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Stefan Stoppok steht vor einem alten Wohnwagen, man sieht Gardinen im Fenster
  • Liedermacher Stefan Stoppok (67) brachte vor 30 Jahren sein Album „Happy End im La-La-Land“ raus.
  • Foto: MARTIN HUCH

„Dem Sensenmann von der Schippe gesprungen“: Musiker feiert besonderes Jubiläum

Mit dem Album „Happy End im La-La-Land“ katapultierte sich der Liedermacher, Multiinstrumentalist und Rockmusiker Stefan Stoppok 1993 ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Dass viele Lieder der Platte sich auch nach 30 Jahren im Live-Repertoire des Entertainers finden, spricht für ihre Zeitlosigkeit und Musikalität. Klar, dass das Jubiläum gebührend gefeiert werden muss – mit einer großen Sause in der Fabrik und Gästen aus drei Dekaden seines Schaffens. Im MOPO-Interview spricht der Hamburger über seinen jüngsten Schockmoment, den Lohn für seine Eigensinnigkeit und die hiesige Musikszene.

MOPO: Im November gab es nicht so schöne Neuigkeiten von Ihnen: Sie hatten einen Herzinfarkt. Wie dramatisch war es?

Stoppok: Es hätte dumm ausgehen können. Ich hatte unverschämtes Glück oder anders gesagt: Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hatte die richtigen Leute am Start. Wenn meine Frau mich nicht so gedrängt hätte, hätte ich sicher den Moment verpasst, rechtzeitig ins Krankenhaus zu fahren, und wir hätten eine Beerdigung mehr gehabt.

Der Hamburger Sänger hatte einen Herzinfarkt

Wie geht es Ihnen heute?

Nachdem ich mich drei Monate extrem geschont und im Anschluss eine dreiwöchige Reha im UKE gemacht habe, fühle ich mich wieder fit und körperlich fast wie neu. Damit liege ich ja voll im „Refurbished“-Trend: lieber alte Sachen reparieren als neu zu kaufen!

Vor ein paar Tagen haben Sie Ihre Rückkehr auf die Bühne gefeiert. Spielt es sich mit drei Stents anders?

Wirklich anders ist es nicht, man realisiert ja nicht, dass man da etwas im Herzen hat. Aber es stimmt, was die Leute sagen: Wenn man dem Sensenmann einmal von der Schippe gesprungen ist, ist jeder Moment noch wertvoller. Im Übrigen war es sehr bewegend, so viel Anteilnahme und Freude vom Publikum über mein Quasi-Comeback zu spüren. Das hat mein Herz noch mehr gesunden lassen!

Sie leben schon einige Jahre in Hamburg. Fühlen Sie sich mittlerweile als Teil der hiesigen Musikszene?

Ja, die Hamburger Szene ist sehr umtriebig und gut vernetzt, da gibt es viele Berührungspunkte. Besonders toll finde ich, dass es so viele unterschiedliche Musikerinnen und Musiker gibt, die aber sehr gut miteinander harmonieren.

Stoppok feiert sein Album „Happy End im La-La-Land“

Mit Ihrem letzten Studioalbum „Jubel“ haben Sie es nach 40 Jahren erstmalig bis auf Platz 4 der deutschen Charts geschafft. Ein gutes Gefühl?

Es fühlt sich natürlich sehr gut an, und vor allem bestätigt es mich darin, dass es richtig war, meinen eigenen, sehr individuellen Weg zu gehen – ohne Kompromisse, ohne Major-Label im Rücken.

In diesem Jahr feiert Ihr Album „Happy End im La-La-Land“ sein 30-jähriges Jubiläum. Sie legen es als limitierte, orangefarbene Doppel-Vinyl-Edition mit einigen Bonus-Tracks neu auf. Was hat die Platte seinerzeit so besonders gemacht?

Sie klang einfach anders und hob sich in der Zeit sehr von den anderen Veröffentlichungen ab. Das lag vor allem auch an der Bandsituation. Jedes der Bandmitglieder hatte sich optimal in die Produktion eingebracht. Allen voran mein Freund Danny Dziuk, der nicht nur unser Keyboarder war, sondern auch viele Songs mit mir zusammen geschrieben hatte. Wir hatten uns einfach austoben können und keinen Produzenten, der uns seine Soundvorstellungen aufdrücken wollte.

Das Album löste einen regelrechten Hype um Ihre Person aus. Wie haben Sie das damals empfunden?

Als sehr befreiend, weil meine damalige Plattenfirma das Album nicht veröffentlichen wollte und mich, nachdem ich mich geweigert hatte, irgendetwas daran zu ändern, vor die Tür gesetzt hatte. Dann kam das Ganze bei einem kleinen Label raus und wurde ein Erfolg. Es brachte mich als ersten deutschen Künstler auf die Titelseite des „Rolling Stone“-Magazins, unsere Videos liefen bei Viva rauf und runter, und wir spielten ein ausverkauftes Konzert nach dem anderen. Es war letztendlich der Grundstein für meinen bis heute erfolgreichen Werdegang fernab der gängigen Karrierepfade.

Wie gut ist das Werk gealtert?

Erstaunlicherweise haben die Songs immer noch eine sprachliche und inhaltliche Relevanz, sodass man ihnen die 30 Jahre nicht anmerkt. Wahrscheinlich auch, weil wir eben nicht den damals aktuellen Sound der Anfang 1990er draufhatten.

Am 25. März gibt’s ein Konzert in der Fabrik

Am 25. März gibt es das Jubiläumskonzert zum Album in der Fabrik. Was genau haben Sie da vor?

Wir werden das komplette Album live so spielen, so wie wir es im Studio eingespielt hatten. Einige der Songs habe ich noch nie live gespielt, das heißt, es wird nach 30 Jahren noch mehrere Uraufführungen geben. Meine Band von damals wird dabei sein, aber auch meine neue Band plus einige Gäste. Mehrere Gitarristen sind am Start, ein Streichquartett und auch meine Freunde aus Kalkutta, die Songteile des Albums schon in einigen Bollywood-Filmen verewigt haben. Für alle, die in der Fabrik nicht dabei sein können, wird es einen Livestream geben, den man auch noch zeitversetzt und in der Wiederholung sehen kann.

Konzert: 25.3., 20 Uhr, Fabrik, 40 Euro; Livestream-Ticket ab 12 Euro unter stoppok-gaeste.reservix.de
Album: Stoppoks „Happy End Im La-La-Land“ erscheint als limitierte Orange-Doppelvinyl (Grundsound/Indigo) am 24. März
Radio: Einstündiges Radio-Special auf NDR 90,3 bei „Hamburg Sounds“ am Donnerstag (16.3.) ab 20 Uhr

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