Drei Menschen auf der Bühne, der Mann vorne trägt nur eine kurze Hose und gestikuliert wild

Oda Thormeyer, Jeremy Mockridge, Franziska Machens (v.l.) in „Was ihr wollt“ am Thalia-Theater Foto: Katrin Ribbe

Bunt, lustig, queer – und brav: „Was ihr wollt“ am (neuen!) Thalia-Theater

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Die erste Premiere im neuen Thalia-Theater unter der Intendanz von Sonja Anders ist eine Shakespeare-Komödie: „Was ihr wollt“. Verspielt, bunt, lustig, queer – und brav.

Mit „Was ihr wollt“ kann man nicht viel falsch machen. Shakespeare hat in seiner Komödie alle Elemente für ein vergnügliches Erlebnis eingebaut: viele naive Liebschaften, Crossdressing, einen gesunden Schuss Trunkenheit, reichlich Anzüglichkeiten und Verwechslungen sowie mit dem Diener Malvolio eine Figur, die alle schlechten Energien in sich bündelt und ihr Fett wegkriegt. 

Regisseurin Anne Lenk dreht in der Inszenierung ihren Shakespeare nicht auf links, sondern verpasst ihm nur hier und da ein paar Schleifchen, Wendungen und Figuren, die so vor 400 Jahren nicht im Buche standen. Und eine gute Prise Queerness.

Gloria Odosi als Viola in Shakespeares „Was ihr wollt“ (Regie: Anne Lenk), im Hintergrund das Orchester im Treppenhaus Katrin Ribbe
Vorne sitzt Viola, im Hintergrund auf unterschiedlichen Stufen das Orchester mit Instrumenten
Gloria Odosi als Viola in Shakespeares „Was ihr wollt“ (Regie: Anne Lenk), im Hintergrund das Orchester im Treppenhaus

Nach einem Schiffbruch strandet Viola an der Insel Illyrien. Sie glaubt ihren Zwillingsbruder Sebastian ertrunken. Sie tritt verkleidet als junger Mann in den Dienst des liebestrunkenen Herzogs Orsino. Dessen Schmachten („die Raserei, die Liebe heißt!“) nach Gräfin Olivia bleibt unerhört. Stattdessen verknallt sich Olivia in Viola. Aber die hat sich in Orsino verguckt: It’s complicated! In der Nebenhandlung geht es auch hoch her: Malvolio – der hier in Frisur und Manier verdammt dem Bundeskanzler ähnelt – versucht, Ordnung in die fröhliche Truppe am Hofe zu bringen und droht, das WLAN abzustellen: „Schluss mit Rambozambo!“ Sebastian taucht lebendig wieder auf, und das große Verwirrspiel dreht eine Extrarunde. Am Schluss finden sich die Paare in gleichgeschlechtlichen Kombis zusammen. Und zum Finale knutschen dann alle durcheinander.

„Was ihr wollt“ am Thalia-Theater: Erste Premiere der neuen Intendantin Sonja Anders

Diese Inszenierung ist ein unterhaltsamer Abend, der jedoch keine Überraschungen bietet und so recht brav bleibt. Toll ist das „Treppenhausorchester“, das die volle Spielzeit die Akteure musikalisch unterstützt. Und ein paar neuen Ensemblemitglieder ragen heraus. Besonders Franziska Machens (Olivia) deutet ihre Klasse an. Bei Jannik Hinsch (Orsino) darf man gespannt sein, ob er ernstere Rollen ähnlich bravourös meistert. Und Jeremy Mockridge hat das Glück und Können, den Malvolio zur dominanten Figur auf der Bühne zu formen.

Alles in allem ein stabiler Start für alle: Haus, Publikum und Bühnenteam. Da kommt aber noch mehr!   (KAM)

Thalia-Theater: 26.9., 3./4./7.10., diverse Zeiten, 14-69 Euro, Tel. 32 81 44 44

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