Familie Buddenbrook sitzt am Tisch

Kaufmann Grünlich (Colin Hausberg, l.) – wie sich später herausstellt, ein Mitgiftjäger und Aufschneider – stattet Familie Buddenbrook einen Besuch ab. Foto: Oliver Fantitsch

Die „Buddenbrooks“ im Ohnsorg-Theater: eine Glanzleistung!

Bestnote für die „Buddenbrooks“! Als wahre Bilderbuch-Aufführung bringt das Ohnsorg-Theater die dickleibige Familiensaga von Literaturnobelpreisträger Thomas Mann (1875-1955) auf die niederdeutschen Bühnenbretter.

Das Drama um den Verfall einer angesehenen Lübecker Kaufmannsfamilie – in der klug erzählten und detailreich ausgestatteten Inszenierung von Regisseur Marc Becker (auch zuständig für die feinsinnige Bearbeitung der Bühnenfassung von John von Düffel) wird es zum herausragenden Ereignis.

Rivalen: die Brüder Christian (Flavio Kiener) und Thomas (Marco Reimers) Oliver Fantitsch
Flavio Kiener und Marco Reimers als Christian und Thomas Buddenbrook
Rivalen: die Brüder Christian (Flavio Kiener) und Thomas (Marco Reimers)

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Geschwister Thomas, Christian und Tony. Den drei Kindern des Konsuls Buddenbrook (Oskar Ketelhut) und seiner Gattin (Birte Kretschmer) bleibt im Streben nach Eigenständigkeit nur wenig Spielraum. Das herrschaftliche Haus (Bühne: Katrin Reimers) der vornehmen Familie ist bedrückend düster. Und übervoll behangen mit Riesenporträts ernst blickender Vorfahren, die den Nachkommen bei der Gestaltung eigener Lebensvorstellungen kaum Luft nach oben lassen. 

Klaglos führt Thomas nach dem Tod des Vaters die Firma – obwohl es stetig nur bergab geht

Selbstverständlich erbt der Älteste die Firma. Klaglos führt Thomas (Marco Reimers) nach dem Tod des Vaters die Geschäfte in dessen Sinne weiter – jahrzehntelang, obwohl es stetig nur bergab geht. Zu den Sorgen des Kaufmanns gesellen sich die als Familienoberhaupt. Denn in seiner Ehe mit Geigenvirtuosin Gerda (Julia Kemp) findet Thomas keinen Rückhalt. Unverhohlen zeigt die Künstlerin ihre Zuneigung zu Christian (Flavio Kiener), einem Luftikus und Abenteurer, der die künstlerische Bohème der bürgerlichen Gesellschaft vorzieht. 

Vom Leben als Gewinn- und Verlustrechnung erzählt auch das Schicksal ihrer Schwester. Tony (Laura Uhlig) kehrt nach jeder gescheiterten Ehe – die erste wurde noch vom Vater arrangiert, fatalerweise mit dem Schwindler und Mitgiftjäger Grünlich (Colin Hausberg) – ins Elternhaus zurück. 

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Die schauspielerischen Glanzleistungen machen das Publikum zu faszinierten Beobachtern spannungsreicher, von inneren Widersprüchen zerriebener Charaktere, im Alltagsleben gefangen zwischen Pflicht und Neigung, Tradition und Fortschritt. Ein Fest für Fans nuancierter Schauspielkunst.

Ohnsorg-Theater: bis 28.5., diverse Termine und Zeiten, 34,16-43,12 Euro, Tel. 35 08 03 21

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