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Porträt, lächelnd
  • Vom 2. bis 4. November steht Kristina Bogansky in Hamburg auf der „Quatsch Comedy Club“-Bühne.
  • Foto: Jette Mammarazzi

Eisprung, Schlampen, „Hängetitten“: Dieser Komikerin ist kein Thema zu heiß

„Wer ist noch aggro hier im Raum? Haben wir aggressive Prolls hier?“ Wenn Kristina Bogansky auf der Bühne steht, muss sich das Publikum schon mal was anhören. Da geht’s um ihre Hoffnung, eines Tages als Aggro-Oma im Seniorenheim so richtig schön rumpöbeln zu können, um „Hängetitten“ („Ich bin auch schon über 40“), Schlampen („Woher weiß der das?!“) und auch mal über den Eisprung. Seit 2017 ist die Sozialarbeiterin im Comedy-Business, im September war sie mit Carolin Kebekus auf Tour. Nächste Woche ist die Berlinerin beim „Quatsch Comedy Club“ in Hamburg zu Gast. Lustig! Die MOPO verlost Tickets für ihren Auftritt.

MOPO: Eisprung, Schlampen, „Hängetitten“ – lachen Frauen darüber eigentlich anders als Männer?

Kristina Bogansky: Ich habe das Gefühl, dass es ziemlich ausgeglichen ist, oft höre ich ja nur das Lachen und sehe nicht, wer da lacht. Ich beobachte aber, dass ich mit manchen Themen einfach nicht allein bin und dass das, was ich zum Beispiel während des Eisprungs fühle, viele Frauen anspricht – Männer aber auch, weil sie dadurch besser verstehen, was in der Zeit so abgeht. Ich zeige beim Eisprung und den „Hängetitten“ aber immer auch ein männliches Äquivalent auf, um es ausgeglichen zu halten.

Kristina Bogansky im Hamburger „Quatsch Comedy Club“

Weshalb funktioniert das Drastische – oder vielleicht besser: das Ungeschönte, das Ehrliche – für Sie so gut auf der Bühne?

Ich liebe es einfach, authentisch, direkt und ehrlich zu sein. Ich kann gar nicht anders. Du weißt bei mir immer, woran du bist. Die Welt ist so vernarrt darauf, alles zu verstellen, zu verzerren oder zu optimieren – hier noch einen Filter, da noch einen Weichzeichner –, da tut ein bisschen Ehrlichkeit auch mal gut. Mir zumindest.

Das ist aber schon auch manchmal ziemlich „roh“, was Sie da bieten.

Das ist auch mal roh, ja, aber die Leute lieben es, vor allem in der Publikumsinteraktion: Da bin ich voll in meinem Element, ich bin hellwach, fokussiert und ready to shoot. Ich wurde gerade mit ADHS diagnostiziert und auf einmal ergibt alles Sinn, denn mein ganzes Leben lang wurde mir gespiegelt, dass etwas mit der Art, wie ich kommuniziere, nicht stimmen würde. Mein direktes, oftmals vorschnelles Aussprechen von Gedanken, ohne sie vorher zu filtern, hat mich oft in Schwierigkeiten gebracht, aber für die Bühne ist es perfekt. Ich kann meinen Impulsen einfach folgen, sie ausleben und aussprechen.

Die Wahl-Berlinerin Kristina Bogansky bei der Arbeit Jette Mammarazzi
Frau mit Mikro in der Hand, lächelnd
Die Wahl-Berlinerin Kristina Bogansky bei der Arbeit

Apropos Bühne: Ist es ein deutsches Phänomen, dass Frauen im Comedy-Bereich oft übergangen werden? So nach dem Motto „Ah, nee, Sie können wir in der Show leider nicht unterbringen, wir haben schon eine Frau im Programm“? In den USA beispielsweise sieht das bei „Mixed Shows“ – wenn also mehrere Acts auftreten – ganz anders aus.

Die Erwartungshaltung des deutschen Publikums an eine Frau auf der Bühne ist deutlich höher als an einen Mann. In der Großstadt zum Glück nicht so sehr, eher in kleineren Städten. Da sind die Rollenverteilungen vielleicht noch traditioneller, klassischer, die Lebensentwürfe konventioneller. Da passt es vielleicht nicht ganz so, als ehrliche und direkte Frau auf der Bühne zu stehen, deshalb gibt’s dann vielleicht nur eine Frau im Line-up. Oder keine.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie mehr machen müssen, um akzeptiert zu werden?

Manchmal, ja. Bei „Mixed Shows“ in kleineren Städten. Da sollte ich im besten Fall noch ein Instrument spielen können, singen, mich politisch äußern, gut aussehen, aber bitte nicht zu gut, und backstage noch einen Kuchen backen, um für gut empfunden zu werden. Das jetzt mal überspitzt gesagt.

Auf „Funny Bones“-Tour mit Carolin Kebekus

Aber das ändert sich?

Zum Glück, ja, das ändert sich gerade stark. Ich erlebe mehr und mehr, dass wir auch mal zwei Frauen im Line-up sind. Leider aber immer noch nicht häufig genug.

Wie bedeutend ist es dann, wenn eine Comedy-Größe wie Carolin Kebekus mit ausschließlich weiblichen Comedians auf Tour geht?

Das war mein absolutes Highlight dieses Jahr, denn ich hatte die Ehre, bei einigen Terminen dabei zu sein. Das waren grandiose Abende. Es war ein bunt gemischtes Publikum, die Leute haben es geliebt, diese weibliche Vielfalt präsentiert zu bekommen. Es kann nicht nur eine geben, es gibt viele und das ist schön. Den Support von Carolin Kebekus zu bekommen, das war beeindruckend.

Frauen in der Comedy: Keine Selbstverständlichkeit

Gibt’s eigentlich Parallelen zwischen Sozialarbeit und Stand-up-Comedy?

Also backstage sind viele potenzielle Klienten – kleiner Scherz. Für mich ist die Parallele, dass ich versuche, Menschen eine gute Zeit zu bringen, das war ja in der Sozialarbeit nicht anders. Dort habe ich Menschen geholfen, ihre Probleme zu lösen, dadurch hatten sie langfristig auch eine bessere Zeit. Viel auch mit Humor, das war schon immer so bei mir. Lachen befreit, verbindet und entspannt am Ende auch.

„Quatsch Comedy Club“ mit Kristina Bogansky: 2.-4.11., je20 Uhr, Überseebrücke, 22-39 Euro

Tickets für die Show zu gewinnen!

Veranstalter des Gewinnspiels  ist die Morgenpost Verlag GmbH. Bei einer Teilnahme gelten unsere AGB als akzeptiert. Diese AGB finden Sie unter www.mopo.de/gewinnspiel-agb.

Die MOPO verlost 8×2 Tickets für die „Quatsch Comedy Club“-Show am 3. November.

Wer gewinnen will, schickt bis 25.10., 12 Uhr, eine E-Mail mit dem Betreff „Quatsch Comedy Club“ an kultur@mopo.de und beantwortet folgende Frage richtig: In welcher Stadt lebt Kristina Bogansky? Viel Glück!

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