeistert in Hamburg

Nach der Pause dann „Sinfonie Nr. 1“ von Florence B. Price, das Hauptwerk des Abends, entstanden 1932 – und 2009 zufällig entdeckt, als der neue Besitzer Prices ehemaliges Sommerhaus bezog. Price ist die erste Schwarze Frau, deren Werk damals von einem namhaften Orchester gespielt wurde. Ihre „Sinfonie Nr. 1“ vereint – unter anderem – Klassisches mit der Musik, zu der Schwarze Plantagenarbeiter tanzten, das Spitzen-Orchester klingt weich, groovig, beeindruckend. Profis.


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„Amazing“, sagt auch Yannick Nézét-Séguin mit einem breiten Grinsen, als er seinem Konzertmeister nach dem großen Finale die Hand schüttelt. Und wenig später ans jubelnde und – in großen Teilen stehende – Publikum gewandt: „Das ist ein wichtiger Abend für amerikanische Musik. Für eine Musik, die die Welt repräsentiert.“

Und es ist ein Blick in eine Schwarze Zukunft im kommenden Elbphilharmonie-Programm mit Schwerpunkten wie „Black Music“, „Afrofuturism“ und einem von der vierfachen Grammy-Gewinnerin Angélique Kidjo kuratierten Festival, zu dem sie im März 2023 einige der besten jungen, aus Afrika stammenden Sängerinnen einladen wird. Mächtige Stimmen, allesamt. Amazing.

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