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Die Personen rangeln körperlich miteinander
  • Pete (Mehmet Ateşçi) und Maggie (Lina Beckmann) sind aus einem ganz bestimmten Grund noch wach.
  • Foto: Knut Koops

Die Menschheit für ein Jahr betäuben? Theaterstück zeigt gewagtes Experiment

Wir leben im geologischen Zeitalter des Anthropozän, in dem wir Menschen unseren Heimatplaneten durch unser Sein und Tun verändern. Kurz: Alles geht kaputt, und wir sind schuld. Weil die Erde mittlerweile als ziemliche Schrottkugel durchs All rotiert, müssen Lösungen her, und eine junge australische Wissenschaftlerin hat in „Der lange Schlaf“ eine Idee. Man müsse die Menschheit ein Jahr mit einem neuartigen Gas betäuben, um der Natur die Chance zu Regeneration zu geben. Was dann passiert, zeigt das gleichnamige Stück im Schauspielhaus.

Über einen Berater gelangt der Vorschlag zu einem sendungsbewussten Minister. „Das ist Wahnsinn!“, reagiert er zunächst. Doch schließlich wird aus Wahnsinn Wirklichkeit, und in aller Welt gehen Lichter aus und Augen zu … Das Grundszenario für das Stück des australischen Dramatikers Finegan Kruckemeyer basiert auf den Erfahrungen des Corona-Lockdowns. Weitergesponnen ist es nun entweder ein Märchen oder eine Metapher, gehorcht aber immer noch den Regeln des naturalistischen Theaters.

Philipp Stölzl inszeniert das Stück am Schauspielhaus

Regisseur Philipp Stölzl (bekannt für Kinofilme wie „Der Medicus“ oder „Schachnovelle“, Musikvideos für Bands wie Rammstein) schafft eine interessante und flexible Bühnenkonstruktion, die rasch zwischen Orten und Figuren wechseln lässt. So werden – zu Livemusik und Klimachaosprojektionen – kurze Schlaglichter auf Einzelschicksale rund um den Globus geworfen.

Tolles Ensemble, der Abend aber ist nicht packend

Wirkliche Spannung gibt es aber nur in Australien, wo zwei Menschen nicht eingeschlafen sind, weil sie eine künstliche Lunge haben: Maggie (Lina Beckmann) und Pete (Mehmet Ateşçi) sind wie zwei Magneten, die sich immer wieder wenden – zwischen Anziehung und Abstoßung. Trotz des insgesamt tollen Ensembles schafft es der Abend nicht zu packen. Er illustriert zu viel und verliert sich dabei in seiner eigenen Komplexität. Ach ja: Die Welt wird auch hier nicht gerettet.

Schauspielhaus: 1./5./17.2., diverse Uhrzeiten, 9-53 Euro, Tel. 24 87 13

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