Auch Hamburg ist begeistert: Warum die ganze Welt den Trick dieses Duos nachzaubert
Das charmante Magier-Duo Siegfried & Joy begeistert als Internet-Phänomen und auf Theaterbühnen! Beim Glastonbury-Festival, am Londoner Westend und bei „America’s Got Talent“ sind sie schon aufgetreten. Neben dem wohl berühmtesten Magier der Welt – David Copperfield – gehören auch Kylie Minogue, Jimmy Fallon und Jennifer Aniston zu den Fans des Duos. Im großen MOPO-Interview erzählen Siegfried & Joy, wie sie zur Zauberei gekommen sind, was das Tolle am Glitzer-Outfit ist und was die Zuschauer ihrer Shows am meisten überrascht.
Das charmante Magier-Duo Siegfried & Joy begeistert als Internet-Phänomen und auf Theaterbühnen! Beim Glastonbury-Festival, am Londoner Westend und bei „America’s Got Talent“ sind sie schon aufgetreten. Neben dem wohl berühmtesten Magier der Welt – David Copperfield – gehören auch Kylie Minogue, Jimmy Fallon und Jennifer Aniston zu den Fans des Duos. Im großen MOPO-Interview erzählen Siegfried & Joy, wie sie zur Zauberei gekommen sind, was das Tolle am Glitzer-Outfit ist und was die Zuschauer ihrer Shows am meisten überrascht.
MOPO: Sie haben gerade eine weitere umjubelte Show im Schmidts Tivoli gespielt. Wie fühlen Sie sich?
Joy: Euphorisiert! Wir haben so viel Liebe empfangen!
Siegfried: Nach der Show verabschieden wir am Ausgang häufig die Leute persönlich, und da erfahren wir immer so viele Geschichten, die uns das Bewusstsein dafür geben, dass Menschen aus verschiedenen Lebenslagen und Tagesformen in dieses Theater kommen. Heute war ein Mädchen mit seinen Eltern da, sie haben 18. Geburtstag gefeiert und zusammen gesungen. Manche sind von weit her angereist. Ein anderer kam ganz allein und saß in der ersten Reihe.
Joy: Aber niemand ist bei uns wirklich allein! Es ist immer toll, wenn wir von fünfjährigen Kindern bis hin zu 80-jährigen Damen mehrere Generationen zusammenzubringen und es hinkriegen, dass alle gemeinsam eine schöne Zeit haben, weil sie in dem Moment gegenwärtig sind. Die Leute sagen dann oft: „Krass, dass ihr noch nach der Show mit uns redet und Fotos macht“. Aber es ist ja genauso schön für uns – wie ein Geschenk. Denn wir machen alles aus Leidenschaft und Spaß und sehen es nicht so sehr als Job.
Siegfried: Letztendlich ist es ja so: Die Energie, die die Besucher:innen von uns bekommen, bekommen wir auch von ihnen. So ist das Prinzip unserer ganzen Show, die ja sehr interaktiv ist. Die Leute aus dem Publikum, die mit uns auf die Bühne kommen, kriegen von uns viel Freiraum und gleichzeitig das Gefühl, dass sie ihn auch nutzen können. Sie werden nicht ausgelacht. Der Platz auf der Bühne ist bei uns ein sicherer Ort.
Siegfried & Joy: Zwei Milliarden Aufrufe bei Tiktok
Eigentlich könnten Sie doch mittlerweile viel größere Säle füllen?
Joy: Es gibt viele Leute, die uns diesbezüglich Tipps geben wollen. Ein Veranstalter hatte unseren Auftritt gesehen und sagte: „Wir bringen Shows vom Theater in die großen Hallen.“ Aber wir wollen das gar nicht! Wir wollen nicht als Massenevent in Arenen mit Leinwand stattfinden, wo die Getränke 7 Euro kosten. Aktuell ist es ja so, dass man schnell sein muss, um für unsere Shows ein Ticket zu bekommen. Wir haben eine ganz schlechte Homepage, wir hängen keine Poster auf, machen keine Werbung dafür. Wenn du immer im Fernsehen zu sehen bist, dann wirst du den Leuten ja vorgelegt. Aber wir wollen, dass sie uns noch finden. Wir mögen es, noch eine Art Geheimtipp zu sein.
Dabei sind Sie im Internet längst Weltstars: Auf Instagram haben Sie fast 900.000 Follower, auf TikTok zwei Milliarden Aufrufe Ihrer Videos.
Siegfried: Dennoch ist es in erster Linie die Mundpropaganda, die uns die vollen Säle beschert. Je mehr Shows wir spielen, desto mehr Nachfrage erzeugt sich.
Joy: Die Leute, die nur wegen der Videos kommen, denken oftmals, es wäre eine Comedyshow. Dann erst merken sie, dass wir wirklich zaubern können. Das heißt, wir überraschen sie. Das ist bei der Zauberei eh das Wichtigste, um Magie entstehen zu lassen: Mit der Erwartungshaltung der Menschen zu spielen.
Siegfried & Joy: „Der Grundantrieb ist immer Spaß“
Wie sind Sie überhaupt zum Zaubern gekommen?
Siegfried: Ich komme von der klassischen Zauberei. Ich habe mit zehn Jahren angefangen und ab 15 Jugendwettbewerben teilgenommen. Ich war mal Jugendmeister.
Joy: Mein Vater war Pantomime, ich bin quasi in einem kleinen Theater mit dem Entertainment aufgewachsen. Zum Zaubern kam ich als Quereinsteiger. Siegfried habe ich im Zauberladen kennengelernt, und dann hat es irgendwie gepasst, und wir haben unsere Show zusammengestellt.
Siegfried: Als wir uns kennenlernten, waren wir uns schnell einig, dass wir die meisten Zaubershows als angestaubt empfinden und die Gestalt des Zauberers sehr eintönig.
Ihre Zauber-Clips mit dem goldenen Tuch und der Céline-Dion-Musik werden millionenfach geteilt. War das eine Idee, die sich verselbstständigt hat?
Siegfried: Ja, so ein bisschen. Aber es ist für uns jetzt auch nicht zum Prinzip geworden, solche Videos zu machen, denn der Grundantrieb ist immer Spaß.
Joy: Die Videos sind quasi nur eine Zweitverwertung. Das Erste ist die Performance im öffentlichen Raum, mit der wir Leuten eine Freude machen wollen. Im Endeffekt ist das immer unser Hauptziel: Leute im Alltag zu verzaubern. Ob sie dann lachen oder staunen, spielt dabei keine Rolle.
@siegfriedandjoy Las Vegas in Purple! ✨ #lasvegas #siegfriedandjoy
♬ It’s All Coming Back To Me Now – Céline Dion
Leute aus der ganzen Welt kopieren die Idee und drehen Clips, in denen sie Menschen oder Gegenstände vermeintlich verschwinden lassen.
Joy: Es gibt mittlerweile 10.000 solcher Videos. Selbst Kinder aus Nigeria haben die Idee aufgegriffen. Da steht dann das ganze Dorf da und macht mit bei dem Trick – das hat uns echt berührt. Es gibt auch drei Typen von einer malaysischen Tankstelle, die ständig Videos schicken, wie sie die Autos verschwinden lassen. Man kann das gar nicht mehr alles verarbeiten, es ist zu viel auf allen Netzwerken. Es ist im Laufe der Jahre zum Kult geworden, auch wenn wir nie dazu aufgerufen haben, uns Videos zu schicken.
Siegfried: Wir kriegen Nachrichten von Familien, die uns ihren Clip schicken mit Zeilen wie: „Wir waren gerade im Wald und haben vier Stunden Zaubern gespielt.“ Es ist interessant, dass Leute in den sozialen Netzwerken ein Video konsumieren und den Inhalt auf die reale Welt übertragen und sich plötzlich analog damit beschäftigen. Dieser Transfer gefällt uns natürlich total.
Siegfried & Joy waren 2022 bei „America’s Got Talent“
Sie hatten 2022 einen Auftritt bei „America‘s Got Talent“. Wie kam es dazu?
Joy: Sie hatten uns angefragt, flogen uns ein, gaben uns Taschengeld, und wir dachten, wir könnten daraus eine tolle Bildungsreise machen. Und das wurde es auch: Wir sind nach dem Auftritt nach Las Vegas gefahren, um die Show von David Copperfield anzuschauen. Wir kamen rein ins Theater und hatten die schlechtesten Plätze ganz hinten gekauft. Auf einmal kommt eine Frau namens Ashley zu uns und sagt: „Ihr seid doch Siegfried und Joy!“ Sie erzählte uns, dass sie ein großer Fan sei und David sagen würde, dass wir hier sind.
Siegfried: Dann kam auf einmal sein ganzes Team zu uns: Die sind so jung, die kannten uns alle und hatten ihm unsere Videos gezeigt. Es hieß dann: „David will euch nach der Show treffen.“ Sie gaben uns Armbändchen und führten uns zwei Minuten vor Showbeginn vor allen Leuten an den besten Tisch direkt vor der Bühne.
Joy: Nach der Show meinte er zu uns: „Keep up the good work“ – und hat für ein Foto mit uns posiert, nachdem wir gar nicht gefragt hatten. Eigentlich war also er es, der ein Foto mit uns wollte. Ha! Es war alles in allem eine absurde Situation.

Ohne die Anzüge hätte man Sie wohl gar nicht erkannt.
Siegfried: Nein, aber das ist ja das Tolle. Jedes Kompliment, das wir bekommen, ist eins an Siegfried und Joy.
Joy: Wir können Beides supergut für uns trennen. Deswegen nehmen wir uns als Personen auch nicht so wichtig, denn wenn wir das Kostüm nicht anhaben, sind wir ganz normale Typen. Im Glitzer-Anzug erkennt man uns allerdings im Umkreis von 500 Metern in Städten wie London, Las Vegas oder Paris immer. Es gibt Leute, die extra aus dem Bus springen, um mit uns ein Video zu machen. Und mittlerweile sind wir auch eine pantomimische Geste geworden: Wenn wir über die Straße gehen, dann sehen wir überall Leute, die mit den Händen so tun, als würden sie das goldene Tuch schütteln. Das ist quasi die Gebärde für Siegfried und Joy.
Noch mal zurück zu „America’s Got Talent“. Sie sind dort zwar in die nächste Runde gekommen, wollten dann aber nicht weitermachen.
Siegfried: Wir haben uns das natürlich gut überlegt, aber jeder Grund weiterzumachen, wäre ein Erfolgs-Grund gewesen.
Joy: In Amerika dreht sich alles nur um Erfolg, um Geld und um Karriere. Aber wir waren da zum Spaß. Wir haben uns gesagt: Wir haben in diesem wunderschönen Theater auf der großen Bühne gespielt. und wir haben die Jury überzeugt, weil wir uns die Leute im Publikum erspielt haben. Es war wunderschön, es war legendär, und das können wir eh nicht besser machen.
Siegfried & Joy: Warum sie sich nie auf die Nerven gehen
Das Ziel der Show ist ja, danach in Las Vegas aufzutreten. Das war doch immer Ihr Traum!?
Joy: Ja, aber als wir da waren, haben wir gemerkt, dass wir da gar nicht hinwollen. Wir bringen lieber das, was uns an Vegas gefällt, mit uns. Außerdem leben wir ja schon unseren Traum seit 2016; seitdem treten wir in Theatern auf und die Leute kommen. Es gibt gar kein größeres Ziel für uns. Aber das Schöne ist, dass die steigende Popularität uns ermöglicht hat, auch im Ausland aufzutreten. Damit haben wir dieses Jahr angefangen und wollen das weiter ausbauen.
Gehen Sie beide sich eigentlich nie auf die Nerven?
Joy: Nee, und das ist so verrückt und vermutlich das Magischste von allem: dass wir uns auch nach wochenlangen Touren so gut verstehen.
Siegfried: Denn wie viele Personen hat man in seinem Leben, mit denen so etwas überhaupt möglich ist? Aber es liegt bei uns wohl auch daran, dass wir beide das, was wir machen, gleich doll lieben und der jeweils andere die einzige Person ist, mit der man die verrückten Sachen und krassen Erlebnisse, die wir haben, teilen kann.